Test - Resident Evil Archives : Der Ur-Horror für Wii
- Wii
Wer ist die größte Melkmaschine unter den Videospiel-Publishern? So tolle Spiele uns Capcom auch beschert hat: Niemand anders versteht es besser, eine erfolgreiche Serie so dreist auszuschlachten. Denkt dabei an Mega Man, Street Fighter und natürlich Resident Evil. Heute im Programm: eine Umsetzung des ersten Teils für die Wii. Sieben Jahre nach dem tollen GameCube-Remake erwarten wir eine verbesserte Präsentation und vielleicht ein paar Goodies. Ob wir die auch bekommen?
Biohazard für alle
Dreizehn Jahre ist es her, seit Capcom mit einer schlichten Horrorgeschichte die halbe Spielewelt auf den Kopf stellte. Wahlweise als Chris Redfield oder Jill Valentine streunten Millionen PlayStation-Nutzer durch ein riesiges Haus voller Zombies. Die Idee der unterschiedlichen Kameraperspektiven kannten versierte Spieler bereits aus den alten Episoden von Alone in the Dark. Der Grad der Schockeffekte hingegen sollte einen neuen Standard setzen: Allein bei der Szene mit den Hunden, die urplötzlich durch das Fenster sprangen, hat sich wirklich jeder erschreckt.
Sechs Jahre später war die Serie groß und erfolgreich genug, um ein dickes Remake zu rechtfertigen. Das kam exklusiv für den GameCube heraus und brachte die Fans zum Sabbern. Das Rätseldesign wurde umarrangiert und die Grafik auf den aktuellen Stand der Technik gebracht. Dieses Resident Evil gilt als eine der besten und liebevollsten Neuauflagen, die jemals von einem Originalprodukt gemacht wurden.
Von diesem Urteil ist Resident Evil Archives für die Wii meilenweit entfernt. Daraus macht selbst Capcom keinen Hehl, denn diese Neuauflage sei für all jene gedacht, die das Original-Remake verpasst hätten. In der Tat sind die Unterschiede so gering, dass ihr zum Aufzählen kaum mehr als eine Hand benötigt.
Die beiden Unterschiede, für das Protokoll
Am auffälligsten sind die zusätzlichen Steuerungsoptionen, welche euch das Zocken per Wiimote oder mit einer Kombination aus Wiimote und Nunchuk erlauben. Letztere Option orientiert sich an der GameCube-Benutzerführung, wobei ihr natürlich auch ein Pad der alten Konsole oder den Classic-Controller nutzen dürft.
Des Weiteren müsst ihr euch nicht mehr mit dem Wechsel des Datenträgers zur Spielhalbzeit beschäftigen: Heute passt das ganze Remake auf eine einzelne Wii-Disc. Und dann wäre da noch ... ach ne, doch nicht: Das war es auch schon. Deshalb gleich die Warnung an alle Besitzer des GameCube-Originals: Lasst die Finger von dieser Version, ihr verpasst rein gar nichts.
Was nach sechs Jahren an Faszination übrig blieb
Reicht es immerhin für eine Empfehlung für alle anderen? Ja, wenn auch nicht uneingeschränkt. Die Grafik wirkt heute nicht mehr ganz so beeindruckend wie anno 2002 und ist auf großen HDTV-Geräten dezent pixelig. Hinzu kommt, dass euch auf einem 16:9-Bildschirm links wie rechts dicke schwarze Balken angrinsen. Schließlich waren die damals gerenderten Hintergrundbilder nicht für Breitbildformate ausgelegt.
Die strengen Einschränkungen bezüglich des Speicherns und des mickrigen Inventars wirken überholt. Auch die alte Laufmechanik, dank derer ihr die Spielfigur trotz unterschiedlicher Kameraperspektiven wie in einem Ego-Shooter steuert, ist nicht mehr zeitgemäß. Sprich: Per Links/Rechts-Druck dreht ihr euch, per Oben/Unten-Lenken marschiert ihr vor- oder rückwärts. Zugegebenermaßen ist diese alte Mechanik im Falle von Resident Evil noch ausreichend, weil die allgemein eher gemächliche Spielgeschwindigkeit es zulässt.
Der Rest ist damals wie heute kompetent: Die Handlung und das Rätseldesign stellen keine Cleverness-Rekorde auf, passen jedoch prima zum Gesamtpaket. Am meisten begeistert der Sound, der mit geschickt eingebetteten Musikstücken und perfekt platzierten Soundeffekten auftrumpft.
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