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Preview - Silent Enemy : Mobbende Raben

  • PS3
  • X360
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Das Fundament für das nächste Spiel nach Papo & Yo stand schon seit einiger Zeit. Das Szenario sollte in der eiskalten, ungemütlichen Wildnis im Norden Kanadas angesiedelt sein. Nur das passende Thema fehlte. Ermutigt durch den unerwarteten Erfolg von Papo & Yo und die vielen positiven Rückmeldungen wollten die Entwickler erneut ein Spiel machen, das ein alltägliches Problem zum Inhalt an.

Eines Tages stolperte Ruben Farrus, Design Director bei Minority Media, im Internet über das Thema Mobbing. Sofort wurden Erinnerungen an seine Schulzeit in einer spanischen Kleinstadt wach. Ruben wollte damals nicht angepasst sein, so wurde er schnell zur Zielscheibe der Schul-Rowdys. Sie hänselten ihn, machten ihm das Leben schwer. Als er diese Erinnerungen mit seinem international besetzten Team teilte, erfuhr er, dass Kollegen aus anderen Teilen der Welt in ihrer Jugend ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Das Thema zum Spiel war gefunden.

Ewiger Winter

Jeder mag den Frühling. Die Sonne kommt heraus, die Blumen sprießen und auf den Bäumen zwitschern munter die Vögel. Auch die Tiere sind froh, dass der Winter vorbei ist, schließlich finden sie jetzt wieder ausreichend Futter. Alle sind glücklich. Alle, bis auf die Raben. Sie mögen den Frühling nicht. Die Raben finden nämlich als Einzige kein Futter mehr, weil sie sich von verendeten Tieren ernähren. Daher haben die Raben den Frühling verscheucht. Als Folge hat ein ewiger Winter Mensch und Tier in seinem eisigen Griff.

Die Geister des Frühlings hoffen, dass irgendjemand den Frühling zurückholt. Dieser Jemand ist die Spielfigur, die namenlos ist und auch sonst dem Charakter aus Journey ähnelt. Als Spieler müsst ihr die Umgebung in der rauen Wildnis nutzen, um voranzukommen. So rutscht ihr zum Beispiel gefrorene Wasserfälle hinunter, um auf tiefer gelegene Plateaus zu gelangen. Ab und an trefft ihr auf gleißend helle Lichtwesen. Dabei handelt es sich um die Geister des Frühlings. Sammelt ihr mehrere dieser Lichtkugeln ein, bilden sie eine Kette, die ihr hinter euch herzieht.

Tiere jeder Art

Diese Kette aus Lichtern nutzt ihr für unterschiedliche Aktionen. So vereist ihr die Kugeln zum Beispiel unter einem Wasserfall und baut dann eine Eisbrücke, um über Schluchten zu gelangen. Oder ihr schmelzt mit den Lichtern das Eis, um so in vorher unzugängliche Bereiche der Landschaft zu gelangen. Die Manipulation von Tieren spielt in Silent Enemy ebenfalls eine wichtige Rolle. Ihr übernehmt etwa die Kontrolle über einen Hasen und steuert ihn per Lichtkette wie an der Leine zu einem kleinen Loch in der Erde, in dem er für euch nach nützlichen Gegenständen sucht.

Den Raben solltet ihr möglichst aus dem Weg gehen. Sie machen euch das Leben in der Wildnis schwer, hindern euch am Erkunden der Landschaft oder klauen euch einige eurer Geister. Das ist deshalb ärgerlich, weil ihr für Aktionen wie den Bau einer Eisbrücke eine bestimmte Mindestanzahl an Geistern benötigt. Eine Besonderheit von Silent Enemy ist die, dass es nicht das eine Mittel gegen die Vögel gibt. Ihr müsst euch irgendwie mit den Raben arrangieren. Es gibt keine Waffe, mit der sie sich verscheuchen lassen. An einer Stelle bietet euch ein Fuchs bei entsprechender Gegenleistung einen Trank gegen die Raben an. Wie sich aber herausstellt, hat euch das Tier schlicht und einfach übers Ohr gehauen. Ihr merkt, den Tieren gegenüber ist immer auch Vorsicht und Misstrauen geboten.

Charakter zeigen

Ebenso wenig wie es eine Waffe oder ein Mittel gegen die Raben gibt, gibt es auch keine typische Charakterentwicklung eurer Spielfigur. Es ist anders als in herkömmlichen Spielen von der Stange, wo der Protagonist als unbedeutender Niemand startet und am Ende als starker, strahlender Held dasteht. Wo die Entwicklungskurve bei anderen Titeln immer steil nach oben geht, zeigt sie bei Silent Enemy auch Einbrüche. Das Spiel verlangt sogar, dass der Hauptcharakter Schwäche zeigt und ungewöhnliche Schritte unternimmt, um weiterzukommen. So müsst ihr mit den Raben auch die Rollen tauschen, um euch und euer Verhalten aus einer anderen Perspektive zu sehen und gleichzeitig das Verhalten der Raben besser zu verstehen.

Ursprünglich wurde das Spiel für iOS-Plattformen entwickelt. Dabei stieß Minority Media allerdings auf das Problem, dass die Steuerung des Hauptcharakters und der Tiere ohne Controller nur schwer zu realisieren war. Es erfolgte ein Wechsel auf die OUYA-Konsole. Mit deren Controller sind die Aktionen besser umsetzbar. Wollen euch die Raben zum Beispiel die Geister wegschnappen, könnt ihr diese mit einer Drehbewegung des Analog-Sticks schützen. Auf welcher Plattform Silent Enemy Ende 2013 erscheinen wird, ist noch nicht klar. Die Entwickler haben die GDC auch dazu genutzt, um Gespräche mit Microsoft und Sony zu führen. Somit ist auch eine Veröffentlichung via Xbox Live oder PSN möglich.

Fazit

von Jens Quentin

Minority Media schafft es erneut, mit Regeln der traditionellen Spielmechanik zu brechen und völlig neue, bislang nie da gewesene Facetten und Elemente in ein Spiel einzubauen. Allein die Kombination aus dem Szenario und der ungewöhnlichen Thematik ist Beleg dafür, dass sich Silent Enemy am Ende deutlich von dem Einheitsbrei des 08/15-Spielesumpfs abheben wird. Keine lächerlichen Dialoge, keine Fahrstuhlmusik, keine nervigen Textfenster stören den ungewöhnlichen Weg des Hauptcharakters durch die winterliche Landschaft. So erinnern die ersten Spielszenen mit dem reduzierten Design, dem namenlosen Charakter und dem fast schon meditativen Konzept an Journey. Auch wenn wir anhand der kurzen Präsentation noch keine valide Voreinschätzung abgeben können, steht eines jetzt schon fest: Silent Enemy wird ein im positiven Sinne ungewöhnliches Spiel.

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