Test - Nioh 2 : Besser als Sekiro?
- PS4
Bei seinem Erscheinen war Nioh das zweifellos beste „Souls-like“-Spiel, das nicht von From Software selber stammt – und ist das auch heute noch. Doch in der Zwischenzeit hat sich viel getan. The Surge 2 schloss qualitativ zu Nioh auf, Code Vein zeigte, dass diese Art von Spielen auch auf einfacherem Schwierigkeitsgrad verdammt viel Spaß macht, und Darksiders 3, dass deren Spielphilosophie auch in ein anderes Genre übertragen bestens funktioniert. Und From Software? Die erfanden sich mit Sekiro ein weiteres Mal neu, noch dazu in einem Setting, das demjenigen von Nioh sehr ähnelt, diesem aber in jederlei Hinsicht deutlich überlegen war. Die Anforderungen stehen damit fest: Nioh 2 muss liefern, um den Anschluss nicht zu verpassen.
Der erste Teil von Nioh erschien zu einer Zeit, als „Souls-like“ noch kein eigener Genrebegriff war, als From Software diese Spielegattung noch allein beherrschte und mit Lords of the Fallen und Salt & Sanctuary gerade mal die ersten zarten Gehversuche anderer Entwickler in den neuen Gefilden gewagt waren. Nioh kam genau zum richtigen Zeitpunkt zwischen Dark Souls 3 und Sekiro und hatte dadurch leichtes Spiel bei den Fans von schweren Spielen.
Der kleine Bruder von Demon‘s Souls
Ich liebe den ersten Teil. Über 150 Stunden habe ich mit ihm und seinen drei DLCs verbracht, alle Haupt-, Neben- und Zwielicht-Missionen absolviert, sogar diejenigen, in denen man gegen die zwei schwersten Bosse des Spiels gleichzeitig antritt, habe alle Kodama aufgespürt und mir dadurch die Platin-Trophäe erkämpft, auf die ich ehrlich gesagt ein bisschen stolz bin, deren Mühen mir aber auch sehr viel Freude bereitet haben.
Nioh nahm sich die tragenden Säulen des Souls-Gebäudes, wie deren tödlichen Schwierigkeitsgrad, das Spieldesign mit seinen Leuchtfeuer-Checkpoints und Abkürzungen, die krönenden Bosskämpfe nach jedem Abschnitt und das Ärgern über verlorene Erfahrungspunkte im Falle des Ablebens, fügte dem Grundriss aber neue Stützstreben hinzu: ein vielschichtigeres Kampfsystem etwa mit unterschiedlichen Waffenstilen und Komboattacken nach dem Vorbild von Ninja Gaiden, eine von Diablo inspirierte Loot-Endlosschleife mit Item-Belohnungen im Sekundentakt oder auch seine originelle Verquickung von japanischer Historie und Folklore.
Nioh war keine bloße Kopie, aber ein deutliches „inspired by“, dem es im Schatten seines Meisters zwar nicht zum Prädikat „genial“, aber doch einem respektvollen „kongenial“ gereichte und dadurch vor allem einmal mehr die überlegene Strahlkraft des Vorbilds veranschaulichte, die zuverlässig hell leuchtet, wenn ein Entwickler sie nur handwerklich gekonnt und mit inniger Liebe zum Original entfacht. Nioh glänzte mit einer exzellenten Spielbarkeit und der für dieses Genre typischen Lust am Durchstöbern auch des letzten Winkels in der Hoffnung auf wertvolle Beute.
Gleichwohl reichte es mehrere Armlängen nicht zu einem Schulterschluss mit den From-Software-Spielen, was zumindest zum Teil auch der turbulenten Entstehungsgeschichte geschuldet sein dürfte, die immerhin 12 Jahre umfasste, für den Nachfolger aber nicht mehr als Ausrede gilt. Das Level-Design etwa lag etwas uninspiriert nur flach in der Ebene, war zu engstirnig in geradlinigen Pfaden und eindimensionalen Mustern gedacht, nicht so verschachtelt wie in Dark Souls und auch nicht so geschickt darin, zwischen klaustrophobischer Architektur und ehrfurchtsvoller Weite zu variieren – allein schon deshalb, weil es seinen Spielablauf in einzelne Kapitel und nicht eine zusammenhängende Spielwelt gliederte. Auch grafisch wirkte Nioh im direkten Vergleich leicht altbacken, ließen die einzelnen Abschnitte, Gegner und vor allem die Bosse den Abwechslungsreichtum und die Eigenständigkeit vermissen, die ein ausgezeichnetes Gesellenstück vom Meisterwerk unterscheidet.
