Test - Shellshock 2: Blood Trails : Vietnam-Zombie-Schrott
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- X360
Als das mittlerweile indizierte Shellshock: Nam '67 erschien, war es der Versuch von Eidos, im Genre der heiß umkämpften Kriegstitel Fuß zu fassen - mit wenig Erfolg. Die Verkaufszahlen bildeten allerdings einen starken Kontrast zu den mittelmäßigen Wertungen. Anders ist es nicht zu erklären, dass uns das Grauen im wahrsten Sinne des Wortes auf der X360, der PS3 und dem PC mit Shellshock 2: Blood Trails erneut heimsucht.
Zombie-Seuche in Vietnam
Geschrei bricht aus. Soldaten stürmen hektisch über das Trümmerfeld und patriotische Parolen dröhnen aus den Boxen. Nur wenige Zentimeter neben unseren Füßen schlägt eine Handgranate ein und etwas später werden wir Zeuge einer Hinrichtung. Ein neuer Call-of-Duty-Ableger? Mitnichten! Obwohl die Vermutung nahe liegt, handelt es sich im Falle von Shellshock 2: Blood Trails um einen unverbrauchten Mix aus Kriegssimulation und Horrorelementen.
Unverbraucht deswegen, weil euch Entwickler Rebellion weder in die Normandie noch ins fiktive Kriegsszenario der Zukunft wirft, stattdessen schlagt ihr euch durch den Vietnam-Krieg. Dort geschehen seit einiger Zeit unerklärliche Dinge: Nachdem sich die Spur des US-Flugzeugs mit dem Codenamen „Whiteknight" über dem Dschungel Kambodschas verloren hat, verschwand wenige Tage danach ein kompletter Special-Ops-Trupp. Als sich einer der Mitglieder, Sergeant Caleb Walker, später aus dem Dschungel retten kann, ist er nicht wiederzuerkennen. Schlimme Narben und Wutanfälle zeichnen den einstigen Sergeant, sein Äußeres gleicht dem Erscheinungsbild eines Mutanten. Der Grund: Eine Epidemie, der es auf den Grund zu gehen gilt. Wer mit der Seuche infiziert ist, wird unberechenbar und geht auf jedes Lebewesen los, das sich ihm in den Weg stellt.
Wir beginnen das Abenteuer in der Haut von GI Nate, dem Bruder von Caleb. Doch fürs Kaffeekränzchen bleibt keine Zeit. Just in den Moment, als wir unseren besessenen Bruder zu Gesicht bekommen, wird der US-Stützpunkt von Vietcong attackiert; Caleb nutzt die Gelegenheit zur Flucht. Der Auftakt ist spannend gestaltet und macht Lust auf mehr. Doch schon kurz darauf folgt die Ernüchterung: Die auf sieben Spielstunden angelegte Geschichte tritt in den Hintergrund und ein innovationsloses 08/15-Ego-Shooter-Gameplay aus der Steinzeit dominiert. Wie gehabt stürmt ihr mit der Waffe im Anschlag durch eine Reihe von Script-Events und nietet dort alles um, was laufen kann. Auf einen Multiplayer wurde übrigens verzichtet.
Brutal, brutaler, Shellshock 2
Der Untertitel Blood Trails lässt es bereits vermuten: In Shellshock 2 wird nichts mit Samthandschuhen angefasst. Der Spielverlauf wird auf äußerst makabere Weise inszeniert, was vor allem in den Schussgefechten spürbar wird. Kopfe können vom Hals geschossen werden, das Blut strömt wie aus Kübeln und Menschen hängen als Trophäen an den Wänden. Die deutschsprachige Version ist komplett ungeschnitten. Hier bewegt sich Eidos auf brüchigem Eis, denn es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis die USK das Spiel in Deutschland aus dem Verkehr zieht.
Um den Gruselfaktor optimal zu vermitteln, setzen die Entwickler auf enge, dunkle Räume, welche mit Lichtverhältnissen spielen. Damit möchte man augenscheinlich ein klaustrophobisches Gefühl erzeugen, was in der ersten Spielstunde auch recht gut klappt. Horroreffekte und Shooter-Passagen, die wie eine Mischung aus F.E.A.R. und CoD anmuten, werden hier geschickt verknüpft. Schaurig wird es, wenn man den Atem der Soldaten hört, wenn plötzlich Gestalten über den Bildschirm huschen oder Angstschreie ertönen. Allerdings bleibt es nicht beim positiven Ersteindruck: Zu häufig werden die stets gleichen Schattenspielereien und Angstmomente recycelt. Gerade in der zweiten Spielhälfte merkt man, dass den Entwicklern zündende Ideen ausgingen.
Mit der heißen Nadel gestrickt
Die Entwickler aus dem Hause Rebellion lassen dabei leider kein Fettnäpfchen aus und präsentieren uns immer wieder ärgerliche Designmacken zum Drüberstolpern. Ein Beispiel: Die Vietcong heben sich nicht eindeutig von ihrer Umgebung ab. Das macht es schwer, einen Gegner im Dickicht zu erkennen. In Verbindung mit der schwammigen Zielerfassung ist der eine oder andere Bildschirmtod die frustrierende Folge. Nur wer über Kimme und Korn feuert und hinter Objekten in Deckung geht, hat eine Chance. Ein echtes Deckungssystem gibt es jedoch nicht. Wo wir gerade beim Thema „Gegner" sind. Diese sind sowieso strunzdumm. Deckung suchen sie nur ganz selten, meist sind sie klassisches Kanonenfutter. Oftmals laufen sie sogar schnurstracks an euch vorbei.
Zu guter Letzt wollen wir die audiovisuelle Präsentation ansprechen. Der Sound ist ordentlich und wartet mit knarzenden Melodien auf, die glatt aus einem Schwarzweißstreifen der 60er-Jahre stammen könnten. Explosionsgeräusche und die patriotischen Rufe eurer Recken unterstreichen die gute Kriegsatmosphäre, wenngleich diese nicht so bombastisch ausfällt wie bei einem Call of Duty. Schlechter schneidet die Grafik ab. Die matschigen Texturen und die karge Umgebungsoptik sind nur der Anfang. Unverzeihlich wird es bei den Charakteranimationen, die hölzern und unfertig wirken. Die Framerate geht fast ständig in die Knie.
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