Test - The Walking Dead: Michonne : Episode 3: What We Deserve
- PC
Michonne bleibt keine Zeit zum Verschnaufen. Kaum war der erste Angriff abgewehrt, meldete sich am Ende der vorigen Folge auch schon Norma über das Funkgerät. Sie hätte gerne ihren Bruder zurück, doch ist für unsere Gruppe eigentlich klar, dass sie in der Falle sitzt. Nun gilt es, aus dieser verworrenen Situation möglichst heil herauszukommen, schließlich befinden sich auch Kinder darunter. Wir haben uns nicht nur die letzte Episode angesehen, sondern bewerten auch die Miniserie als Ganzes.
Geiselübergaben und -austauschaktionen haben in The Walking Dead Tradition. Immer wieder kommen sich feindlich gesinnte Fraktionen in die Quere. Doch wie löst man solch eine Pattsituation auf? Feilschen am Rande des Nervenzusammenbruches ist angesagt: „Ihr bekommt ihn, sobald ihr sie rausrückt!“ Jeder falsche Satz, jede falsche Bewegung führt zur Eskalation, die beinahe unvermeidbar wirkt. Genau in solch eine Situation versetzt euch Telltale und führt euch unbarmherzig vor Augen, wie aussichtslos sie ist. Irgendetwas wird schiefgehen. Es ist nur eine Frage der Zeit.
Dialoge ohne Tiefgang
Abseits dieses Herzstücks der Episode warten deutlich weniger Quick-Time-Events als im Vorgänger, dafür jedoch mehr Dialoge auf euch. Nur dass diese bei einer Episodenlänge von lediglich etwas mehr als einer Stunde wieder völlig belanglos erscheinen. Die Probleme von The Walking Dead: Michonne sind hausgemacht. Die Story und die Glaubwürdigkeit der Charaktere leiden unter der extremen Kürze des Titels. Die klassische Meldung „Charakter X wird sich daran erinnern“ wirkt fast schon höhnisch, wenn man sich dabei denkt: „Ja und? Ist eh gleich vorbei“. Es fehlt völlig der Bezug zu den Figuren, wodurch dem Entscheidungssystem jegliche Tragweite genommen wird.
Die Geschichte hätte locker auch zehn Stunden füllen können – nicht weil sie so umfangreich ist. Aber auch eine kleine, persönlichere Geschichte benötigt glaubwürdige Dialoge, um zu funktionieren. Hier jedoch haben wir oft das Gefühl, die Entwickler wollten möglichst schnell ans emotionale Ziel kommen. Denn natürlich sollen die Dialogoptionen euch in moralische Zwickmühlen versetzen, doch länger als drei Zeilen Dialog darf es zum Aufbau dieser nicht brauchen. Dadurch wirken die Gespräche oberflächlich und gehetzt, ähnlich dem Abhaken einer Checkliste.
Einbildung und Realität
Auch zahlreiche Rückblenden dürfen wieder nicht fehlen, wobei Michonne dabei die Realität immer mehr mit ihren Erinnerungen vermischt und halluziniert. Insgesamt ist das aber nur noch mehr vom Selben und hatte auf uns daher nicht mehr die emotionale Wirkung wie noch in der Episode davor. Im Gegenteil, es war beinahe fast schon zu viel. Wir haben schließlich bereits verstanden, dass Michonne mit ihrer Vergangenheit hadert.
Dennoch ist sie der einzige Charakter, in dessen Psyche wir zumindest ein wenig glaubhaft Einblick erlangen. Wir erfahren nicht, was sie wirklich denkt. Nicht einmal, was ihre Beweggründe sind, trotz all des Leids immer noch weiterzumachen und nicht aufzugeben. Aber gerade das ist eigentlich die stärkste Idee, die das Spiel vermittelt. Wir beginnen uns zu fragen, ob wir genauso weiterkämpfen würden, ob wir immer wieder aufstehen würden, obwohl es keinen rationalen Grund mehr zu geben scheint. Wir fragen uns, ob es purer Überlebenstrieb ist oder ob da nicht doch noch etwas anderes ist. Schade, dass sich das Spiel nicht die Zeit nimmt, diese Gedanken besser auszugestalten.
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