Test - Heaven's Hope : Ein Engel auf Erden
- PC
Auch ein Engel ist nicht davor gefeit, sich wie ein kleiner Junge zu einer Mutprobe provozieren zu lassen. Die Quittung folgt sogleich: Talorel verliert seine Flügel und stürzt runter auf die Erde. Und jetzt ratet mal, wer ihm in Heaven's Hope helfen muss, zurück ins Himmelreich zu gelangen?
Heaven's Hope ist nicht nur der Titel für ein klassisches Point-&-Click-Adventure, sondern auch der Name der englischen Siedlung, in der ihr diverse Rätsel lösen müsst. Dort hält die fanatische Nonne Greta die Bewohner in Schach und verbreitet praktisch ungestört die moralisch zweifelhaften Ansichten der Inquisition. Gleichzeitig treibt ein Dämon in der Umgebung sein Unwesen. Das sollte für genügend Spannung sorgen. Doch leider besitzen die Entwickler von Mosaic Mask Studios kein glückliches Händchen beim Schreiben von Dialogen oder der Ausarbeitung der Charaktere: Die wirken durch die Bank viel zu harmlos.
Vor allem passt die Sprache überhaupt nicht zur Zeitepoche, in der die Geschichte spielt. Das beste Beispiel sind die mit euch befreundeten Engel Salome und Azael, die euch vom Himmel aus beobachten und sich regelmäßig verbal einmischen. Laut Feature-Liste stehen sie euch “mit guten Ratschlägen und bösen Sprüchen“ zur Seite. In Wahrheit ist Salome immer super verständnisvoll und lobt euch für jede Kleinigkeit, als ob ihr ein unerfahrenes Kind wärt, während Azael einfach nur genervt klingt und allenfalls einen zynischen Spruch auf Lager hat.
Ähnlich gekünstelt wirkt Talorels Zwang, alles gut und richtig machen zu wollen. Deshalb müsst ihr ständig um Erlaubnis fragen, ob ihr dieses oder jenes Objekt mitnehmen dürft. Gegen Ende setzt ihr euch gar auf einen Beichtstuhl und fasst jedes noch so kleine Vergehen zu einem Geständnis zusammen. Die Reaktion des Pfarrers schwankt zwischen leichtem Entsetzen und Verwunderung aufgrund der Nichtigkeiten, die Talorel von sich gibt. Der Spieler hingegen ist verunsichert, ob die Szene ernst oder parodistisch gemeint ist.
Rätsel von der Stange
Ähnlich problematisch ist das Rätsel-Design: Vom Ansatz her macht Mosaic Mask Studios alles richtig und konzentriert sich auf faire sowie logische Kopfnüsse. Doch egal ob ihr Urnen neu arrangieren, eine Glocke zum Läuten bringen oder einen Homunkulus basteln müsst: Selbst hinter den komplexeren Aufgaben verbergen sich uninspirierte 08/15-Objektkombinationen, bei denen ihr kaum um die Ecke denken müsst.
Hinzu kommt eine im Vergleich zur Konkurrenz klein gehaltene Spielwelt, in der ihr häufig von A nach B und wieder zurück marschieren müsst. Grenzwertig ist zudem die Unsitte, dass ihr einige Objekte nur dann benutzen oder mit anderen kombinieren dürft, wenn ihr in der Story weit genug vorangeschritten seid. An einer Stelle müsst ihr beispielsweise mehrere Papiere zu kleinen Kügelchen zerkauen. Die dafür notwendige Option steht euch aber ohne jedwede Vorankündigung erst in dem Raum zur Verfügung, in dem ihr die Kügelchen benötigt.
Immerhin ist die Präsentation gelungen: Die Grafik gefällt dank ihrer bunten Farbpalette, die Figuren sind fein animiert und die Klangkulisse gibt keinen Grund zur Klage.
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