Test - Mount & Blade : Ungewöhnliches aus dem Mittelalter
- PC
Anstelle euch eine vorgefertigte Handlung zu servieren, setzt Mount & Blade auf die Kreativität des Spielers. Zum Spielstart erstellt ihr euren Charakter samt rudimentärer Hintergrundgeschichte und werdet sofort in die mittelalterliche Spielwelt Calradia gesteckt. Keine Zwischensequenz führt euch in die Spielwelt ein, keine anfängliche Aufgabe geleitet euch durch die ersten Spielminuten. Was ihr als Nächstes macht, liegt ganz bei euch. Ihr könnt als Dieb und Raubritter Dörfer heimsuchen und euer Geld mehren, als fahrender Händler legal zu Reichtümer kommen oder sogar eine eigene Armee aufbauen und nach und nach das Land erobern.
Willkommen im Alpha-Town 0.1!
Freunde komplexer Weltensimulationen lässt diese Beschreibung aufhorchen. Doch was sich auf dem Papier noch sehr verlockend anhört, sieht in der Realität aufgrund des mangelnden Feinschliffs schon bald recht langweilig aus. Zunächst verschreckt einen bereits die mehr als maue Grafik-Engine, welche auf dem Stand von 2000 stehen geblieben ist. Shader-Effekte, fließende Animationen oder detaillierte Texturen sucht ihr hier vergeblich. Zudem ähneln sich die meisten Modelle extrem. Die Architektur der unterschiedlichen Gebäude ist überall in Calradia fast identisch und die Heerscharen an NPCs, welche die Spielwelt bevölkern, teilen sich eine Hand voll Gesichtsvariationen.
Dies führt dazu, dass der Hauptreiz einer offenen Spielwelt, die Erkundung, schnell nachlässt. Habt ihr ein Dorf gesehen, habt ihr fast alle Dörfer des Spiels gesehen. Zumal nicht nur die Grafik sich stetig wiederholt, auch in Sachen Questdesign mangelt es schnell an Abwechslung. Die wenigen Aufgaben, die ihr von NPCs erhaltet, variieren wenig voneinander und verlangen meist, dass ihr von Punkt A nach Punkt B reist, um irgendetwas zu holen oder vorbeizubringen.
Wir versuchen, die Weltherrschaft an uns zu reißen!
Somit kommt man nicht darum herum, sich seine eigenen Aufgaben zu stricken. Und hier fängt Mount & Blade vereinzelt an zu strahlen. Liefert ihr euch Gefechte mit Banditen, welche Dörfer heimsuchen, punktet das Spiel mit einem wirklich durchdachten Kampfsystem. Die Schwertkämpfe geschehen in Echtzeit und werden mit Maus und Tastatur ausgeführt. Mit einer Taste wird geblockt. Eine andere Taste samt Schlagrichtung ermöglicht unterschiedliche Schwertstreiche. Das System erlaubt dabei unterschiedlichste Kombinationen und geht schon nach kurzer Einspielzeit flott von der Hand. Selbst auf dem Pferd lässt sich dabei kämpfen - ohne dass das Kampfsystem seinen Spielfluss verliert.
Im späteren Spielverlauf habt ihr dann die Möglichkeit, ganze Armeen zu führen. Hier darf man mit unzähligen NPC-Kriegern feindliche Burgen stürmen. Die Möglichkeiten, Befehle zu erteilen, sind zwar stark beschränkt, dafür machen die Massenschlachten optisch einiges her.
Orchestrale Klänge
Und auch auf der akustischen Seite gibt es einige Highlights zu vermelden. Zwar wurde auf eine Sprachausgabe verzichtet und auch die Soundeffekte klingen etwas dumpf, dafür ist der Soundtrack gelungen und unterstreicht mit seinen Harfenklängen auf wunderbare Art die mittelalterliche Atmosphäre. Und bei aller Kritik, was die Mängel betrifft, so punktet das Spiel doch durch seine aktive Community. Schon jetzt gibt es eine Vielzahl an Mods im Internet, welche neue Inhalte einfügen, Fehler ausbügeln und teils die Grafik gehörig aufbessern. Wer sich die Zeit nimmt, das Internet zu durchsuchen, und etwas mit den Mods experimentiert, kann einen Teil der Kritikpunkte so ausbügeln. >>
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