In (meist hemmungslos schwärmerischen) Gesprächen mit Freunden und Kollegen bezeichne ich Nioh daher häufig als „den kleinen Bruder von Demon‘s Souls“: Beiden ist die Ähnlichkeit und der Verwandtschaftsgrad deutlich anzusehen, aber während der eine deutlich reifer und souveräner auftritt, hat man den anderen trotzdem oder gerade wegen seiner noch etwas tapsigen Art sehr gerne. Bei Nioh handelt es sich um einen fabelhaften Souls-Sprössling, der der Genre-DNA zwar einige eigene Gene hinzufügt, der aber in keiner Faser ausgewachsen genug ist, um dem Gegenüber auf Augenhöhe zu begegnen, dem es an unverwechselbaren Merkmalen mangelt, aber genau deshalb das Potenzial in sich trägt, eines Tages über ihn hinauszuwachsen, sprich: beste Voraussetzungen für einen Nachfolger! Hier ist er nun.
Der ältere Zwilling von Nioh 1
Nioh 2 findet also etliche Hebelpunkte vor, um an den Kritikpunkten des Vorgängers anzusetzen. Doch um es gleich auszusprechen: Leider lässt es die meisten davon ungenutzt. Nioh 2 macht ein paar kleine Schritte vorwärts, den großen Sprung wagt es aber nicht. Um im Bild des vorigen Absatzes zu bleiben: Wenn Nioh 1 wie der kleine Bruder von Demon‘s Souls wirkt, dann ist Nioh 2 der lediglich ein paar Minuten ältere Zwilling seines Geschwisterchens. Teil 1 und 2 sind sich in jederlei Hinsicht so dermaßen ähnlich, hielte man mir zwei Szenen aus beiden Spielen vor, ich könnte nicht mit Gewissheit sagen, welche aus welchem Spiel stammt.
Angefangen bei Nebensächlichkeiten wie dem Interface samt Schaltflächen und sogar den Schriftarten beim Anzeigen der Trefferpunkte, bis hin zu ganzen Gebieten mit ihren Hütten in japanischer Bauart, den Holzpalisaden auf den Schlachtfeldern, den Klippen, Wäldern und Höhlen gleichen sich Nioh 1 und 2 wie eine Blaupause und ihr Durchschlag. Selbst beim Sound übernimmt das Spiel etliche Geräusche wie das Klingeln beim Beten am Schrein oder das Schrubbern der E-Gitarrre bei der Wiedervereinigung mit dem Schutzgeist, sogar ganze Melodien und Musikstücke wie die choralen Panflötenklänge in den Menüs entstammen direkt dem ersten Teil.
Als geradezu schockierend einfallslos schlägt zu Buche, dass über die Hälfte aller Gegnertypen bereits absolut identisch im ersten Teil vorhanden waren. Dergestalt erweckt Nioh 2 eher den Eindruck einer riesengroßen Erweiterung statt eines eigenständigen Nachfolgers. Von den bulligen Yokai-Trollen, über die rabenartigen Tengu bis hin zu den irrlichternden Regenschirmen, den Feuerrädern, Bergwerkszombies und sogar den Ninja-Hunden aus dem zweiten DLC, für Spieler des Vorgängers lauert das Déjà-vu an jeder Ecke wie die Pfütze am Murmeltiertag.
Je nachdem aus welcher Richtung man es betrachtet, erscheint Nioh 2 dadurch entweder wie ein Nachfolger aus dem Lehrbuch - oder vom Reißbrett. Mit allen jeweiligen Vor- und Nachteilen. Im Großen und Ganzen bleibt alles beim Alten, aber alles wird eben auch ein klein bisschen besser, ausgefeilter, schöner. Nach wie vor spielt es sich exzellent, reißt es irgendwann in den unnachahmlichen Sog seines mit Herausforderungen gepflasterten Pfades, unterhält es gekonnt über seine stattlichen 60 bis 80 Stunden Spieldauer und ist dabei seinem ausgezeichneten Vorgänger rein qualitativ zweifellos mindestens ebenbürtig.
