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Wie die Einführung von KYC im Online-Glücksspiel die Spielersicherheit beeinflusst hat

Sicherheit ist in Online-Casinos und auf anderen Glücksspiel-Plattformen im Internet schon immer ein grosses Thema – angefangen von den Ein- und Auszahlungen, über die technische Sicherheit, faire Spielmechaniken bis hin zur Glücksspielsuchtprävention.

Über die letzten Jahre wurden aufgrund der Lizenzvorgaben KYC-Verfahren (Know Your Customer) immer mehr zum Standard. Aber haben diese die Sicherheit der Spieler wirklich vorangebracht? Oder handelt es sich bei KYC vor allem um ein Instrument, welches den Regulatoren dient und die Freiheit und die Privatsphäre der Spieler beeinträchtigt?

Eben diesen Fragen bin ich nachgegangen und habe basierend auf meinen Erkenntnissen diesen Artikel verfasst. Ich möchte mich schon jetzt bei allen Lesern für das Interesse bedanken und wünsche viel Spass!

Stephen  Träger – Chefredakteur und Experte für Online Casino bei CasinosSchweizOnline 

 

Foto von Eyestetix Studio auf Unsplash

Was ist KYC?

Bevor man sich mit den Auswirkungen dieses Prozesses beschäftigt, muss man zunächst natürlich einmal erläutern, um was es sich dabei eigentlich handelt. Wie bereits erwähnt, steht KYC für Know Your Customer – es handelt sich also einfach nur um eine Identitätsverifizierung. Dafür zur Verfügung gestellt werden muss ein Bild der Identitätskarte oder eines anderen offiziellen Dokuments, welches nachweist, wie der Spieler heisst, wo er wohnt und welches Geburtsdatum er hat. Der Begriff KYC setzt sich immer mehr auch im deutschsprachigen Raum durch, da er sehr einfach ist und weniger bürokratisch klingt als „Identitätsverifizierung“.


Wozu soll KYC dienen?

KYC wird nicht nur in der Online-Glücksspielwelt, sondern in sehr vielen Branchen eingesetzt. Allen voran dem Finanzwesen – egal ob bei der Eröffnung eines Bankkontos, der Nutzung einer E-Wallet (z. B. PayPal) oder dem Investieren in Aktien und Zertifikate, KYC ist bei all diesen Aktivitäten notwendig.

Das Ziel der KYC-Verfahren ist von Branche zu Branche unterschiedlich. Während es im Finanzwesen vor allem um die Einhaltung von Geldwäschegesetzen und anderen nationalen bzw. internationalen Regularien geht, dient KYC im Online-Glücksspiel primär der Sicherheit von Betreibern und Spielern. Egal welche Lizenz ein Betreiber besitzt, so muss doch in jedem Falle ausgeschlossen werden, dass Minderjährige Zugriff auf das Casino erhalten und dort mit Echtgeld spielen. Genau hierfür ist KYC entscheidend.

Neben dem Jugendschutz spielt allerdings, genau wie im Finanzwesen, auch die Bekämpfung von Geldwäsche eine grosse Rolle. Betreiber müssen sicherstellen, dass keine Gelder aus kriminellen Handlungen für das Spielen genutzt werden. Um nachverfolgen zu können, welche Aktivitäten der jeweilige Spieler vornimmt, gilt es für die Betreiber, die Identität zu klären. Zur Bekämpfung von Geldwäsche werden aber noch sehr viele weitere Vorgaben gemacht, so ist es oft nicht möglich, für die Auszahlung von Guthaben eine andere Zahlungsmethode zu wählen, als für die Einzahlung genutzt wurde. Hier empfiehlt es sich vor der Registrierung das Kleingedruckte zu lesen, um bei der Nutzung des Casinos keine unliebsamen Überraschungen machen zu müssen.

KYC schützt die Betreiber von Online-Glücksspielplattformen zudem vor Betrug. Ein gutes Beispiel ist hierfür der Bonusmissbrauch. Anhand der Bonusbedingungen wird vorgegeben, dass bestimmte Angebote wie etwa der Willkommensbonus pro Spieler nur einmal zur Verfügung stehen.

Die klare Zuordnung eines Accounts zu einem Benutzer hat zudem den Vorteil, dass der Spieler relativ unkompliziert Zugriff auf einen Account erhalten kann. Etwa wenn man keinen Zugriff mehr auf seine E-Mail-Adresse und sein Telefon hat. Ist der Account nicht per KYC einer Identität zugeordnet, kann die Wiederherstellung etwas komplizierter werden oder in Ausnahmefällen sogar ganz unmöglich sein.

