Special - 10 Years After: Sly Raccoon : Haariger Meisterdieb

Beim Thema Jump 'n' Run denkt man vor allem an Klassiker wie Mario oder Sonic. Doch gerade in den ersten Monaten und Jahren des neuen Jahrtausends belebten dank der PS2 einige neue Gesichter das Genre. Am 22. Januar 2003 feierten Genre-Fans die Geburt eines frischen hüpfenden Helden, der sich zu einem Aushängeschild der Sony-Konsole entwickeln sollte. Sucker Punch Productions schickte den diebischen Waschbären Sly Cooper ins Rennen.

Der sympathische Held erlebte seinen ersten Auftritt auf der PlayStation 2 im Spiel Sly Cooper and the Thievious Raccoonus, hierzulande besser bekannt als Sly Raccoon. Bei Sly handelt es sich um einen Waschbären im Comic-Look, der aus einer langen Ahnenreihe von Meisterdieben stammt und entsprechend diesem Handwerk nachgeht. Allerdings eher als eine Art pelziger Robin Hood, denn er stiehlt nicht von braven, gesetzestreuen Bürgern, sondern nur von Bösewichtern. Seine Ahnenreihe spielt in diesem Erstlingswerk auch gleich eine wichtige Rolle.

Denn Sly wurde bereits in jungen Jahren selbst bestohlen. Ganoven haben ein wertvolles Buch, in dem von Generation zu Generation die Meistertricks der Diebe gesammelt wurden, entwendet. Dabei wurde zu allem Überfluss auch noch Slys Vater getötet. Der junge Sly landete im Waisenhaus und sinnt nun im Erwachsenenalter auf Rache, unterstützt durch seine beiden Waisenhauskumpels Nilpferd Murray und Schildkröte Bentley, die ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ziel ist es, die fünf Ganoven zu bezwingen, die das Buch unter sich aufgeteilt haben, und alle fünf Fragmente einzusammeln.

Jump 'n' Run mit vielen Extras

In erster Linie gestaltet sich der Ausflug in die fünf Spielwelten als waschechtes Jump-'n'-Run-Erlebnis. Der agile Sly klettert und springt über Dächer und jede Menge andere Hindernisse, wobei er im Verlauf des Spiels immer neue Spezialbewegungen erlernt. Dank seines Hakenstabs kann er an Seilen entlangrutschen oder Gegnern eins über den Schädel ziehen, falls dies einmal nötig sein sollte. Ergänzt wird die muntere Hüpferei durch kleinere Stealth-Einlagen, in denen es gilt, unentdeckt Wachen oder Alarmsysteme zu umgehen. Dazu gibt es noch einige Minispiele und verschiedene Sammelobjekte.

Neben der ungemein originellen und abwechslungsreichen Spielmechanik konnte vor allem die Gestaltung des Spieles überzeugen. Sly Raccoon glänzt mit hinreißender Comic-Optik im Cel-Shading-Stil. Die einfallsreich gestalteten Umgebungen bieten jeweils eine bestimmte Thematik wie Wüste oder Casinos, wobei Details, Gegner und markante Objekte immer der jeweiligen Thematik entsprechen. Slys Gegner, die Teuflischen Fünf, werden ebenfalls mit viel Liebe tierisch in Szene gesetzt. Frosch Raleigh, Bulldogge Muggshot, Alligator Ruby, der Panda King und die mechanische Eule Clockwerk sind überaus originell und wie alle Charaktere wunderbar animiert. Gleiches gilt für die Polizistin Carmelita Fox, die unserem Helden stetig an den Hacken klebt.

In Summe ergab das ein wunderbares und einfallsreiches Jump-'n'-Run-Vergnügen, das ohne Weiteres mit Spielen wie Jak & Dexter oder Ratchet & Clank konkurrieren konnte. So erhielt der Titel nicht nur eine verdiente Gameswelt-Wertung von satten 86 Prozent, sondern konnte auch internationale Auszeichnungen einsacken. Die Academy of Interactive Arts & Sciences vergab Awards für Animation und Art-Design, die International Game Developers Association benannte Sly als Spielfigur des Jahres. Absolut verdient, wie wir meinen.

Zweiter Teil noch besser

So dauerte es auch nicht allzu lange, bis ein Nachfolger erschien. Sly 2: Band of Thieves kam im Oktober 2004 für PS2 auf den Markt. Der inhaltlich direkte Nachfolger schickt Sly in den Kampf gegen die Klaww-Gang, welche die Überreste von Clockwerk aus einem Museum gestohlen hat. Im zweiten Spiel treten die diebischen Fähigkeiten des Waschbären stärker in den Vordergrund. Zudem steuert ihr nun auch Slys Kameraden Murray für Kraftaufgaben und Bentley für das Hacken von Computern und Legen von Sprengladungen.