Darüber hinaus lässt es aber die zahlreichen Chancen ungenutzt, die dieser ihm anbot. Wieder ist der Ablauf in einzelne Kapitel unterteilt, statt sich in eine nahtlose Spielwelt zu schmiegen. Auch die generischen Nebenmissionen, die lediglich bereits besuchte Gebiete der Hauptgeschichte neu arrangieren oder sich in einfallslosen Wellenkämpfen erschöpfen, erfahren ihre Rückkehr und waren doch schon im Vorgänger irgendwann nur noch lästige Spielzeitstrecker. PvP gibt es immer noch nicht gegen reale Spieler, sondern nur gegen deren KI-Simulationen. Das Level-Design lässt weiterhin das letzte Quäntchen Raffinesse in Aufbau und Einfallsreichtum vermissen, über das anscheinend nur From Software selbst verfügt, dem Team Ninja nach wie vor zu schüchtern nur auf dem Schoß sitzt, statt selbstbewusst mit eigenen Ideen den Schulterschluss zu suchen.
Phantastischer heißt fantastischer
Nioh 2 setzt nicht die Geschichte des Vorgängers fort, sondern spielt vor dessen Ereignissen. Entsprechend schlüpft ihr nicht in die Rolle einer historischen Persönlichkeit, sondern schneidert euch einen eigenen Charakter nach Maß, bei dem ihr diesmal nicht nur das Aussehen, sondern auch das Geschlecht frei wählen dürft. Die Geschichte um einen landesweiten Krieg, dessen Beben die Dämonen aus ihrer Dimension in unsere lockt, liest sich zwar beim Überfliegen wie eine Rekapitulation des ersten Teils, das Lösen aus dem Korsett der historisch verbürgten Genauigkeit verschafft dem Spiel aber erfrischend mehr Freiheiten.
Anders ausgedrückt: Durch seinen phantastischeren Ansatz bei Setting und Story, wird Nioh 2 auch spielerisch fantasievoller. Dadurch löst sich vor allem einer meiner größten Kritikpunkte am Vorgänger in Luft auf: Die Bosse fallen diesmal deutlich abwechslungsreicher aus und bestehen nicht länger hauptsächlich aus einfallslosen menschlichen Gegnern, sondern aus monströsen Fabelwesen, die den Namen Bossgegner wahrlich verdienen: ein entstellter Nachtmahr mit gigantischem Hackebeil, eine giftige Riesenschlange mit mehreren Köpfen, ein feuriger Reiter auf einem Streitwagen oder ein tollwütiges Frettchen …
Auch die neuen Yokai-Gegner, die sich zum altbekannten Ensemble hinzugesellen, sind ausnahmslos sehr fantasievoll gestaltet: ein feixender Affe, eine garstige Fledermaus oder dieser einäugige Derwisch, der auf einer riesigen Klinge wie auf einem Pogo-Stick hüpft. Endlich haben die Entwickler von Team Ninja ihrer Fantasie mal so richtig die Sporen gegeben.
Wenngleich ihnen beim Balancing bisweilen ein klein wenig die Gäule durchgehen. Nachdem die jüngsten Souls-like-Titel The Surge 2 und Code Vein deutlich mehr Erbarmen mit ihren Spielern zeigten als gewohnt, kennt Nioh 2 in dieser Hinsicht wieder keine Gnade. Größere Yokai können euch jederzeit direkt aus den Latschen hauen, wenn ihr nicht genau mit ihnen umzugehen wisst – erst recht die neuen, die in der Regel deutlich knackiger und schwerer ausrechenbar sind als die alte Garde. Selbst kleine Kanonenfutter-Gegner bestrafen Unachtsamkeit schnell und gerne und häufig mit dem Tod.
Nioh 2 wird dadurch gar nicht mal unbedingt schwerer als Dark Souls oder vergleichbare Spiele, es legt lediglich einmal mehr seine nicht bis ins letzte Detail perfektionierte Machart offen, indem es in einer Kategorie schludert, die Neudeutsch häufig „Pacing“ genannt wird. Denn wo etwa From Software jederzeit eine bewundernswerte Ausgewogenheit gelingt, den Spieler mit ständig neuen Situationen konfrontiert und ein fließendes Wechselspiel aus Lust und Frust erzeugt, den Level-Kuchen genießerisch mit pikanten Gemeinheits-Kirschen spickt, pflastert Nioh den Weg einfach nur mit Stolpersteinen aus den immer gleichen Gegnern zu.
