Special - Reich werden durch Cheats : Unglaublich! Millionen scheffeln mit Wallhack und Co.
Jedem Spieler ist mindestens einmal ein Cheater über den Weg gelaufen. Ein Mitspieler, der mit jedem Schuss perfekt trifft, wohl wegen göttlicher Allwissenheit über alle Positionen sämtlicher Spieler auf dem Server Bescheid weiß und scheinbar übermenschliche Reflexe besitzt. Vor allem in den letzten Jahren sind Cheater ein immer größeres Problem geworden. Auf der einen Seite locken im eSport Turniere mit immens hohen Preisgeldern, auf der anderen Seite wird es immer einfacher, betrügerische Hilfsprogramme zu verwenden.
Auf den Steam Dev Days sprachen Simon Allaey und Aarni Rautava von Easy Anti Cheat über die anhaltende Problematik von Betrügern in Online-Spielen. Die Einblicke, die die beiden Mitarbeiter der Download-Plattform gaben, sind wahrlich spannend. Zunächst die ernüchternde Nachricht: Kein Spiel kann komplett vor Cheatern geschützt werden. Die Zukunft in der Bekämpfung von Betrügern liegt laut ihnen darin, als Entwickler möglichst viele Hürden und Hindernisse zu entwerfen, um es Programmierern von Cheats so schwer wie möglich zu machen.
Das Dreiergespann des Cheatens
Das Hauptproblem am Cheaten selbst sind nicht nur die Spieler, die auf Betrugssoftware zurückgreifen, sondern auch die Entwickler dieser Programme sowie die Händler, die Cheats vertreiben. Die Gründe, warum ein Spieler zu einem Cheat greift, sind vielfältig. Die zwei Hauptgruppen sind sogenannte Griefer, die Betrugssoftware nutzen, um möglichst viele Vorteile aus automatisierten Vorgängen zu ziehen, und Achievers, denen es vor allem darum geht, in Matches zu gewinnen. Ein weitere wichtige Gruppe seien die Opfer. Viele Spieler greifen zu Cheats, weil sie selbst Opfer von Betrügern geworden sind. Rache sei hier ein legitimes Motiv.
Bei den Cheat-Herstellern gibt es ebenfalls verschiedene Gruppierungen. Während Scripter durch einfaches Kopieren von offenen Cheat-Datenbanken eigene, simple Cheats erstellen, gibt es noch professionelle Senior-Hacker, die mit großem Verständnis der Materie komplexe Anwendungen schreiben. Ein Branchen-Hintergrund sei hier meist üblich, die Form von Professionalität variiere an dieser Stelle. Es ist laut Allaey und Rautava nicht selten, dass professionelle Cheats mit ansprechend gestalteten graphischen Interfaces geliefert werden, die mitunter sogar Minispiele bieten, um sich die Zeit in der Warteschlange zwischen zwei Partien zu verkürzen.
Als dritte und letzte Säule des Problems werden die Cheat-Händler aufgeführt. Große Teile von Cheat-Software sind bei Weitem nicht mehr reine Freeware-Programme, die man sich mal eben aus einem Archiv herunterlädt. Inzwischen gibt es professionell organisierte Firmen, die sich darauf spezialisiert haben, in Abonnement-Form Betrugssoftware anzubieten. Hier schwankt der Grad der Umsetzung ebenfalls. Während vor allem junge, neue Anbieter ihre Cheats zunächst kostenlos anbieten müssen, um in der Szene Fuß zu fassen, gibt es ebenso kommerzielle Anbieter, die für einen Aufpreis zwischen 10 und 30 Euro im Monat regelmäßig neue Software anbieten, die von Anti-Cheat-Software nicht entdeckt werden soll.
Umsätze im Millionenbereich
Je nachdem, wie ein Cheat-Händler aufgebaut ist, variieren die Umsätze. Bei einem Ein-Mann-Unternehmen schätzen Allaey und Rautava einen jährlichen Umsatz von rund 750.000 US-Dollar, organisierte Teams sollen nahezu das Doppelte im Jahr einnehmen. Der komplette Cheat-Markt kann aktuell auf einen globalen Umsatz von über 100 Millionen US-Dollar im Jahr geschätzt werden. Die Firmen hinter dem Cheat-Vertrieb arbeiten überwiegend sauber. In den meisten Fällen handelt es sich um eingetragene Firmen, die Steuern zahlen und völlig legal agieren.
Damit gegen Cheats vorgegangen werden kann, ist es wichtig, die Funktionsweise einer Betrugssoftware zu verstehen. Nicht alle Hilfsprogramme funktionieren nach demselben Schema und können daher nicht einfach ausgehebelt werden. Um ihre Cheats und deren Funktionsweise geheim zu halten, haben sich viele Anbieter entschieden, Kunden nur auf Empfehlung anzunehmen. Um an unentdeckte und funktionierende Cheats zu gelangen, bedarf es meist Bewerbungsgesprächen via Skype, einer Kopie des Personalausweises oder eines Bürgen, der bereits Teil der Gruppe ist.
Möglichkeiten gegen Cheats
Angebot und Nachfrage bestimmen nicht nur die Verkaufszahlen der jeweiligen Spiele, sondern auch der Cheats. So belegen Statistiken, dass Titel, die beispielsweise günstig auf Steam zu erwerben sind, deutlich mehr von Betrügern heimgesucht werden als Vollpreistitel. Meist wird der Zugriff auf das Spiel gesperrt, wenn man einen Cheater erwischt. So wird die Geldbörse bei Vollpreistiteln dementsprechend stärker belastet als bei günstigen Angeboten. Key-Händler wie G2A sollen ebenfalls ein Problem darstellen. Spiele, die auf diesen Plattformen günstig zu kaufen sind, haben meist auch verstärkt mit Betrügern zu kämpfen.
Die Aufgabe der Entwickler sei es, durch Barrieren dafür zu sorgen, dass Wiederholungstäter den Spaß am Cheaten verlieren. Ein prominentes Beispiel hierfür ist Counter-Strike: Global Offensive. Damit ein Spieler am Matchmaking teilnehmen kann, muss er zunächst Rang 3 erreicht haben, was ihn dazu zwingt, mehrere Stunden auf nicht kompetitiven Servern zu spielen. Durch dieses System soll die Anzahl der Wiederholungstäter bereits drastisch gesunken sein. Tutorials, die bei mehreren Durchläufen keinen Spaß machen, sollen ebenfalls dafür sorgen, dass Cheater nicht ein zweites Mal zur Betrugssoftware greifen.
Die Zukunft
Es liegt vor allem an den Entwicklern, neue Möglichkeiten zu finden, um das Erstellen von Cheats zu erschweren. DotA 2 hat es beispielsweise durch den Nebel des Krieges, der komplett serverseitig und nicht im Client berechnet wird, für Hacker unmöglich gemacht, die Positionen der Mitspieler durch Betrugssoftware sehen zu können. Diese und ähnliche Tricks machen es deutlich schwerer, in Spielen zu betrügen.
Wer sich mehr mit dem Thema Cheating auseinandersetzen möchte, sollte sich das Panel der Steam Dev Days von Allaey und Rautava anschauen. Die vollständige Aufzeichnung der Präsentation lässt sich kostenfrei auf YouTube anschauen.
Kommentarezum Artikel