Test - Sid Meier's Starships : Zeitfresser im Kleinformat
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Es war eine kleine Überraschung, als Firaxis mit Sid Meier's Starships ein Spin-off der Civilization-Reihe ankündigte, die mit Beyond Earth erst kürzlich den Schritt in den Weltraum gewagt hatte. Wer nun allerdings ein vollwertiges Strategie- und Aufbaumonster erwartet, der liegt falsch. Zum Preis von unter 15 Euro bekommt ihr ein eher kleines, aber durchaus sehr unterhaltsames Spiel, das ganz auf taktische, rundenbasierte Raumschiffgefechte und eine simple Strategieebene setzt.
Zu Beginn eines Spiels suchen wir uns einen von acht Anführern aus, jeweils ausgestattet mit einem kleinen Bonus. Einen weiteren Startbonus erhalten wir durch die Zuordnung zu einer der drei aus Beyond Earth bekannten Ausrichtungen: Vorherrschaft, Harmonie oder Reinheit. Dann noch flugs die Größe der Karte in vier Stufen festlegen, die Anzahl der bis zu sechs Gegner, einen der vier Schwierigkeitsgrade und eine oder alle der vier Siegbedingungen und schon finden wir uns im Weltraum wieder.
Herr über die Planeten
Unsere Miniflotte, bestehend aus anfänglich zwei Schiffen, schwebt über unserem Basisplaneten in der Strategieansicht, wo wir unseren Planeten und die umliegenden sehen. Ausgehend von dort können wir Städte errichten oder Modernisierungen und Wunder auf den Planeten bauen, die unter unserem Einfluss liegen. Oder wir widmen uns der Erforschung neuer Technologien. Ersteres erhöht die Produktion der Ressourcen Energie, Metall, Wissenschaft, Nahrung und Credits. Letzteres hingegen verstärkt schlicht und einfach die Werte unserer Kampfflotte beispielsweise durch verbesserte Antriebe, stärkere Laser oder wirksamere Tarnschilde.
Wir entdecken außerdem, dass es auf den Planeten rings um uns Aufträge zu erledigen gilt. Diese versorgen uns mit weiteren Ressourcen und stärken unseren Einfluss. Ist unser Einfluss hoch genug, schließt der Planet sich unserer Föderation an und kann ebenfalls ausgebaut werden. Fliegen wir einen Planeten mit einer offenen Aufgabe an, landen wir und können in einem Standbild entscheiden, ob wir den Auftrag annehmen. Zudem haben wir die Möglichkeit, zuvor noch unsere Schiffe aufzumöbeln und Informationen über den Auftrag zu erlangen. Begrenzt werden wir durch den Zustand unserer Crew, die gelegentlich mal Landurlaub haben will. Ist das der Fall, sind die Gegner am Zug.
Auch unsere Gegner beschäftigen sich damit, Missionen zu absolvieren und ihr Einflussgebiet zu erhöhen. Schnell gelangen wir entsprechend an die Grenzen unseres Imperiums und können, wenn wir wollen, den offenen Konflikt wagen. Oder wir kämmern uns um die eher minimalistische Diplomatie, um den Frieden zu bewahren. Die hat allerdings ohnehin nur wenige Informationen und Optionen zu bieten. Zur Erinnerung: Wir spielen hier nicht Civilization, sondern ein Low-Budget-Spin-off der Reihe. Die Missionen mit unterschiedlichen Schwierigkeiten reichen von offenen Schlachten über Fluchtmissionen bis hin zu Eskortierungen, allerdings bleibt die Vielfalt nach einigen Sitzungen dann doch eher überschaubar.
Klassische Hexfeldgefechte
Nehmen wir einen Auftrag an oder geraten auf andere Weise in einen Konflikt, wechselt das Spiel zu einer taktischen Karte, die ebenso wie die Übersicht in Hexfelder aufgeteilt ist. Hier schwirren nicht nur die Schiffe unserer Flotte herum, sondern auch die der Gegner. Hinzu kommen Asteroidenfelder, die als Deckung oder Hindernis genutzt werden können, sowie Warplöcher, mit denen ihr andere Stellen der Karte schnell erreicht. Und schon geht es in die anfänglich noch kleinen, später ordentlich umfangreichen Gefechte.
Hier ist Taktik gefragt und das Spiel bietet hierfür einiges an Mitteln. Das beginnt bei der Ausstattung der Schiffe. Es liegt an uns, ob wir mit wenigen, aber maximal ausgerüsteten Schiffen oder mit einer großen Flotte schwächerer Pötte agieren. Die Ausbauten der Schiffe bieten reichlich Möglichkeiten: vom Antrieb über Schild und Panzerung bis hin zu verschiedenen Waffentypen, Jägern, Torpedos, Tarnfeldern und Sensoren. Natürlich empfiehlt es sich, eine gut gemischte Flotte zu haben, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein.
Pro Runde und Einheit könnt ihr euch eine bestimmte Anzahl von Feldern bewegen sowie eine Angriffsaktion ausführen. Natürlich ist es wichtig, Deckung durch Asteroiden zu nutzen, den Gegner nicht hinter sich zu haben (die Schiffe sind von hinten deutlich anfälliger) und nicht ins Kreuzfeuer zu geraten. Das muntere Taktieren und Agieren ist unkompliziert, aber je nach Schwierigkeit durchaus fordernd und macht eine Menge Spaß, auch wenn die Gefechte grafisch sehr unspektakulär in Szene gesetzt werden. Man wird das Gefühl nicht los, dass Tablets die ursprüngliche Zielplattform des Spiels waren.
Rundenstrategie für einen Abend
Das war es eigentlich auch schon mit dem, was das Spiel zu bieten hat. Starships kommt in der Tat sehr minimalistisch daher, doch die durchaus vielfältigen Mittel für die taktischen Gefechte machen ebenso Spaß wie das Planen und Agieren auf der Weltraumkarte, wo man stets überlegt, wie man seinen Gegnern ein Schnippchen schlagen kann. Ein komplettes Spiel bis zum Erreichen einer der Siegbedingungen hat entsprechend keine epischen Ausmaße, sondern nimmt etwa zwei bis drei Stunden in Anspruch. Es ist also eher für einen ruhigen Abend geeignet als auf lange Sicht unterhaltsam.
Starships ist damit eher so ein Spiel, das man immer wieder rauskramt, wenn man nichts Besseres zu tun hat oder der "Tatort" mal wieder nicht das Gelbe vom Ei ist. Schade eigentlich, dass der Titel nicht über Multiplayer-Features außer Bestenlisten verfügt. Ein Hot-Seat-Modus zumindest wäre noch eine schöne Option gewesen. Ansonsten fällt vor allem bei der Menügestaltung auf, dass Starships noch etwas mehr Liebe hätte vertragen können. Die grafischen Qualitäten sind hier ebenso mau wie die etwas ungeschickte Gestaltung. Bei dem niedrigen Preis auf dem PC ist das allerdings schon Meckern auf hohem Niveau.
Etwas anders sieht die Sache bei der iOS-Version aus. Die ist zwar inhaltsgleich, hat eine ordentliche Bedienung und leicht schwächelnde Grafik, wirkt insgesamt für rund 15 Euro allerdings etwas überteuert. Insbesondere im Vergleich zum deutlich umfangreicheren XCOM: Enemy Within, das in etwa zum gleichen Preis zu haben war. An der iOS-Version merkt man übrigens im direkten Vergleich deutlich, dass das Spiel offensichtlich für Tablets & Co. konzipiert war.
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