Test - Madden NFL 15 : Zurück zu alten Stärken?
- PS4
- PS3
- One
- X360
Football zählt hierzulande noch immer zu den Sportarten, die eher ein Nischendasein fristen. Zwar wird der Superbowl von immer mehr interessierten Zuschauern zu später Stunde im Fernsehen verfolgt, viele können mit der amerikanischen Sportart aber dennoch nicht viel anfangen. Wer diesen Sport liebt, darf ihn aber zumindest auf den aktuellen Konsolen erleben, denn auch in diesem Jahr erscheint ein neuer Ableger von EAs NFL-Reihe.
In den vergangenen Jahren schwächelte die Serie und die Version, die zum Start von PS4 und Xbox One im Vorjahr in den Handel kam, konnte nicht vollends überzeugen. Zu wenig Intuitives kam in den vergangenen Jahren ins Spiel und die Serie driftete ein wenig in Richtung Mittelklasse ab. Geschuldet war dies unter anderem dem Umstand, dass kein anderer Publisher im Besitz der NFL-Lizenz war, man daher keine Konkurrenz fürchten musste. Nun steht mit Madden NFL 15 der nächste Ableger der Serie in den Händlerregalen und versucht, alte Fans zufriedenzustellen und neue zu gewinnen.
Wichtige Defense
In diesem Jahr gelingt es EA Tiburon, der Serie neues Leben einzuhauchen. Nicht nur, dass optisch wesentlich mehr aus der neuen Konsolengeneration geholt wurde als im letzten Jahr, es wurden auch Veränderungen am Spiel vorgenommen, die dem Titel offensichtlich sehr gut bekommen. In erster Linie ist es die Verteidigung, die verstärkt wurde und neue Möglichkeiten bietet. Dadurch, dass ihr nun Spieler nicht einfach nur tackeln könnt, sondern sogar bestimmt, in welcher Höhe ihr den gegnerischen Spieler am Durchkommen hindert, ergeben sich ganz neue Möglichkeiten, selbst gute Offensivspieler von den Beinen zu holen.
Diese neue Steuerungsart ist zwar in den ersten Spielminuten recht komplex, ihr gewöhnt euch allerdings sehr schnell daran. Alleine schon, weil es in Madden NFL 15 so viele Trainingsoptionen gibt wie nie zuvor. In den Tutorials erlernen Einsteiger nahezu alles, was sie über Football wissen müssen. Von simplen Spielzügen bis hin zu komplexen Abläufen ist alles dabei, was sich ein unerfahrener Spieler wünschen kann. Aber auch alte Hasen sollten sich die Tutorials genauer anschauen, denn auch die Frage, welche Taktik wann verwendet werden sollte, wird hier geklärt. Habt ihr die Tutorials hinter euch gebracht, seid ihr fit fürs eigentliche Spiel. An den Spielmodi hat sich zwar nicht viel geändert, dafür aber an der Präsentation, zu der wir jedoch später noch kommen.
Ein neuer Spielmodus ist „Gauntlet“. Dieser Modus zeichnet sich zwar nicht durch Realismus aus, da ihr teils sehr abgedrehte Aufgaben erfüllen müsst, Spaß macht er dennoch – auch wenn ihr Hardcore-Football-Fans seid. Im Gauntlet-Modus erfüllt ihr unter erschwerten Bedingungen Aufgaben, die ihr durch die Tutorials beherrschen solltet. Allerdings habt ihr jeweils nur fünf Versuche. Scheitert ihr, müsst ihr von vorne beginnen. Damit aber nicht genug, denn zwischen den normalen Aufgaben warten die Boss-Herausforderungen auf euch, die nicht gerade leicht sind. Haben wir bereits die erstarkte Defense erwähnt, so werden die Quarterbacks ebenfalls Augen machen. Sie sind bei Weitem nicht mehr so stark wie bisher. Den Unterschied zwischen einem Top-Quarterback und einem eher mittelmäßigen bemerkt man sehr deutlich.
Gute Atmosphäre auf der PS4
Entscheidet ihr euch, im Ultimate-Team-Modus zu spielen, kommen die negativ wirkenden Mikrotransaktionen hinzu. Natürlich könnt ihr, wenn ihr sehr viel Zeit investiert, genug Punkte sammeln, um die Spielertütchen nicht gegen Echtgeld kaufen zu müssen. Habt ihr wenig Zeit, werdet ihr sicher ab und an bei einem Angebot der virtuellen Spieler zugreifen und echtes Geld investieren. An der Präsentation des Spiels gibt es diesmal hingegen nichts zu meckern. Diesbezüglich hat EA Tiburon ganze Arbeit geleistet und den Titel tatsächlich in die nächste Generation gebracht. Das Spiel wirkt inzwischen nahezu wie eine Live-Übertragung, wie man sie aus den USA gewohnt ist.
Nach jedem Viertel werden die besten Szenen eingeblendet, in der Halbzeit wartet eine kurze Analyse auf euch und selbst an Werbeunterbrechungen wurde gedacht. Witzigerweise fördern diese den Spielspaß, statt ihn zu mindern. Die Kommentatoren Phil Simms und Jim Nantz können sich nicht über ihre virtuellen Abbilder beschweren. Leider passen die Ansagen der beiden nicht immer zum Geschehen und zudem wiederholen sie sich schon nach kurzer Spielzeit. 2K zeigt in der NBA-Serie, wie es besser gemacht wird. Dafür glänzt Madden NFL 15 mit neuen Kameraperspektiven, die das Spiel sehr lebendig wirken lassen. Per Druck aufs Steuerkreuz ändert ihr sie übrigens schnell, sollte euch eine Perspektive mal nicht zusagen.
Die Animationen der Spieler, die natürlich auf dem aktuellen Stand sind und ferner regelmäßig aktualisiert werden, sind butterweich, wodurch ein sehr schöner Spielfluss entsteht. Nur sehr selten kommt es zu abgehackt wirkenden Spielzügen. Das alles gilt jedoch nur für die PS4-Version, denn die Versionen für PS3 und X360 können nicht mithalten. Es fehlen mehrere Kameraperspektiven, leider gerade die, die dem Spiel auf der PS4 sehr viel Leben einhauchen. Das gilt fast für die komplette Präsentation des Spiels. Die Versionen für PS3 und X360 wirken beinahe wie die letztjährige Ausgabe. Immerhin sind die erstarkte Defensive und die gedrosselten Quarterbacks auch auf den Konsolen der letzten Generation vorhanden.
Da aber insbesondere die neue Präsentation im Zusammenspiel mit den kleinen, aber feinen Änderungen Madden NFL 15 wieder zu alten Stärken zurückbringt, können wir die Fassungen für die Konsolen der letzten Generation nur bedingt empfehlen. Natürlich macht das Spiel auch auf ihnen Spaß, aber es wirkt nur wie ein kleines, aber nicht zwingend notwendiges Update. Gleiches gilt für die Klangkulisse, die auf der PS4 richtig Atmosphäre in die Stadien bringt, auf den alten Konsolen eher sanft vor sich hin plätschert. Man merkt deutlich, was die Generationen der Konsolen trennt und zu was die Geräte der neuen Generation fähig sind.
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