Test - Gone Home : Eine Chance für unser Hobby
- PC
Wir leben in einer Zeit, in der blutige Action-Titel sowie postapokalyptische Zukunftsszenarien das Bild der Computer- und Videospiele dominieren. Ohne genauer zu erörtern, woran das liegt, ist letzten Endes nur eines sicher: Alle Jahre wieder braucht es einen Gegenpol, der mit festgefahrenen Konventionen bricht. Denn ohne solche Titel wie Gone Home würde unser Hobby auf Dauer nicht überleben können.
Katie Greenbriar begibt sich nach einer einjährigen Europareise zurück nach Hause zu ihrer Familie. Doch daheim steht die Gute ganz alleine mit ihrem Reisesack vor einem menschenleeren Gebäude. An der Haustür hängt eine mysteriöse, besorgniserregende Nachricht von Katies jüngerer Schwester Sam. Sie bittet darum, nicht nach ihr zu suchen und niemandem etwas zu erzählen. Sie verspricht, man werde sich eines Tages wiedersehen.
Sobald ihr die Eingangshalle des Hauses betretet, fühlt ihr euch wie in einem klassischen Mystery-Grusel-Adventure. Ihr seid ganz alleine und müsst anhand allerlei Notizen, Hinweisen, Zeitungsausschnitten, Tonbandaufnahmen und dergleichen mehr herausfinden, was passiert ist.
Schnell schießen euch allerlei Gedanken durch den Kopf, die eure Ängste schüren: Der Vater hat Zeit seines Lebens das Attentat auf John F. Kennedy mithilfe von halb fiktiven, halb realen Spionageromanen verarbeitet. Der reiche Großonkel hingegen, der das Gebäude gebaut hat, soll auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen sein. Man munkelt gar, dass sein Geist immer noch sein Unwesen treibt ...
Den Spieler schlicht überraschen
Darüber hinausgehend wird es für uns richtig schwierig, euch die eigentliche Faszination von Gone Home zu erklären, ohne euch einer außergewöhnliche Erfahrung zu berauben. Nur so viel: Es geht um etwas völlig anderes. Damit ist jetzt keine ominöse, an den Haaren herbeigezogene Handlungswendung gemeint. Gone Home erzählt vielmehr eine, nüchtern betrachtet, sehr gewöhnliche, fast schon banale Geschichte, die ihr jedoch weder in dieser Form noch in dieser Qualität jemals in einem Spiel zu Gesicht bekommen habt.
Nur anhand weniger, verdammt geschickter Erzähltricks und einer bemerkenswerten Bodenständigkeit der geschilderten Ereignisse, die Gone Home eine immense Glaubwürdigkeit bescheren, lässt euch das Spiel alles um euch herum vergessen und fährt mit euren Emotionen Achterbahn.
Mit Regeln brechen
Dabei verzichtet die interaktive Novelle völlig auf Action, Gegner, Rätsel oder andere klassische Spielelemente. Allein weil ihr aktiv als Katie durch das Haus spaziert und nahezu jedes lose herumstehende Objekt aufnehmen beziehungsweise aus der Nähe betrachten dürft - darunter auch solch triviale Nichtigkeiten wie Tassen, Stifte oder Chipstüten -, ist die Immersion gigantisch.
Unterstützt wird die Faszination von einer makellosen Sprachausgabe, in der ihr ab und an Sams Gedanken zu hören bekommt, sobald ihr ein wichtiges Objekt gefunden habt. Dann bekommt ihr eine Leistung zu hören, von der so mancher hochbezahlte Hollywood-Schauspieler träumt.
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