Preview - Journey : Noch Spiel oder schon Kunst?
- PS3
Spiel X sieht aus wie Spiel B, bietet aber mehr Waffen. Spiel Y wird allen gefallen, die Spiel A gemocht haben. Normalerweise ist man mit Vergleichen schnell bei der Hand, werden erfolgreiche Konzepte doch hemmungslos kopiert und fleißig immer dieselben Genres bedient. Es gibt aber auch Ausnahmen. Angenehme Ausnahmen. Journey ist eine solche.
Der Berg ruft
Eine riesige Wüstenlandschaft. Im Hintergrund ein Berg, auf dessen Gipfel ein magisches Licht leuchtet. Ein männliches Rotkäppchen im roten Gewand, das mit Stoffen interagiert. Das sind in Kürze die wirr anmutenden Zutaten von Journey. Alles andere erfahrt ihr erst im Verlauf dieser psychedelischen Entdeckungsreise. Der Weg ist das Ziel.
Sand statt Gras
Allerdings haben Fans von flower auch kaum was anderes von thatgamescompany erwartet. Die Entwickler bleiben ihrem Hang zu außergewöhnlichen Ideen treu und präsentieren mit Journey einen weiteren Titel, der weit abseits des Spiele-Mainstream liegt.
Lag der Fokus bei flower noch auf der physikalisch korrekten Darstellung der Graslandschaft, steht nun der Sand der Wüste im Mittelpunkt. Sprintet der rotbemantelte, mysteriöse Protagonist durch die Wüste, wird der Sand seitlich aufgewirbelt, die Spur des Weges bleibt erhalten. Im späteren Spielverlauf kommt es auch zu Sandstürmen, bei denen geübte Spieler auf der Sandwelle reiten und so bequem größere Entfernungen überwinden können.
Auch bei der Spielmechanik bleiben sich die Entwickler treu. Ihr benötigt lediglich zwei Tasten: eine zum Springen und eine zum Rufen. Rufen? Ja, genau, ab und an findet der Spielcharakter in der kargen Umgebung nämlich Stofffetzen. Drückt ihr nun auf die Rufen-Taste, werden die Stoffe durch den Ruf angelockt und vom Rotkäppchen eingesogen. Dadurch erhaltet ihr kurzfristig die Möglichkeit, durch die Lüfte zu fliegen. Trifft der seltsame Geselle auf größere Stoffbanner, verwandeln sich diese bei Berührung in Brückenteile, mit denen ihr Schluchten überquert.
Zu zweit allein
Das genaue Erkunden des Geländes zahlt sich aus. Ab und an tauchen wie aus dem Nichts riesigen Ruinen scheinbar lange vergangener Kulturen auf, die etliche Geheimnisse bergen. Die zerfallenen Bauten erinnern entfernt an Maya-Tempel. Die Wüstenlandschaft wird hier und da auch durch Gegenden abgelöst, wo etwas mehr Vegetation vorhanden ist. Dort lohnt sich dann auch ein Blick hinter Wasserfälle, denn dort sind einige Höhlen versteckt. In diesen findet ihr seltsame Höhlenmalereien. Was es mit denen auf sich hat? Auch das findet ihr auf eurer Reise nach und nach raus. Ebenfalls mysteriös klingt die Ankündigung der Entwickler, dass „übernatürliche Ereignisse" eure Reise begleiten werden. Auch daran könnt ihr erkennen, dass Journey keine Massenware von der Stange wird.
Selten trifft der Protagonist auf seinem Trip auf andere Charaktere. Diese können entweder NPCs oder andere Online-Spieler sein. Während der Präsentation traf der Humanoid auf eine Steinstatue, die zum Leben erwachte und als eine Art Stoffgeist über den Wüstensand schwebte. Die Interaktion mit anderen erfolgt ohne jede Sprachausgabe oder Texteinblendungen. Es wirkt vielmehr so, als tauschten sich die Gestalten per Gedankenübertragung aus.
Die Entwickler wollen den Spieler in eine Situation versetzen, in der er sich allein und winzig klein fühlt. Diese Atmosphäre wurde schon während der Demonstration perfekt vermittelt. Selten ist ein Spiel mit solch spartanischen Sound- und Musikeffekten ausgekommen. Damit das Gefühl der Verlorenheit bestehen bleibt, trefft ihr immer nur auf einen weiteren Online-Mitspieler. Mit diesem könnt ihr bestimmte Aufgaben oder Missionen gemeinsam in Angriff nehmen. Die Treffen in der weitläufigen Wüstenlandschaft finden zufällig statt, ganz so, wie es in dieser Umgebung auch in der Realität ablaufen würde.
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