Test - Shadowrun Returns : Retrozukunft
- PC
1989 erschien Shadowrun erstmals als Pen-&-Paper-Rollenspiel, gefolgt von Videospielumsetzungen für SNES und Sega Mega Drive vor rund 20 Jahren. Seltsamerweise hat sich seitdem wenig getan in Sachen Videospiele, sieht man mal von einem Mehrspieler-Action-Titel von Microsoft ab, obwohl die Spielwelt eigentlich genug Inspiration bieten sollte. Da musste erst FASA-Mitbegründer Jordan Weisman kommen, um auf Kickstarter das Kapital für einen neuen Shadowrun-Titel zu sammeln, der am 25.07. erschienen ist. War die Reanimation erfolgreich?
Shadowrun Returns setzt zwar auf die Spielwelt und das grundsätzliche System früherer Spiele, bietet aber eine eigenständige Geschichte und ist kein Remake. Im Jahre 2054 übernehmt ihr die Rolle eines Shadowrunners, quasi eines Söldners, der für die herrschenden Corporations die Dreckarbeit übernimmt. Die Spielwelt bietet eine ungewöhnliche Mischung aus Science-Fiction, Cyberpunk und Fantasy. So gibt es auf der einen Seite moderne Waffen, auf der anderen aber auch Magie und Schamanismus. Während das Szenario in der Zukunft angesiedelt ist, ist das Spiel technisch altbacken. Okay, bei einem Kickstarter-Projekt sollte man in der Hinsicht auch nicht allzu viel erwarten. Im Grunde zweifelt man sowieso kurz, ob Shadowrun Returns überhaupt ein Rollenspiel ist oder nicht doch eher ein Editorpaket mit einer Beispielgeschichte.
Ein etwas anderes System
Die bunte Mischung des Universums spiegelt sich sogleich bei der Charaktererstellung wider, denn als Rassen stehen euch Menschen, Orks, Elfen, Zwerge und Trolle zur Verfügung. Deren Aussehen könnt ihr anhand vorgefertigter Portraits marginal anpassen, überdies verfügen sie über verschiedene Rassenboni. Ergänzend gibt es eine Reihe an recht unterschiedlichen Klassen. Da sind die kämpferischen Street Samurai, Magier und Schamanen, aber auch Rigger, die im Kampf Drohnen steuern, oder Decker, die quasi das Gegenstück zum normalen Hacker sind. So unterschiedlich die Klassen allerdings auch klingen: das Spiel selbst gibt im Grunde etwas zu wenig her, um die einzelnen Spezialitäten richtig ausnutzen zu können. Auch die umfangreiche Ausrüstung bleibt am Ende eher blass, weil sie aufgrund der zu simplen Kämpfe gar nicht erforderlich ist. Aber dazu später mehr.
Im Verlauf des Spiels verdient ihr Karma, quasi das Gegenstück zu Erfahrungspunkten. Dessen Zuwachs wirkt zuweilen ein wenig konzeptlos, immerhin aber könnt ihr damit eure Attribute und die dazu passenden Fertigkeiten aufwerten. So gehören zu Stärke erwartungsgemäß Nahkampffähigkeiten, während Hacker eher auf Intelligenzfertigkeiten setzen. Nach und nach werden so nicht nur eure Aktionen verbessert, sondern auch neue Attacken freigeschaltet, eure Widerstandsfähigkeit wird verbessert oder neue Ausrüstung wird nutzbar, wie beispielsweise stärkere Drohnen für den Rigger. Auf den ersten Blick wirkt das System komplex, bis ihr merkt, dass ihr euch schlussendlich nur für einige wenige Fertigkeiten interessieren müsst.
Pluspunkt: Geschichte und Charaktere
So weit, so gut. Kommen wir zur mitgelieferten Geschichte, betitelt „The Dead Man's Switch“. Die entpuppt sich recht schnell als kleines Juwel, zumindest für Videospielverhältnisse. Euer Held erhält eine Nachricht von seinem ehemaligen Weggefährten Sam Watts. Der ist allerdings gewaltsam verstorben und hat eurem Helden diese automatisierte Nachricht überlassen. Ihr sollt Sams Mörder suchen und dafür eine hohe Belohnung über seine Anwaltskanzlei erhalten. Die Spurensuche beginnt und alles weist darauf hin, dass ihr es mit einem Serienmörder zu tun habt, der seinen Opfern einzelne Organe entnimmt. Doch hinter den Morden steckt wesentlich mehr, als es den Anschein hat. Die Geschichte nimmt recht schnell Fahrt auf und überrascht immer wieder mit schönen Wendungen, wenn sie auch manchmal etwas zu naiv gestrickt ist.
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