Test - Shadow Warrior : Kill Bill auf Crack
- PC
Wer erinnert sich noch an die Zeit, als wir nicht dazu gezwungen wurden, uns in einem Ego-Shooter mit dem spielbaren Charakter zu identifizieren oder Gefühle für sein dramatisches Schicksal zu empfinden, obwohl der Typ ja im Grunde eine mordende Ein-Mann-Armee ist? Eine Zeit, in der das Niedermähen von Monstern, Nazis oder Dämonen noch das Kernelement war und es nur darum ging, eine hohe Punktzahl zu erreichen oder einen Gegner möglichst cool in möglichst viele blutige Einzelteile zu zerlegen? Wenn ihr euch daran noch erinnern solltet und diese Zeit vermisst, dann seid ihr bei der Neuauflage von Shadow Warrior vom polnischen Entwicklerstudio Flying Wild Hog genau an der richtigen Adresse.
Dass die Entwickler wissen, wie man solche Shooter produziert, zeigt sich schon am Werdegang des Teams. Das Studio setzt sich aus ehemaligen People-Can-Fly-Entwicklern zusammen, aus deren Feder Titel wie Painkiller und Bulletstorm stammen. Doch Shadow Warrior ist nicht das erste Spiel von Flying Wild Hog. Vor zwei Jahren veröffentlichten die Polen nämlich Hard Reset, einen waschechten Sci-Fi-Shooter mit Old-School-Atmosphäre. Als der Hotline-Miami-Publisher Devolver Digital, der zu dieser Zeit zusammen mit Croteam an Serious Sam 3 arbeitete, auf Hard Reset stieß, setzte er sich mit Flying Wild Hog in Verbindung. Kurzerhand wurde entschieden, dass Shadow Warrior eine Neuauflage verdient.
Who wants some Wang?
Das neue Shadow Warrior ist allerdings keine Fortsetzung des Klassikers, sondern bedient sich dessen Welt und klischeehaften Helden Lo Wang. Diesmal dürft ihr euch auf ein wenig mehr Handlung freuen, die vor allem von eurem Dämonenkumpel Hoji und Lo Wangs Sprüchen getragen wird, aber sich selbst keinesfalls ernst nimmt. Genau wie bei Duke Nukem 3D, das ebenfalls von 3D Realms stammt und nur ein paar Monate vor Shadow Warrior erschien, bekommt ihr auch im neuen Shadow Warrior dreckige Witze, coole Einzeiler und einen extrem hohen Gewaltgrad geliefert, was den Klassiker zu seiner Zeit auf dem deutschen Index landen ließ. Auch im weiteren Verlauf merkt man dem Spiel den Einfluss all der bereits genannten Titel an, die von den Entwicklern bei Flying Wild Hog mitgestaltet wurden. Es ist schnell, chaotisch, blutig und völlig abgefahren, bleibt aber stets auf seine eigene, dunkle Art lustig.
Wir alle wissen, dass die Geschichte um Lo Wang, Dämonen und ein mysteriöses Schwert hier niemanden vom Hocker hauen wird. Der größte Pluspunkt von Shadow Warrior und der Kaufgrund schlechthin ist das fantastische Schwertkampfsystem mit dem Katana, auf das Spiele wie Skyrim neidisch sein können. Die Mischung aus Lo Wangs Ninja-Kräften, dem großen Waffenarsenal und den innovativen Katana-Kombos hebt Shadow Warrior in die Neuzeit, ohne dabei das nostalgische Gefühl eines Old-School-Shooters zu verlieren. Allerdings verlieren die Schusswaffen durch das Katana an Reiz, da kraftvolle Kombos auszuführen einfach viel mehr Spaß macht. Am Anfang mögen sie zwar ein wenig verwirrend wirken und auch etwas knifflig auszuführen sein, nach ein paar Übungseinlagen gewöhnt man sich aber an die Steuerung.
Duke wer?
Ansonsten erhaltet ihr typische Old-School-Shooter-Kost, die sehr an den guten alten Serious Sam erinnert, bei dem sich Shadow Warrior definitiv ein paar Sachen abgeschaut hat. Euch werden Wellen von Feinden entgegengeworfen, die es zu erledigen gilt, bevor es weitergeht. Überall in einem Level gibt es Geheimnisse oder verrückte Easter Eggs zu finden und Munition sowie Gesundheitspakete müssen aufgesammelt werden. So weit, so gut. Leider bricht die Bildrate bei zu vielen Gegnern auf dem Bildschirm zum Teil stark ein, was bei dem schnellen Spiel, das von euch schnelle Bewegungen fordert, überhaupt nicht gut ist. Dazu gesellen sich ziemlich lange Ladezeiten und seltsame Nachladesequenzen. Grafisch macht das Spiel aber einen sehr guten Eindruck. Viele protzige Effekte und schöne Umgebungen machen Shadow Warrior definitiv zu einem Hingucker
Fans des Originals werden sich aber mit den verschiedenen Fähigkeiten erst mal anfreunden müssen.
Mit Karma und Chi-Kristallen schaltet ihr spezielle Zauber im Fertigkeitensystem frei. Es gibt nicht nur Heilungs- und Schutzzauber, sondern auch neue Kombos und andere Fähigkeiten, mit denen ihr Dämonen noch cooler zur Strecke bringen könnt. Je stylischer ihr dies anstellt, desto mehr Karmapunkte erhaltet ihr. Dieses Style-Prinzip mit seinen über den Gegnern schwebenden Punkteanzeigen erinnert stark an Bulletstorm, was bestimmt kein Zufall ist.
Der lineare Levelaufbau ist bei einem Old-School-Shooter ebenfalls kein Zufall. Zwar kaschieren die Entwickler dies recht gut und lassen euch in einigen Leveln ein wenig vom eigentlichen Pfad abweichen, damit ihr ein paar Geheimnisse finden könnt, jedoch gibt es nur einen Weg ans Levelende. Dafür gibt es aber sehr viele Wege, um mit den Dämonen fertig zu werden, die ihr in kleinen Gruppen zwar einfach in euer Schwert laufen lassen könnt, in großen Ansammlungen allerdings stets herausfordernd sind und den taktischen Einsatz eurer Fähigkeiten erfordern.
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