Test - Owlboy : Der Indie-Überflieger des Jahres
- PC
Fast neun Jahre hat das Indie-Team D-Pad Studio an dem Pixelplattformer Owlboy gearbeitet. Das ist für einen 2-D-Titel eine ziemlich lange Zeit. Die Entwicklung war jedoch über die Jahre konstant von Rückschlägen geplagt: von Projektneustarts bis zu persönlichen Problemen der Entwickler. Dennoch hat das kleine fünfköpfige Team seine Vision nicht aus den Augen verloren und nach neunjähriger Entwicklungshölle ein wundervolles Erlebnis geschaffen.
Owlboy wirkt auf den ersten Blick recht unscheinbar. Während der Pixel-Look vor neun Jahren noch etwas Besonderes gewesen wäre, gibt es mittlerweile mehr als genügend Spiele, die auf eine ähnliche Optik setzen. Durch die Liebe zum Detail, sowohl in grafischer als auch spielerischer Hinsicht, hebt sich dieses kleine, aber feine „Metroidvania“ allerdings deutlich von der Konkurrenz ab.
Die Himmelswelt, die ihr zusammen mit Otus und seinen Freunden erkundet, sprüht an allen Ecken und Enden vor Detailreichtum. Die Charaktere selbst werden mit für das Genre ungewöhnlich vielen Animationen zum Leben erweckt. Es ist erstaunlich, wie viele Emotionen die Entwickler auf die sehr begrenzte Anzahl von Pixeln übertragen konnten. Hier muss man ganz klar ein großes Lob aussprechen: Owlboy ist einer der schönsten Titel, den die Indie-Szene bislang hervorgebracht hat.
Mehr als einfach nur hübsch
Mindestens jedoch genau so viel Liebe und Arbeit wie in die Grafik hat D-Pad Studio ins Spiel-Design gesteckt. Owlboy steht grundsätzlich in der Tradition eines Metroid oder Castlevania, bietet also eine mehr oder weniger offene Welt, deren verstecktere Ecken ihr mit fortlaufendem Spielfortschritt freischaltet.
Beim Lösen der zahlreichen Rätsel helfen euch die Fähigkeiten des Eulenjungen Otus und seiner Freunde. Geddy, der erste Charakter, der eurer bald wachsenden Gruppe beitritt, kann mit seiner Pistole nicht nur entfernte Gegner besiegen, sondern auch kleinere Hindernisse aus dem Weg räumen. Die Steuerung erinnert an einen typischen Twin-Stick-Shooter: Mit dem linken Stick bewegt ihr Otus frei durch die Luft und mit dem rechten steuert ihr Geddys Fadenkreuz.
Otus hat außer einer schwachen Wirbelattacke und einer Ausweichrolle quasi keinerlei offensive Fähigkeiten. Es ist also unabdingbar, auf Otus' Freunde mit ihren Spezialfähigkeiten zu bauen und regelmäßig zwischen ihnen zu wechseln, um neue Gebiete und Geheimnisse zu entdecken. Die Steuerung geht glücklicherweise gut von der Hand, auch wenn sich Otus hin und wieder ein ganz klein wenig unpräzise bewegt. Beim Wechseln der Flugrichtung beschleunigt die kleine Eule gerade genug, um bei gefährlicheren Passagen öfter in der nächstbesten Stachelwand zu landen.
Ein Spiel für Sammelwütige
Auch Perfektionisten bekommen in Owlboy ordentlich was zu tun. Überall in der Himmelswelt und in den Dungeons findet ihr eine fixe Anzahl von Münzen, die ihr im örtlichen Laden sowohl gegen Relikte, die eure Gruppenmitglieder stärken, als auch dekorative Hüte eintauschen könnt. Weiterhin lassen sich in einigen teilweise wirklich fies versteckten Arealen Sammelobjekte finden, die euch mehr Hintergrundinformationen zu der Geschichte und den Charakteren vermitteln. Leider erhält man während des gesamten Spielverlaufs keine Karte. Die Welt ist zwar recht kompakt und übersichtlich, eine Minimap würde aber dabei helfen, nicht verzweifelt nach der einen Stelle zu suchen, die man Stunden zuvor entdeckt hat.
Doch ansonsten macht das Spiel nicht viel falsch. Die Charaktere sind allesamt charmant und interessant geschrieben und die recht einfache Story lädt durch überall versteckte Hinweise auf die vorherigen Geschehnisse zum Erkunden ein. Wenn man alle Ecken der Welt abgrast, sollte man in gut 10 bis 12 Stunden alles gesehen haben, was es zu sehen gibt. Wichtig: Das Spiel gibt es nur mit englischen Bildschirmtexten. Die Story ist zwar nicht so komplex, dass eine deutsche Übersetzung nötig wäre, schade ist es aber dennoch. Eine Konsolenumsetzung wurde von den Entwicklern bisher noch nicht bestätigt. Fürs Erste müsst ihr also eure Steam-Bibliothek bemühen.
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