Test - Hearts of Iron III : Der ganz normale Größenwahn
- PC
Die schwedischen Entwickler von Paradox Interactive sind schon seit 2003 bemüht, regelmäßig Nachschub für ihre Strategieserie Hearts of Iron zu liefern. Mit dem aktuellen Hearts of Iron III sollte alles noch größer, schöner und einsteigerfreundlicher gestaltet werden. Eine harte Mission für Paradox - wurde sie auch gemeistert?
Der ganz normale Größenwahn
Wie schon die Vorgänger verpflichtet euch Hearts of Iron III, in der Rolle eines allmächtigen Staatsoberhauptes und Strategen ein Land durch den Zweiten Weltkrieg zu führen. Inklusive einiger Jahre zuvor und, wenn ihr den Editor anwerft, auch danach. Dabei hatte man garantiert kein Kleckern, sondern ordentlich Klotzen im Sinn und so benennen die Entwickler das Genre nicht ganz ohne Grund „Grand Strategy Game". Absolute Neulinge dürfen sich darunter im groben Vergleich ein Civilization vorstellen, bei dem viel mehr Augenmerk auf die Kriegsführung gelegt wird als bei Sid Meyers weltberühmter Serie. Man verspricht übrigens, dass von über hundert Ländern jedes spielbar ist. In der Praxis sieht es so aus, dass ihr zwar Tibet spielen könnt, dann allerdings auch nicht besonders viel erlebt.
Um euren Staat, die Wirtschaft und die Beziehungen zu anderen Ländern zu steuern, stehen euch die Karteikartenreiter „Diplomatie", „Produktion", „Technologie", „Politik", „Aufklärung" und „Statistiken" zur Verfügung. Dort gibt es eine Unzahl von Möglichkeiten, auf Dinge wie Handel, Forschung, die taktische Aufstellung der eigenen Armee oder auch die Ausrichtung eurer Nachrichtendienste Einfluss zu nehmen. Alles aufzuzählen, würde den vorhandenen Platz für diesen Test auf jeden Fall sprengen. Wer voll einsteigen möchte, wird auch nicht daran vorbeikommen, einen Blick in das über hundert Seiten dicke Anleitungsheft zu werfen. Allerdings müsst ihr euch nicht alles aneignen, denn ihr könnt auch beliebige Teile der Management-Arbeit der künstlichen Intelligenz überlassen. Die ihre Aufgabe übrigens recht gut erledigt.
Die Freunde Bug und Patch
Obwohl kürzlich Patch 1.2 veröffentlicht wurde, plagen weiterhin Fehler das überaus komplexe Spiel. Auf vielen Rechnern stimmt die Performance nicht beziehungsweise wird das Spiel mit voranschreitender Spielzeit immer langsamer. Dass es nach einem Neustart wieder funktioniert, lässt auf einen Speicherüberlauf schließen. Die Klimazonen im Spiel sind verschoben, ebenfalls ein schwerwiegender Fehler. Einige der Einträge in den offiziellen deutschen Hearts-of-Iron-III-Foren stammen von langjährigen Fans der Serie und schließen damit, dass das Spiel leider auch in Version 1.2 für ernsthafte Strategen noch unspielbar ist.
Dabei könnte alles so schön sein, wenige Strategiespiele bieten mehr Tiefe und verknüpfen jede noch so winzige Aktion weltumspannend unweigerlich mit einer Gegenreaktion. So gibt es zum Beispiel ein Dreigestirn der Fraktionen: Alliierte, Achse und Komintern. Beim Spielen der USA wollten wir einen möglichst geschichtsnahen Ablauf des Krieges erleben, doch Japan driftete bedrohlich auf das Lager der Alliierten zu. Als Gegenmittel haben wir eine Handelsblockade gegen Japan aktiviert, was den Inselstaat unweigerlich in Richtung Achse trieb. Für Einsteiger stehen übrigens kurze Tutorials bereit, in denen die Grundlagen per Text erklärt werden. Doch die werden dem gewaltigen Umfang des Spiels in keiner Weise gerecht und sind zusätzlich recht lieblos präsentiert.
Kein Schönheitspreis
Obwohl die Entwickler anpreisen, dass Hearts of Iron jetzt in 3D-Grafik präsentiert wird, kann das Strategiespektakel keinen Schönheitspreis gewinnen. Die Präsentation ist sehr einfach gehalten und auch die Sound-Kulisse lässt zu wünschen übrig. Kein einziges Wort der Tutorial-Texte wird euch vorgelesen und zusätzlich sind diese noch mit Rechtschreibfehlern gespickt. Zusammenfassend können wir Hearts of Iron III (im aktuellen Zustand) leider noch nicht empfehlen. Abgesehen davon, dass der Titel für die breite Masse immer noch viel zu unzugänglich ist, werden sich auch alte Fans noch zu sehr über die zahlreichen Fehler ärgern. Wer trotzdem interessiert ist, sollte die zukünftige Entwicklung im Auge behalten und zuschlagen, sobald ein Patch erschienen ist, der wirklich Abhilfe schafft.
Kommentarezum Artikel