Special - Kommentar: Spielserien und Massenmarkt : Geniale Konzepte, glanzlose Nachfolger
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In dieser Kolumne gehen wir dem Phänomen der Spielserien nach. Wann hat eine Serie ihren Zenit überschritten? Warum setzen die Entwickler auf halbgare Nachfolger? Und welche Serien haben es besser gemacht?
Letztens in der Redaktion:
"Och nö, schon wieder ein neuer Teil der Serie XYZ. Kannst du dich noch an den ersten Teil erinnern? War der Hammer!"
„Ja klar, der war noch richtig gut. Die Serie hat ja spätestens mit Teil 08/15 ihren Zenit überschritten. Alles, was danach kam, war irgendwie nicht mehr dasselbe."
„Zum Glück war das bei der Serie ABC anders. Da haben die Entwickler die Serie immer wieder neu erfunden oder zumindest spannende Aspekte hinzugefügt."
Dieser oder ein ähnlicher Dialog lässt sich auf fast jede Spielreihe anwenden. Erfolgreiche Konzepte werden nicht nur von der Konkurrenz kopiert, sondern vor allem in endlosen Fortsetzungen von Publishern und Entwicklern neu aufgelegt. Die Antwort auf das „Warum?" ist klar: Das finanzielle Risiko soll minimiert werden, damit die Entwickler auch noch im nächsten Jahr ihre Jobs haben und weiterhin - ihr habt es erraten - Fortsetzungen produzieren können.
Genau deswegen weint ein Sam-Fisher-Fan über Spinter Cell: Conviction, vermisst ein Skateboard-Anhänger wehmütig einen Controller bei Tony Hawk: Ride oder sucht der Command-&-Conquer-General verzweifelt nach dem Menüpunkt für einen vollwertigen Basenbau. Oder ist das etwa nur selektive Wahrnehmung? Würde uns ein weiterer Teil ohne Neuerungen wirklich zufriedenstellen?
Wenn man genauer hinsieht, haben es Serienspiele gar nicht so einfach. Einerseits wollen die Fans unbedingt die populärsten Spielelemente auch in einem Nachfolger sehen. Andererseits beschweren sich auch viele, wenn zu wenig Neues drinsteckt. Dann fallen Sätze wie: „Das haben wir schon alles im Vorgänger gesehen." oder „Das Spiel fühlt sich mehr wie ein Update an."
Ihr seht also: Die Entwickler müssen es schaffen, genug vom Erstling oder Vorgänger ins neue Spiel zu packen. Gleichzeitig sollen aber neue Elemente für frischen Wind sorgen. Diesen goldenen Mittelweg zu finden, ist alles andere als einfach.
Zum einen sind manche neue Bestandteile technisch zu aufwendig und dadurch zu kostenintensiv. Zum anderen unterschätzen wir Zocker den Einfluss dieser Elemente auf die Spielbalance. Beim neuen Add-on zu World of Warcraft hat Blizzard beispielsweise schon im Vorfeld einige angekündigte Neuerungen wieder gestrichen. Aus Gründen der Spielbalance. In dem Fall muss man dem Entwickler vertrauen - und Blizzard kann man das zum Glück meistens.
Es ist positiv zu bewerten, dass Entwickler bereit sind, schon im Vorfeld Dinge wieder aus dem Konzept zu werfen, wenn sie sich in Vorabtests als unsinnig oder unpraktikabel erweisen. Bei anderen Entwicklern und Publishern sind Änderungen im Konzept dagegen nicht nachvollziehbar. Leider ist diese Liste ziemlich lang.
Unsere Bitte an die Publisher: Hört auf eure Fan-Gemeinde. Wer sich nur ein bisschen Mühe gibt und in Foren Ideen sammelt, wird schnell Brauchbares finden. Ein Teil der Entwicklergemeinde macht das zum Glück schon. Auch mit Betatests oder Fokusgruppentests sichern sich die Spielmacher ab.
Denn zu weit von den Fans sollte man sich nicht entfernen. Bei Activision hat man mit der Tony-Hawk-Serie anscheinend eher auf Statistiken mit Casual-Trends geschaut. Ein echter Fan hätte ein Plastik-Skateboard nie zugelassen. Bei anderen Serien konnte man sich immerhin neue Fans sichern, während alte Veteranen enttäuscht waren. So geschehen bei Splinter Cell: Conviction.
Zum Schluss noch die Frage an euch: Welche Serien fandet ihr gut und ab welchem Teil wurden sie schlechter? Sicher haben wir eine Menge Titel nicht erwähnt, da sie den Umfang der Kolumne sprengen würden. Also: Welche Änderungen in Spielserien haben euch geschockt oder auch positiv überrascht?
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