Test - MOGA Ace Power : Ausziehbarer iPhone-Controller
- Mob
Apples iPhone ist nicht nur ein Smartphone. Es ist eine Spielplattform für die Hosentasche, die Zugang zu Hunderttausenden Abenteuern bietet. Da können Sony und Nintendo mit ihren Handhelds nicht mithalten, zumal der Trend zeigt, dass neben Free-to-Play-Applikationen und kurzweiligen Spaßspielchen immer mehr hochkarätige PC- und Konsolentitel für mobile iOS-Geräte umgesetzt werden. Dennoch steht sich das iPhone als adäquater Handheld-Ersatz selbst im Weg: Es fehlen einfach die Tasten und damit verbunden das haptische Feedback bei der Steuereingabe. Daher entschied sich Apple, den Entwicklern mit dem rundum erneuerten iOS 7, einen Standardtreiber für Controller zu liefern. Der MOGA Ace Power ist das erste iOS-Eingabegerät seiner Art und macht einen wichtigen Schritt in die Zukunft des mobilen Spielens auf dem Mobiltelefon – verschenkt aber auch massig Potenzial.
Wer hat beim Spielen nicht schon einmal sein iPhone verflucht, weil er unabsichtlich ins Gras gebissen hat? Kein Wunder, verdecken die eigenen Patschen doch den halben Bildschirm. Außerdem verfehlen im Eifer des Gefechts selbst Touchscreen-Virtuosen die virtuellen sowie teils winzigen Analog-Sticks. Der Grund liegt auf der Hand: Ein berührungsempfindlicher Bildschirm allein reicht nicht aus – vor allem nicht für anspruchsvolle Shooter und 3-D-Spiele, die nicht das Smartphone-typische Minispieletikett tragen. Bereits in der Vergangenheit sind daher diverse externe Eingabegeräte für iPhone und iPod touch erschienen. Der MOGA Ace Power ist jedoch der erste Controller, der auf Apples Joypad-Treiber zurückgreift – ein einheitlicher Standard, der mit iOS 7 eingeführt wurde. Somit ist es für Hardwarer-Hersteller und Entwickler einfacher denn je, spezielle iDevice-Controller herzustellen und zu unterstützen. Wir haben den Ace Power einer Belastungsprobe unterzogen und verraten euch, ob sich der Kauf lohnt.
Klapprige Angelegenheit
Beim Design sowie beim Tasten-Layout hat sich MOGA offensichtlich an den bewährten Controllern aus dem Hause Sony und Microsoft orientiert. So verfügt der Ace Power über die obligatorischen vier Aktionsknöpfe, zwei Analogscheiben, vier Schultertasten und über ein digitales Steuerkreuz. Das allerdings hat eher die Bezeichnung Digikreis verdient, da es keine exakte Eingabe der vier Himmelsrichtungen zulässt. Darüber hinaus verfügt der Controller auf der Vorderseite über einen Pauseknopf und eine Standby-Taste, um das iPhone zu verriegeln. Zu guter Letzt könnt ihr über eine kleine Anzeige die Ladekapazität des Ace Power im Auge behalten – im Inneren schlummert ein fest verbauter Akku, der bei Bedarf mit 1800 mAh das iPhone auflädt und bequem über ein Mini-USB-Kabel gespeist wird. Im Dauereinsatz hält der Akku das iPhone etwa vier weitere Stunden am Leben.
Vor einem möglichen iPhone-Tod durch Batteriekollaps braucht ihr euch also nicht zu fürchten. Bauchschmerzen bereitet eher die minderwertige Verarbeitung des Controllers. Der Ace Power ist komplett aus Plastik gefertigt und macht auf den ersten Blick einen klapprigen Eindruck. Die Frontfläche präsentiert sich im für Fingerabdrücke und Kratzer empfindlichen Klavierlack, die Rückseite ist matt gehalten und verhindert ein Abrutschen bei Schweißhändchen. Beim genauen Hinschauen kann der geneigte Spieler jedoch nur mit den Wimpern klimpern: Die schwerfälligen Schultertasten haben keinen merklichen Druckpunkt, die Analogscheiben hätten etwas mehr Widerstand vertragen und die Aktionsknöpfe reagieren träger als ein dösendes Walross – dagegen wirkt selbst der NES-Controller von 1986 besser verarbeitet. Der Vergleich mit Konsolen-Controllern mag zwar unfair erscheinen, andererseits haben wir Spieler diese täglich in der Hand und uns an einen gewissen Qualitätsstandard gewöhnt. Ein Standard, den MOGA in keiner Hinsicht erreicht.
