Test - Killing Floor 2 : Endlose Wellen aus Blut
- PS4
Albträume in personifizierter Form werfen sich mir entgegen. In verwirrend hypnotischer Bahn fliegt ein abgetrennter Arm an meinem Team vorbei. Blut spritzt in alle Himmelsrichtungen und reflektiert das Glitzern des Mondes. Mit Schweiß auf der Stirn sehe ich meinen Kameraden beim Sterben zu. Wir waren so nah dran … Der Ego-Shooter Killing Floor 2 hat uns gefesselt – und dann in Stücke gerissen.
Es gibt zwei Inhalte in einem Shooter, die niemals aus der Mode kommen. Grundsäulen des Spielspaßes, die sich immer für einen schnellen Zeitvertreib eignen. Da haben wir auf der einen Seite die Zombiehorden, die mittlerweile überall zu sein scheinen, und auf der anderen Seite das Prinzip des Wellenabwehrens. Getrennt voneinander funktionieren diese Elemente gut. Zusammen sind sie fast immer ein Heidenspaß.
So auch in Killing Floor 2, einem Ego-Shooter, der keine Allüren hat, irgendwem den Thron im Shooter-Genre streitig zu machen. Spielumfang und Story sind quasi ein Witz. Hier geht es um minimalistische Denkweise, ganz so wie in meinem Einleitungstext. Zombies + Wellen abwehren = Spaß. Warum also noch viel Zeit mit anderem Schnickschnack vergeuden? Gesagt, getan. Geboren war ein Spiel, das die kleinen Spaßmodi aus anderen Titeln nimmt und seine Existenzberechtigung darauf aufbaut.
Weil es Spaß macht
Warum sollte man also Killing Floor 2 spielen wollen? Wäre es nicht sinnvoller, einen Vollpreistitel mit Rundum-sorglos-Garantie zu kaufen, statt einen Titel zu spielen, in dem ich immer und immer wieder exakt das Gleiche tue? Ganz einfach: weil es Spaß macht.
Das ganze Szenario dieses Shooters ist mit viel Liebe zum blutigen Detail entstanden. Das beginnt bei den düsteren Arealen und hört mit den pervers gut gelungenen Monstern noch lange nicht auf. Das bedrängende Gefühl, an einem schrecklichen Ort mit scheußlichen Kreaturen gefangen zu sein, ist fast durchgehend zu spüren. Grafisch wurde natürlich alles andere als ein Meilenstein gelegt, trotzdem ist das Gezeigte schaurig stimmig.
Und anspruchsvoll. Wellen abwehren war selten so unterhaltsam und fordernd zugleich. Das ganze Team muss im Online-Modus zusammenarbeiten. Jeder muss seinen Platz kennen und seine Rolle voll ausspielen. Kameraden sollten gegebenenfalls mit Munition oder auch Geld versorgt werden, damit sie die sieben bis zehn Wellen mit euch überleben. Am Ende erreicht ihr nämlich einen von zwei Bossen. Wer hier keine Vorräte parat hat oder wessen Team-Mitglied im Kampf fällt, der dürfte den nächsten Tag wohl kaum erleben.
Bezüglich der Steuerung hat das Spiel definitiv Stärken. Das gesamte Gameplay geht leicht von der Hand und selten war es so irre befriedigend, Blut und Leichenteile über die Wände einer Stadt zu verteilen. In Sachen Rückstoß und Effekt im Kampf fühlen sich die verfügbaren Waffen mächtig und tödlich an. Selbst der Nahkampf, der nur wenigen Spielen dieser Art je gelungen ist, funktioniert erstaunlich gut.
Weil es am Umfang fehlt
Das macht sicherlich alles Spaß. Aber was gibt es denn sonst noch? Ein paar Wellen ekliger Monster und ein Boss am Ende, das kann doch nicht alles sein, oder? Nun, im Grunde war es das tatsächlich schon. Natürlich gibt es verschiedene Schwierigkeitsgrade, die das Spiel zu einer Herausforderung für lange, lange Zeit machen können. Und wir haben insgesamt zehn verschiedene Klassen zur Auswahl, die alle gespielt und gelevelt werden wollen.
Doch abseits davon dürft ihr nicht zu viel erwarten. Genau da liegt auch die große Schwäche von Killing Floor 2. Es mangelt dem Spiel an Umfang. So spaßig es ist, Horden von Zombies und anderem mutiertem Volk in Stücke zu reißen – es ist letztendlich nur für sehr wenige ein Zeitvertreib auf Dauer. Zusätzlich ist das PvP-Balancing so schlecht, dass dieser Modus von beinahe niemandem gespielt wird.
Die Story ist so kurz und unscheinbar, dass sie dem Text auf der Verpackung eines alten Atari-Spiels gleichkommt. Mit elf Gegnertypen kann man ebenfalls nicht viel reißen. Doch wer weiß, was da noch kommt. Spiele dieser Art leben von ihren Mikrotransaktionen und bauen darauf immer weiter auf. Wie ihr vielleicht schon erraten konntet, ist hier viel Luft nach oben.
Wo wir gerade beim Thema sind: Mikrotransaktionen waren ja schon länger Wurzel vieler Streitereien. Vielleicht kann ich kritische Stimmen hier an dieser Stelle beruhigen. In-Game-Käufe verschaffen keinerlei Vorteil im Spiel. Es gibt lediglich kosmetische Verbesserungen zu erwerben und dagegen kann man nun wirklich nicht viel sagen, oder?
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