Test - Spirit Camera: Das verfluchte Tagebuch : Horror in den eigenen vier Wänden
- 3DS
Stichwort “Augmented Reality“: Moderne Handheld-Geräte bieten dank Gyrosensor und Kamerafunktion einige sehr interessante Möglichkeiten, das Spielgeschehen mit unserer real existierenden Umgebung zu vermischen. Spirit Camera treibt diese Idee auf die Spitze und ist gleichzeitig leider ein Beispiel dafür, dass die derzeitige Technologie mehr Feinschliff für solche Projekte benötigt.
Grusel, Grusel: Euer Nintendo 3DS wird dank Spirit Camera zu einer ganz besonderen Kamera, mit der ihr Geistererscheinungen sehen könnt. Mit diesem Werkzeug ausgestattet begebt ihr euch auf die Suche nach der Frau in Schwarz, die mit ihrer Macht Menschen entstellt und in ihr Tagebuch sperrt.
Dem Spiel liegt besagtes Buch bei, worin vornehmlich Bilder und Fotografien abgedruckt sind. Legt es auf eine glatte, ebene Fläche und haltet den Nintendo 3DS direkt darüber. Auf dem oberen Bildschirm seht ihr dann dank der Außenkamera des Gerätes eure Umgebung und demnach auch das Buch. Im Laufe der Geschichte sollt ihr eine Seite nach der anderen aufschlagen und jeweils euren Handheld mittels zweier Kreise korrekt ausrichten. Habt ihr es richtig gemacht, dann projiziert das Spiel plötzlich Grafiken und Bewegungen auf die Bilder des Buches.
"Augmented Reality" heißt der Zauber, mit dem eure reale Welt durch Pixel und Polygone verziert wird. Der Ansatz von Spirit Camera ist durchaus interessant und macht bei der Buchidee nicht halt. Bereits nach kurzer Spielzeit werdet ihr aufgefordert, euch mittels 3DS-Kamera umzuschauen. Schaut ihr in die richtige Richtung, dann seht ihr auf dem Bildschirm ein Mädchen namens Maya und wie dieses mitten in eurem Zimmer zu schweben scheint. Des Weiteren entdeckt ihr auf diese Weise böse Geister, die ihr natürlich bekämpfen müsst.
Licht tötet Atmosphäre
Das hört sich schaurig und total toll an? Wäre es sogar, wenn es nicht einen riesengroßen Haken gäbe, der das Potenzial der Atmosphäre komplett zerstört. Die im 3DS eingebaute Kamera ist nicht besonders hochwertig und schafft nur bei guten Lichtverhältnissen akzeptable Resultate. Im Falle von Spirit Camera bedeutet dies, dass die einzelnen Buchseiten einzig bei hellem Sonnenschein erkannt werden - jedoch schreit die Geschichte regelrecht nach einem abgedunkelten Zimmer.
Es bleibt leider nicht bei diesem grundlegenden Problem. Die bereits genannten Kämpfe sind langweilig und mit Ausnahme des allerletzten kinderleicht. Den Entwicklern ist schlicht nicht mehr eingefallen, als dass ihr das Gerät für einen längeren Zeitraum auf den Gegnergeist haltet und per Schultertaste genau dann eine Attacke startet, wenn er euch angreift.
Kaum Spielsubstanz
Das Rätsel-Design ist ebenso eine Enttäuschung: Zwar erhaltet ihr im Laufe der Geschichte mehrere Linsen, mit denen ihr beispielsweise kaputte Bilder rekonstruieren oder einen mysteriösen violetten Nebel vertreiben könnt. Allerdings verrät euch Maya in fast jeder Spielsituation, welche Linse ihr wann zu benutzen habt. Die Wahl der richtigen Buchseite fällt genauso selten schwer und sorgt nur bei einem ganz bestimmten Versteckspiel mit einem Geisterjungen für minimale Denkarbeit.
Zu guter Letzt ist Spirit Camera erschreckend kurz und bereits nach zwei Stunden durchgespielt. Die Minispiele, die ihr optional auswählen könnt, sind dermaßen simpel, dass sie kaum der Rede wert sind. Ähnliches gilt für die Grafik, die ebenfalls unter der schwachen Kameratechnologie des 3DS leidet, sowie den kaum vorhandene Sound. Die Entwickler haben es nicht einmal geschafft, alle Gespräche mit Maya zu synchronisieren.
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