Weil die Gegner schneller, tödlicher, unbarmherziger sind, regelmäßig in besonders starken Varianten vorkommen und gerne in Begleitung auftreten, starb ich zumindest in den ersten paar Stunden deutlich häufiger als in Dark Souls, Bloodborne, aber auch Nioh 1. Ähnlich wie Sekiro erlaubt Nioh 2 keinen Moment der Unachtsamkeit, keine Fehler und erfordert ständige Konzentration. Die Lernkurve hierfür scheint anfangs steil wie eine Felswand, flacht aber irgendwann zum Glück ab. Nioh 2 überfordert Einsteiger zunächst mit seiner Unmenge an spielerischen Möglichkeiten und benötigt viel Eingewöhnung.
Aber mit der Zeit übt man instinktiv einen persönlichen Spielstil ein, der einem besser liegt als andere, kristallisiert sich eine bevorzugte Waffengattung heraus, wertet man diese mit mächtigen Schlagkombos auf und lernt neue Fähigkeiten und Zaubersprüche, wie die aus dem ersten Teil bekannte Faulpelz-Verlangsamung oder die Schnellwechsel-Wiederbelebung, die spürbar die Daumenschraube lockern, die anfangs noch dauerhaft Schmerzen bereitete.
Nichtsdestotrotz sieht man dem Spiel in jeder seiner Fasern an, dass sich die Entwickler unter keinen Umständen den Vorwurf der in dieser Hinsicht empfindlichen Souls-Community gefallen lassen wollten, es könne zu leicht ausfallen. Zu den üblichen Hindernissen und den gerade am Anfang zermürbend schweren Bossen gesellen sich nämlich noch besonders schwere Abschnitte innerhalb der Level, die vom dunklen Dämonenreich befallen sind und erst von den Biestern gereinigt werden müssen, damit dort wieder die Sonne scheint. Zwar können diese Bereiche optional auch umgangen werden, aber nur wer sie zurückerobert, erhält dadurch Zugriff auf besonders wertvollen Loot oder extrem nützliche Abkürzungen und zusätzliche Checkpoints.
An diesen Stellen zeigt sich auch, wie ausgefuchst das ansonsten etwas uninspiriert wirkende Leveldesign sein kann: Denn häufig stellt der direkte Weg ins Herz der Finsternis nicht den empfehlenswertesten dar. Stattdessen lassen sich an besonders knackigen Stellen praktische Umwege nehmen, durch die ihr den Gegnern in den Rücken fallen, zum Sturzangriff ansetzen oder erstmal eine Abkürzung öffnen könnt, wodurch die vormals unmenschlich schwer scheinende Situation auf einmal lösbar wird.
Kampfsystem: erschlagende Möglichkeiten
Angesichts des unverzeihlichen Schwierigkeitsgrads ist eine intensive Auseinandersetzung mit dem Kampfsystem unerlässlich und gleichzeitig der entscheidende Schlüssel zum Erfolg. Das galt schon im Vorgänger als dessen Alleinstellungsmerkmal, fiel dort schon äußerst komplex aus und wurde für den zweiten Teil nochmal stark erweitert. Es gibt diesmal noch mehr Waffengattungen, von Schwertern über Äxte, Speere bis hin zu Schlagstöcken und Doppelklingen, die jeweils nicht nur über ihr komplett eigenes Bewegungsrepertoire verfügen, sondern auch in drei unterschiedlichen Körperhaltungen geführt werden können, von langsam aber kräftig, bis flink aber schwach.
Jede einzelne Waffengattung verfügt über ihren eigenen Skilltree, in dem nach und nach neue Moves freigeschaltet werden: wirbelnde Angriffe, Sprungangriffe, Stöße aus der Hüfte oder auch richtig kompliziertes Zeug, das beispielsweise besondere Effekte auslöst, wenn ihr direkt nach einem Angriff sofort die Kampfhaltung wechselt. Sogar Selbstverständlichkeiten wie der heimtückische Angriff in den Rücken, wenn man sich heimlich einem Gegner nähert, muss in Nioh 2 erst mit Fähigkeitspunkten erworben werden, bevor man sich etliche Situationen damit deutlich erleichtern kann.
