Test - SAW II: Flesh and Blood : Skalpell. Tupfer. Tod.
- PS3
Mit der Adaption der SAW-Filme schlägt Konami einen bisher selten genutzten Pfad ein: In beiden Konsolentiteln greift das Studio die Rahmenhandlung der gleichnamigen Kinostreifen auf und erzählt sie mit ein paar Figuren weiter, die ihren Kinoauftritt überlebten und in den Fortsetzungen nicht mehr auftauchten. In Konamis Saw erwischte es den fanatischen Detective David Tapp, dessen Geschichte auf Konsolen ein definitives Ende fand. Und nun werden mit Flesh and Blood sowohl Teile der Filme als auch die Geschichte des ersten SAW-Spiels aufgegriffen und konsequent weitergesponnen.
Ich hab da was im Auge
Eine Warnung vorweg: Wer sich ernsthaft für die Handlung des Saw-Universums interessiert, sollte zum nächsten Absatz springen. Für alle anderen geht es mit einer Kultszene weiter.
Wir befinden uns zwischen dem zweiten und dritten Film. Flesh and Blood geht gleich in die Vollen und steckt euch in den mit mehreren Sprengsätzen versehenen Körper des Junkies Campbell, dem zusätzlich die berühmte umgekehrte Venusfliegenfalle um den Kopf geschnallt wurde. Alles Weitere wird ihm vom Killer Jigsaw über eine Videobotschaft mitgeteilt: Im Raum befindet sich eine Röntgenaufnahme, die zeigt, dass der Schlüssel für den Kopfschmuck hinter Campbells rechtem Auge eingenäht wurde. Okay, dann ist auch klar, warum dort ebenfalls ein Skalpell herumliegt. Nachdem ihr euch in Nahaufnahme ein Auge herausgeschnitten habt, geht es in einem Tutorial Richtung Freiheit - mit dem kleinen Problem, dass Campbell nicht der Hauptcharakter ist.
Diese Rolle steht Michael Tapp, einem Reporter, zu. Als er im ersten Teil die Wohnung seines Vater auf dessen Verschwinden hin untersucht, wird er von Jigsaws ekligem Assistenten entführt und darf sich schon kurze Zeit später selbst ein Bild davon machen, was sein Vater durchleben musste.
Flucht in Quick-Time
Um sich irgendwie zu retten, muss Michael zu recht drastischen Methoden greifen, die alle in irgendeiner Form von Quick-Time-Event oder Minispiel enden. Das grundsätzliche Spielprinzip hat sich nicht geändert, noch immer stolpert ihr durch recht lineare Levels, löst zwischendurch Rätsel, weicht tödlichen Türfallen aus und kloppt euch mit Konkurrenten, die ebenfalls nach Hause möchten. Zwischendurch trefft ihr auf Gefangene, die in einer irren Foltermaschine festsitzen, und müsst ihnen in einem Minispiel unter Zeitdruck helfen.
Die Kritik am Kampfsystem des ersten Saw ist nicht auf taube Ohren gestoßen: Statt mit einem den letzten Silent-Hill-Teilen ähnlichen Kombosystem prügelt ihr euch jetzt nur in (Überraschung!) Quick-Time-Events. Einige wenige Bereiche fallen aus dem Muster und bringen etwas Pep in den drögen Ablauf: Im Minispiel, in dem Schlösser geknackt werden, müsst ihr zum Beispiel als Schlüssel durch einen kurzen Hindernisparcours fahren und für das Ausschalten einiger Gegner eure Umgebung nutzen. Alles in allem zeigt sich aber, dass zwischen Saw und Flesh and Blood nur zwölf Monate liegen und keine Zeit für wirklich innovative Erweiterungen übrig geblieben ist.
Schon mal gehört?
Ebenso wenig wie die Spielmechanik haben sich die Grafik und der Sound geändert. Tobin Bell hat keine Probleme, wieder in die Rolle des Killers zu schlüpfen, und stiehlt damit allen anderen die Show. Michael macht nur selten den Mund auf, alle anderen wollen ihn sowieso nur umbringen, und die gelegentlichen Auftritte von Leuten, die in einer Falle hocken, gehen bei Zeitdruck und anschwellender Panikmusik ziemlich unter.
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