Test - Neverwinter Nights 2 : Neverwinter Nights 2
- PC
Freunde klassischer Rollenspiele können sich darüber freuen, dass sie neben ihrem Hauptcharakter noch drei weitere Charaktere in ihre Gruppe aufnehmen können, die man im Verlauf der Story kennen lernt. Diesmal habt ihr sogar die Möglichkeit, alle Charaktere direkt zu steuern und – mit fleißiger Nutzung der Pausenfunktion – kräftiges Mikromanagement in den taktisch angehauchten Gefechten zu pflegen, was für Oldschooler und Puristen zwar sicherlich interessant ist, aber auch viel Dampf aus dem Spiel nimmt und mitunter einfach nur nervt. Selbst einzugreifen in die Party-Steuerung, ist aber leider oft unumgänglich, denn die KI der Mitstreiter ist mitunter grottenschlecht.
Da flitzen die Charaktere schon mal unsinnig von einem zum anderen Gegner, hauen unnütze Zaubersprüche raus und ignorieren jedwede sinnvolle Position oder Funktion. Da ignoriert der heilkundige Druide schon mal, dass quasi die gesamte Gruppe fast am Boden liegt, um sich lieber zu verwandeln und mit draufzukloppen. Ergänzt wird das Elend mit Problemen in der Wegfindung, nicht selten stehen sich die Charaktere vor Durchgängen gegenseitig im Weg oder bleiben schlichtweg irgendwo im Level an einem Hindernis hängen. Da nutzen auch die Einstellmöglichkeiten für das Grundverhalten der Mitstreiter herzlich wenig. Doch auch bei den Gegnern ist immer wieder mal unsinniges Fehlverhalten zu erkennen, unter anderem auch seltsames Spawnverhalten, bei dem in völlig leeren und bereits geleerten Gebieten plötzlich vor eurer Nase Gegner aus dem Nichts auftauchen.
Spieltiefe dank D&DSpieltiefe wird vor allem dann geboten, wenn es um die Quests geht sowie um die üppigen Dialoge. Nicht selten bekommt ihr mehrere Möglichkeiten, innerhalb von Dialogen zu antworten – mit entsprechender Auswirkung auf euer Gegenüber. So können brenzlige Situationen durchaus auch mal mit Diplomatie oder Einschüchterung gelöst werden, bevor es zum Kampf kommt. Schade nur, dass eure Aktionen innerhalb der Gruppe vergleichsweise wenig Reaktionen erzeugen. Da wäre noch einiges mehr drin gewesen, um das Zusammenspiel innerhalb der Party aufzupeppen.
Viel Spieltiefe erwartet euch natürlich auch dort, wo das 'D&D'-Regelwerk greift, also vor allem beim Charakter- und Skill-System. Bequeme Spieler können beim Level-up jederzeit eine „Empfohlen“-Funktion für die gewählte Klasse nutzen. Der RPG-Profi wird sich natürlich selbst reinhängen und seine Charaktere bis ins Kleinste ausbaldowern. Natürlich wird die Sache dann am Interessantesten, wenn man ein Kenner des Regelwerks ist. Für Unkundige wirken die Fähigkeiten mitunter etwas undurchschaubar.
Auch bei der Ausrüstung gibt es wahnwitzig viele Optionen und ebenso viel Verwirrung. Unzählige Gegenstände wandern mit der Zeit in das unübersichtliche und nicht kategorisier- oder sortierbare Inventar, deren Wirkung und Nutzen sich oftmals auch nur dem Regelkenner erschließt. Waffen, Tränke, magische Gegenstände und Rohstoffe sammeln sich in großen Mengen an. Erweitert wird das System durch die Möglichkeit, selbst als Handwerker Tränke, Waffen, Rüstungen oder Zaubersprüche zu erstellen. Schade nur, dass das Handwerkssystem in Verbindung mit dem Inventar an sich unnötig kompliziert geraten ist.
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