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Preview - Marvel Rivals : Ein ernstzunehmender Rivale für Overwatch

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Mit Overwatch 2 setzte sich Blizzard bekanntermaßen brutal in die Nesseln und verprellte einen großen Teil der eigenen Fans. Die suchen seitdem nach einer angemessenen Alternative, aber ein vollwertiger Ersatz fehlt aktuell, weshalb der Hero-Shooter noch immer zumindest gute Userzahlen verzeichnet. Bei den chinesischen Freispiel-Spezialisten NetEase entsteht aber ein ernstzunehmender Konkurrent, der Blizzard ordentlich die Hölle heiß machen könnte. So verspricht es zumindest die Closed Beta.

Insgesamt 21 Helden und Heldinnen aus der bunten Welt der Marvel-Comics hauen sich in Marvel Rivals Kugeln, Magie, Speere und Skills um die Ohren. Neben offensichtlichen Fan-Lieblingen wie Groot, Spider-Man, Black Panther oder Hulk pickte sich NetEase vermutlich auch ganz bewusst einige weniger bekannte Figuren heraus. Comic-Nerds wissen vermutlich aus dem Schlaf heraus, in welchen Heften oder Filmen Peni Parker, Magik oder Namor ihre ersten Auftritte hatten. Bloße Kenntnis des Marvel Cinematic Universe allerdings reicht keinesfalls, um jedes der 21 Gesichter zu erkennen.

Gemeinsam sind wir stark

Wie für einen Team-Shooter üblich teilt sich das Figurenfeld grob in drei Kategorien auf: Tanks, Damage Dealer und Supporter. Magneto beispielsweise schützt sich und seine Teammitglieder durch Schilde und lässt via Ultimate einen riesigen Metallklumpen regnen. Der Punisher hingegen teilt mit seinem Maschinengewehr ordentlich aus, spürt versteckte Feinde durch einen Wallhack auf und packt bei Bedarf auch mal einen Geschützturm aus. Rocket Raccoon hingegen führt zwar eine mächtige Gatling Gun mit, ihr solltet aber lieber auf den alternativen Feuermodus zurückgreifen. Mit diesem verschießt das Bioexperiment heilende Kugeln, seine Ultimate versorgt Verbündete mit Extra-Schaden und via Jetpack flieht er schnell aus drohender Gefahr.

Den geneigten Hero-Shootern unter euch dürften die Skills weitestgehend bekannt vorkommen, denn letztlich gibt es sie oder so ähnlich schon in anderen Titeln. Das werfe ich NetEase an dieser Stelle gar nicht vor, denn die Entwicklerinnen und Entwickler verpacken die Fähigkeiten passend zur jeweiligen Figur, was Marvel Rivals eine glaubhafte und sinnvolle Note verleiht. Ein Spider-Man mit Wumme hätte keinen Sinn ergeben, Nahkampfangriffe und Netz-Shooter passen aber perfekt zur freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft.

Wie in anderen Genre-Vertretern auch stehen eure Chancen auf den Sieg bedeutend besser, wenn euer Sechser-Team die Skills aufeinander abstimmt. Marvel Rivals geht aber noch einen Schritt weiter und belohnt explizit bestimmte Teamzusammenstellungen. Gehören also Spider-Man und Venom demselben Trupp an, teilen sie sich den Symbionten und entfesseln mit seiner Hilfe wuchtige Spezialangriffe. Namor hingegen profitiert von Luna Snow und stattet seine beschwörbaren kleinen Kraken-Helferlein mit Eis-Schaden aus. Außerdem ist die Heilung durch Luna deutlich erhöht.

In meiner Zeit mit der Open Beta offenbarte sich hier aber ein deutliches Problem dieses eigentlich genialen Systems. Wenn ihr schon mal alleine in einem Multiplayer-Shooter unterwegs wart, kennt ihr die Unzulänglichkeiten unfähiger Mitspieler und Mitspielerinnen. Nahezu niemand wählt Supporter und selbst wenn ihr euren Charakter basierend auf den bestmöglichen Synergien herauspickt, ist nicht gesagt, dass eure Mates das kapieren, und stattdessen wie kopflose Hühner stumpf auf Kill-Jagd gehen.

Sicherlich kann ich Marvel Rivals den Egoismus (oder die derzeit noch fehlende Erfahrung) der Community nicht vorwerfen, mindestens zu zweit mit einem gut eingespielten Freund solltet ihr für ein episches Erlebnis aber schon in die Schlacht ziehen. Sonst kommt auch gerne der Verdacht von miesem Balancing auf. Denn auch wenn mir Charaktere wie Adam Warlock etwas zu mächtig und Black Panther etwas zu schwach vorkamen, fühlte sich das Gesamterlebnis besonders für eine Beta durchaus rund an.