In diesem Wirrwarr den persönlich bevorzugten Spielstil herauszufinden, kann schon eine Weile dauern und bis dahin dezent überfordern. Zumal jede Waffe nicht nur über individuelle Werte und Moves verfügt, sondern auch noch über unzählige Bonuseffekte, die bei der Wahl berücksichtigt werden wollen. Und als wäre das nicht schon genug, werden die Waffen-Skilltrees flankiert von einer Schar an Ninja- und Magie-Fähigkeiten, die hauptsächlich aber nur zusätzliche Tränke und Buffs verschaffen, also keine komplett anderen Spielweisen ermöglichen wie etwa die Zauberer-Charakterklassen in Dark Souls.
Das kennt man weitgehend schon aus dem ersten Teil, wird im zweiten aber deutlich übersichtlicher in anschaulichen Baumgrafiken und nicht mehr in chaotischen Listen aufbereitet – wenngleich mich Nioh-Einsteiger für den Ausdruck „übersichtlich“ beim Anblick von 13 separaten Skilltrees, die ihre Triebe in alle vier Himmelsrichtungen verästeln, sicherlich höhnisch auslachen werden. Nioh 2 ist ein Spiel, das seine verfügbaren Möglichkeiten bis an die Grenzen des Zumutbaren ausreizt: jeder Button am Controller ist als Tastenkombination mit jeder einzelnen Schultertaste maximal mehrfach belegt mit Moves, Special-Moves, alternativen Moves, Zauber-Moves und Superduper-Moves für spezielle Situationen. Daraus eine Kampfchoreographie zu entwickeln, in der reflexartig die passende Aktion für jede Gelegenheit ausgeführt wird, dauert anfangs ein Weilchen.
Zu den bekannten Manövern des Vorgängers kommen diesmal nämlich noch Dämonenkräfte hinzu, die der Held als Zwitterwesen aus Mensch und Bestie in sich trägt – das zweite Argument übrigens, warum der stärkere Einschlag ins Phantastische aus Nioh ein fantastischeres Spiel macht. Während der Schutzgeist im ersten Teil nämlich lediglich ein paar belanglose Buffs bewirkte, dient er jetzt als „Sockel“ für die Seelen der Dämonen und damit ihrer Zauberkräfte, die ihr euch nach einem Sieg über sie einverleibt. Im aufgeladenen Zustand gewähren diese kurzzeitig besonders spektakuläre Angriffe, indem ihr den inneren Dämon wie eine Persona beschwört und so mit seinen monströsen Fäusten zuschlagt, mit Schlangenarmen aus der Entfernung blitzschnell zubeißt oder nach einem Sprung in die Luft mit unheiligen Speeren um euch werft.
Prepare to die twice
Außerdem gewähren die Dämonenkräfte mächtige Konter, die mit dem richtigen Timing vernichtende Angriffe der Gegner auf sie zurückwerfen. Darin ähnelt Nioh einem Spiel, dem es ohnehin schon verdammt ähnlich sieht: nämlich Sekiro. Wie dort werden Spezialangriffe der Gegner durch aufblitzende Symbole angekündigt, auf die ihr dann blitzschnell mit der passenden Aktion reagieren müsst. Deren Timing aus dem Effeff zu beherrschen, stellt eine der wichtigsten Lektionen dar, die ihr lernen müsst, um euch dieses ansonsten bockschwere Spiel gefügig zu machen.
Nioh 2 rückt dadurch auch spielerisch noch ein deutliches Stück näher an das jüngste From-Software-Spiel, das ja allein schon durch sein japanisches Fantasy-Setting wie ein Bruder im Geiste wirkt. Denn während Dark Souls und seine Nachahmer grob nur die reduzierte Wahl aus Angriff, Ausweichen und Blocken lassen, muss der Spieler von Nioh gleichzeitig Dutzende Möglichkeiten in Betracht ziehen und sich im Bruchteil einer Sekunde für eine davon entscheiden.
Wer derlei vielschichtiges Gameplay schätzt, blitzschnellen und fordernden Titeln wie Ninja Gaiden oder eben Sekiro nicht abgeneigt ist, dürfte Nioh 2 vermutlich sogar allen anderen Souls-like-Spielen vorziehen.
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