 

Diese Nachteile hat KYC für den Spieler

Wenn man sich eingehend mit dem Thema KYC beschäftigt, muss man natürlich auch die Nachteile erläutern. Diese werden von vielen Spielern übersehen, sind potenziell aber sehr signifikant. Der wohl grösste Nachteil ist dabei die Privatsphäre und die Angreifbarkeit, der man als Spieler durch die Angabe seiner Identitätskarte ausgesetzt ist. Wird eine Online-Glücksspielplattform gehackt, so ist es möglich, dass Kriminelle Zugriff auf die Personendaten erhalten. Angesichts der immer zahlreicher und komplexer werdenden Cyberangriffe ist dies ein echtes Problem.

Ein signifikanter Nachteil ist zudem die Implementierung der KYC-Prozesse. Diese werden bei vielen Plattformen erst bei der Auszahlung durchgeführt. Damit geht der Spieler ein hohes Risiko ein da, sollte die KYC-Verifizierung nicht erfolgreich abgeschlossen werden, die erspielten Gewinne eventuell nicht ausgezahlt werden können.

Um dieses Problem zu vermeiden, empfehle ich allen Spielern, das KYC-Verfahren noch vor der ersten Einzahlung abzuschliessen. Somit ist die Sicherheit deutlich besser und man kann Gewinne viel besser geniessen, ohne dabei im Hinterkopf haben zu müssen, dass der Gewinn durch KYC eventuell doch nicht ausgezahlt wird.

Situationen, in denen ein Online-Casino ein Interesse daran hat, dass der KYC-Prozess scheitert, sind extrem kritisch zu betrachten, auch wenn viele Plattformen zu diesem Zweck oft externe Services nutzen und man so als Spieler unter Umständen nicht völlig abhängig vom Betreiber der Plattform ist.

Ein weiterer signifikanter Nachteil ist der Aufwand, der mit der KYC-Verifizierung in Verbindung steht. Auch wenn die Prozesse heute meist automatisiert sind und im Regelfall nur wenige Minuten Zeitaufwand erfordern, gibt es doch immer wieder Fälle, in denen die KYC-Verifizierung nicht funktioniert und man sich an den Kundenservice wenden muss, um das Problem zu lösen. Dies kann je nach Betreiber einige Tage Geduld erfordern.

 

KYC – ein Win-Win für Spieler und Betreiber?

Blickt man auf den Zweck, dem KYC dient, so fällt auf, dass viele der Punkte nicht dem Spieler dienen, sondern dem Betreiber bzw. dem Staat. Angesichts dieser Ausgangslage stellt sich angesichts der potenziell signifikanten Nachteile die Frage, ob der KYC-Zwang wirklich eine positive Entwicklung ist. Diese Frage ganz allgemein zu beantworten, ist gar nicht so einfach. Letztendlich muss man als Spieler selbst abwägen, ob Freiheit und Anonymität oder Sicherheit im Online-Glücksspiel eine wichtigere Rolle spielen.

Meiner Meinung nach kann KYC durchaus ein Win-Win sein, insbesondere wenn Plattformen professionell mit diesem Thema umgehen und sicherstellen, dass die privaten Daten der Spieler bestmöglich vor Cyberkriminellen geschützt werden. Besonders lobenswert sind zudem Casinos, die das KYC-Verfahren schon vor der ersten Einzahlung durchführen oder den Spieler zumindest darauf hinweisen, dass dies empfehlenswert ist.

Beachten sollte man als Spieler allerdings auch, dass den Online-Casinos zu einem grossen Teil die Hänge gebunden sind, was den KYC-Zwang angeht. Da die Lizenzen der wichtigsten Glücksspielbehörden dieses Verfahren vorschreiben, ist es schlicht nicht möglich, dem zu entkommen, ohne dabei seine Lizenz zu verlieren. Gleichzeitig sind die Lizenzen ein wichtiger Grundpfeiler des modernen Internet-Glücksspiels. Die Lizenzen bieten heute eine Sicherheit und Professionalität, die bis vor Kurzem noch völlig undenkbar war. Diese Fortschritte sind zudem auch der Grund, dass Online-Casinos ihrem schlechten Ruf schon lange nicht mehr gerecht werden.


Casinos ohne KYC – eine echte Alternative?