Hau den Level kaputt, JUNGE!

Die Maps von Marvel Rivals lehnen sich wenig überraschend ebenfalls an die Comicvorlagen an. Im prächtigen Königspalast von Yggsgard prügelt ihr euch in goldenen Gängen mit schicken Verzierungen, die neongetränkten Gassen von Tokio 2099 verströmen hingegen schon fast seichte Cyberpunk-Vibes.

Marvel Rivals - Character Reveal: Spider-Man

Dieser Trailer zu Marvel Rivals stellt euch mit Spider-Man einen weiteren Charakter aus dem Helden-Roster vor.

Im allgemeinen Cel-Shading-Stil repräsentieren sowohl die Charaktermodelle als auch die Levels ihre gezeichneten Geschichten überraschend gut. Fans erkennen ihre Lieblinge sofort wieder und trotz der Cartoon-Grafik wirkt Marvel Rivals nicht mal ansatzweise so kindlich wie das gerne gescholtene Fortnite. Abgerundet wird das Erscheinungsbild durch stimmig stilisierte Effekte wie Explosionen und Rauchschwaden, die gar nicht erst versuchen realistisch zu wirken, sondern mit gewolltem Ruckeln die Peng-Puff-Bildsprache klassischer Comics imitieren.

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Da fühlt man sich fast schon schlecht, die liebevoll gezeichneten Umgebungen niederzureißen. Marvel Rivals erlaubt euch schließlich in bester Battlefield-Bad-Company-Manier, Wände und Böden zu durchlöchern und sogar komplett zu entfernen. Was auf den ersten Blick wie ein Gimmick wirkt, erweist sich schnell als nützlicher Gameplay-Kniff. Ein Gegner versteckt sich hinter der nächsten Mauer? Ballert doch einfach durch! Etwas seltsam mutet allerdings an, dass die Gebäude nach kurzer Zeit wieder wie von Geisterhand renoviert werden.

Fazit

Dennis Hilla - Portraitvon Dennis Hilla
Dieser Superhero-Shooter könnte Overwatch den Rang ablaufen

Es grenzt ja schon an ein Wunder, dass wir bis jetzt keinen richtigen Hero-Shooter mit echten Superhelden und Superheldinnen vorgesetzt bekamen. Doch Marvel Rivals wirkt fast so, als hätte NetEase gewartet, bis Blizzard mit Overwatch 2 so richtig in die Kloake greift. Zwar ziehen noch immer Tausende Fans regelmäßig in den Kampf, der Image-Schaden bleibt aber bestehen und hat die Community heftig reduziert. Da hilft auch die viel zu späte Ankündigung nichts, den beliebten 6-gegen-6-Modus testweise zurückzubringen.

Marvel Rivals setzt nicht nur auf die bewährte Teamgröße, die sich über Jahre hinweg im Genre bewehrt hat. Die Synergien unter den verschiedenen Superhelden ermöglichen zudem wahnsinnig spannende Winkelzüge und stellen Zusammenarbeit in den Fokus. Besonders mit festen Mates erwiesen sich meine Matches während der Closed Beta als sehr spannend und brutal befriedigend. Aufgrund mangelnder Absprache fallen Partien ohne Freunde und Freundinnen aber derzeit noch umso frustrierender aus.

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Bei den Spielmodi wagt NetEase aktuell keine großen Experimente. Ladungen begleiten und Punkte erobern gewinnt sicherlich keinen Innovationspreis. Das abwechslungsreiche Figurenfeld und die zerstörbaren Umgebungen gleichen diesen Nachteil für mich aber locker aus. Also alles astrein? Nicht ganz. Zwei Wünsche habe ich für die Release-Version noch, abgesehen von kleineren Anpassungen beim Balancing.

Zunächst fällt das Trefferfeedback oftmals extrem lasch aus, besonders eingesteckte Hits kriege ich kaum bis gar nicht mit. So passierte es mehrfach, dass ich plötzlich aus dem Spandexanzug kippte, ohne vorher zu bemerken, wie nahe ich dem Heldentod schon bin. Zudem steht auf meiner Wunschliste eine größere Lore-Sektion. Bisher gibt es nur öde Textboxen. Gerade in dieser Disziplin hat Marvel Rivals echte Chance, Overwatch 2 endgültig auszustechen.

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