Kompakte Bauweise mit Schiebemechanismus
Das Besondere am Ace Power ist die kompakte Bauweise: Bei Nichtgebrauch lässt sich der Plastikbrocken zusammenschieben und platzsparend verstauen. Wollt ihr ein Ründchen zocken, zieht ihr beide Hälften des Controllers auseinander und steckt euer iDevice hinein, so dass der Lightning-Anschluss auf der rechten Seite in die entsprechende Öffnung von eurem iOS-Gerät flutscht – Bluetooth kann also ausgeschaltet bleiben. Der Ace Power wurde in erster Linie für das iPhone 5 respektive 5S gefertigt, dank beiliegender Adapter fühlen sich in der Einfassung aber auch ein iPhone 5C sowie ein iPod touch der fünften Generation wohl. Ein kleiner Schieberegler auf der Rückseite lässt den Controller schließlich einrasten – dann wackelt und klappert auch nichts mehr und ihr könnt ruhigen Gewissens die Tasten glühen lassen. Blöd derweil: Weil der über die Kopfhörerbuchse ausgegebene Ton viel zu leise ist, lässt sich der Spielklang unterwegs nur mit eingeschaltetem iPhone-Lautsprechern genießen.
Wie spielt es sich denn nun auf so einem iOS-Controller? Die Kurzantwort: Es kommt auf das Spiel an. Der Zelda-Klon Oceanhorn: Monster of Uncharted Seas etwa überrascht mit einer tadellosen Anpassung an das neue Bedienungsschema und einer präzisen Steuerung, funktioniert aufgrund einer cleveren Touchscreen-Anpassung aber auch mit den virtuellen Tasten einwandfrei. LEGO Der Herr der Ringe unterstützt dagegen nur das klassische Steuerkreuz und verweigert die Eingabe per Analogscheiben, was für ein 3-D-Abenteuer nicht mehr zeitgemäß erscheint. Am meisten profitieren aber ohnehin Reaktionsspiele, bei denen es auf eine exakte Eingabe ankommt, sowie Jump 'n' Runs und (Ego-)Shooter – kurz: alle Titel, die permanent eure beiden Daumen strapazieren. So könnt ihr nun endlich Bastion und Call of Duty: Strike Team genießen, ohne Knoten in die Finger zu bekommen. Die Zombieballerei Dead Trigger 2 erlaubt es euch sogar, sämtliche Manöver beliebig auf die Tasten des Controllers zu legen. Sehr vorbildlich, aber auch eine Ausnahme. Bisher werden nämlich nur ein Dutzend Spiele vom Joypad-Treiber unterstützt.
Noch nicht 100-prozentig ausgereift
Darüber hinaus nerven noch einige Ungereimtheiten. Etwa die Tatsache, dass trotz Controller-Bedienung bei den meisten Spielen immer noch die virtuellen Tasten angezeigt werden – ein Pferdefuß, der in Zukunft hoffentlich durch Updates seitens der Entwickler beseitigt wird. Überhaupt wäre es wünschenswert, würden diverse Spiele im Nachhinein noch von externen Controllern profitieren. Grand Theft Auto: San Andreas etwa gehört zu den absoluten Vorzeigetiteln, das wir nach dem Hardware-Test gar nicht mehr auf herkömmliche Weise spielen wollten.
Momentan ist der Ace Power demnach eher ein nettes Extra, das nur bei wenigen Titeln zum Einsatz kommt – zumindest bei Hardcore-Spielern mit einem dicken Portmonee. Denn der Controller kostet sage und schreibe 100 Euro. Zum Vergleich: Ein PS4-Controller ist weitaus hochwertiger verarbeitet, besitzt ebenfalls einen internen Akku, ein Touchpad und kostet annähernd 70 Euro. MOGA hat übrigens bereits von Logitech Konkurrenz bekommen, die pünktlich zu Weihnachten den PowerShell-Controller ins Rennen schicken – ebenfalls für 100 Scheinchen. Der exorbitante Preis ist letztlich auch der K.-o.-Schlag für den Plastikbomber: Der Ace Power macht einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung, enttäuscht aber mit einem vernichtenden Preisleistungsverhältnis und massig verschenktem Potenzial.
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