Es gibt heute Tausende von Online-Casinos im Internet. Einige dieser Anbieter werben mit KYC-freiem Glücksspiel und scheinen damit eine echte Option für Spieler zu sein, die auf ihre Anonymität und Privatsphäre hohen Wert legen. Als Chefredakteur von Casinos Schweiz Online habe ich viele dieser Plattformen getestet, bin dabei aber meist enttäuscht worden.

Liest man die allgemeinen Geschäftsbedingungen dieser Plattformen, wird meist deutlich, dass die Möglichkeit, ohne KYC zu spielen, jederzeit von einer KYC-Anfrage beendet werden kann. Gerade wenn man mit höheren Einsätzen spielt oder grosse Gewinne macht, ist es wahrscheinlich, dass vor der Zahlung dann doch ein KYC-Verfahren durchgeführt werden muss.

Andere Plattformen, die wirklich ganz ohne KYC auskommen, verfügen über keine gültige Lizenz und sind somit auch nicht empfehlenswert, da hier die Sicherheit der Spieler nicht garantiert werden kann. Sich beim Spielen um Echtgeld Sorgen um die eigene Sicherheit zu machen ist für keinen Spieler interessant, egal wie sehr dieser auch auf seine spielerische Freiheit und Anonymität pocht.

 

Krypto-Casinos – spielen ohne KYC?

Insbesondere Krypto-Casinos werben oft damit, dass keine KYC notwendig ist und man dank der Ein- und Auszahlungen mit Kryptowährungen somit volle Privatsphäre und Anonymität geniesst. In der Tat bieten Bitcoin, Ethereum und Co. mehr Privatsphäre, da diese es unnötig machen, private Finanzdaten wie etwa die Kreditkartennummer oder die Adresse der E-Wallet anzugeben.

Auch lizenzierte Krypto-Casinos müssen allerdings die KYC-Vorgaben erfüllen, sodass die gleichen Nachteile gelten, die ich im vorherigen Kapitel bereits erläutert habe. Wer mit grossen Beträgen spielt oder einen grossen Gewinn verzeichnet, wird aller Voraussicht nach auch in lizenzierten Krypto-Casinos ein KYC-Verfahren durchlaufen müssen.

Dennoch sind Kryptowährungen für das Glücksspiel im Internet sehr interessant, da sie neben der höheren Privatsphäre auch noch viele weitere Vorteile bieten. Dazu gehören unter anderem enorme Kosteneinsparungen für die Betreiber, schliesslich sind Zahlungen über herkömmliche Finanzdienstleister immer auch mit Gebühren verbunden, diese werden im ersten Schritt vom Betreiber getragen, werden gleichzeitig aber natürlich über andere Wege an die Kunden weitergegeben.

 

Mein Vorschlag: Mini-Casinos legal und ohne KYC

KYC macht für Casinos und andere Internet-Glücksspielportale, die das Spielen um grosse Beträge ermöglichen, durchaus Sinn. Wenn Tausende Franken transferiert werden, ist es nur logisch und fair, dass sich alle Parteien identifizieren. Anders würde die Lage allerdings in Casinos aussehen, die nur das Spielen mit Kleinstbeträgen ermöglichen und dementsprechend auch nur geringe Gewinne ausgezahlt werden. Für derartige Plattformen wäre KYC nicht notwendig.

Gleichzeitig könnten derartige Casinos mit Ein- und Auszahlungen über Kryptowährungen auch hinsichtlich des finanziellen Aspekte volle Anonymität bieten, sodass Spieler, die mit voller Privatsphäre spielen wollen, voll auf ihre Kosten kommen würden.

Ich bin der Meinung, dass derartige Mini-Casinos durchaus interessant sein könnten und unter Spielern sehr beliebt wären. Zwar ist der Nervenkitzel beim Spielen um kleine Beträge geringer, Spass würde aber dennoch entstehen. Zumal eine derartige Form des Glücksspiels auch für Spieler interessant ist, die Probleme mit der Kontrolle des eigenen Spielverhaltens haben. Wer nur kleine Beträge von 10 oder 20 Schweizer Franken einzahlen kann, muss sich um grosse finanzielle Schäden schliesslich keine Sorgen machen.


 

Infos zum Autor

Stephen Träger verfügt über einen Bachelor of Arts in Digitale Medien und Journalismus (University of Westminster) und ist schon seit Jahren ein echter Casino-Fan. Er ist bekannt für seine detaillierten und präzisen Casino-Analysen und geht bei allen Recherchen mit höchster Professionalität vor.