Test - Tour de France 2008: Der offizielle Radsport-Manager : Radeln die PSP-Sportler sauber?
- PSP
Eigentlich ist es wie jedes Jahr: Im Sommer startet das härteste Radrennen der Welt quer durch Frankreich. Die Rede ist natürlich von der Tour de France, die leider schon seit geraumer Zeit vor allem wegen der Doping-Skandale mit einigen Problemen zu kämpfen hat. Nichtsdestotrotz zieht das traditionsreiche Sportereignis immer wieder in ihren Bann, was man von der aktuellen Umsetzung für PSP allerdings überhaupt nicht behaupten kann.
Tour der Leiden
Was sich in der Theorie nach einer realitätsnahen Simulation der nächsten Generation anhört, entpuppt sich schnell als unglückliche Kombination aus Plattfuss und Kettensprung mit anschließendem Sturz, gepaart mit tiefen Schürfwunden. In einem der fünf Einzelspielermodi muss erst mal das gewünschte Team gewählt werden. Herzstück für den Einzelspieler soll die auf fünf Jahre ausgedehnte Saison mit ihrem Management-Aspekt sein. Völlig unverständlich, warum es hier kein Endlosspiel gibt, so fühlt sich der Schreiber dieser Zeilen in längst vergangene Manager-Simulationszeiten der frühen 90er-Jahre zurückversetzt. Dem Spieler wird es daher sicherlich schwer fallen, eine Bindung zu Originalfahrern und zu fördernden Nachwuchstalenten aufzubauen. Rennen für Rennen wird abgespult, während ihr routiniert die vorgefertigten Trainingsmaßnahmen zuweist (je nach Fahrertyp) und Verträge aushandelt. In den eigentlichen Rennen steuert ihr die Pedaltreter über die Straßen. Für gute Leistungen oder gar Siege winken Boni, die hauptsächlich Finanzspritzen zur Folge haben. Das erhaltene Geld lässt sich so direkt wieder ins Team investieren.
Sparmaßnahmen
Die Rennen selbst sparen ebenfalls, wo es nur geht: Das Gesamtbild ist gruselig und voller Clipping-Fehler, wenn die Fahrer immer wieder durch die Körper der anderen strampeln. Die Animationen sind spartanisch und peinlich (besonders auf Kopfsteinpflaster), die Umgebungen ohne Zuschauer karg und lieblos. Es fehlt an allen Ecken und Enden an der einzigartigen Atmosphäre eines großen Sportspektakels. Der größte Negativpunkt ist aber das eigentliche Gameplay: Auf der linken Seite sieht man anhand einer Leiste den Zustand der Fahrer und kann zwischen drei Anweisungen wählen (Position beibehalten, Führungsarbeit, freie Fahrt), zusätzlich lässt sich der Einsatz einstellen. Kurz vor dem Etappenziel gilt es dann, zum Endspurt wie verrückt auf die Taste einzuhämmern. Ansonsten läuft eine Etappe sehr automatisch ab, Teamwork ist so gut wie überhaupt nicht möglich.
Spieler der Handheld-Version von 'Tour de France 2008' müssen gegenüber den PC-Spielern zudem drastische Sparmaßnahmen in Kauf nehmen. Von der klaren technischen Unterlegenheit einmal abgesehen, kann man lediglich ein Team von fünf Fahrern ins Rennen schicken. Darüber hinaus gibt es auf PSP nur 120 gegenüber 180 3D-Rennen auf PC, 18 gegenüber 65 offiziellen Radsportmannschaften, Mehrspielermodus für zwei Spieler gegenüber bis zu 20 im Netzwerk beziehungsweise Internet. Der interessante Renn-Editor wurde gar komplett gestrichen.
Endspurt
Ein Blick in die - in einem separaten Spielmenü wählbaren - Tutorials in langweiligen Textfenstern hilft noch weniger als das beiliegende Handbuch, beim Studieren dessen Ihr euch am besten noch einen Fremdsprachenübersetzer zur Hilfe nehmt. Einige entscheidende Textstellen und Bildschirmerläuterungen sind nämlich in Spanisch gehalten, der Rest in Deutsch. Sollte sich wirklich ein Freund auf den Mehrspielermodus einlassen, so bietet das Spiel immerhin die Möglichkeit dazu über den Ad-hoc-Modus, Game-Sharing und Infrastrukturmodus.
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