Test - Golden Axe: Beast Rider : Metzeltour mit sexy Kriegerin
- PS3
Wenn die USK eine Altersfreigabe verweigert, dann meint die das im Normalfall auch so. Außer jedoch, der zuständige Entwickler entscheidet sich, sein Produkt an allen Ecken und Enden zu entschärfen. Das ist im Falle von Golden Axe: Beast Rider nicht geschehen, weswegen deutsche Zocker den Weg über den Import-Händler wählen müssen. Doch lohnt sich die Metzeltour mit der sexy Kriegerin Tyris Flare überhaupt?
Rothaarige Sexbombe auf Metzeltour
So gut wie ohne Intro werdet ihr sofort ins kalte Wasser geworfen und findet euch in der Haut der knackigen Amazone wieder. Auf dem Weg zu einer Zeremonie muss sie mit Bedauern feststellen, dass ihr gesamtes Volk durch den Mephisto des Bösen, Death Adder, ausgelöscht wurde. Angetrieben von Rachegelüsten, schnappt sich die knapp bekleidete Dame ihr poliertes Langschwert, um dem Fiesling den Garaus zu machen. Dazu muss sie sich in bester Hack'n'Slay-Manier durch 13 Levels schnetzeln, die natürlich mit allerlei garstigem Gesindel voll gestopft sind.
Die Story schafft es trotz wunderschön inszenierter Render-Sequenzen nicht, einen gewissen Spannungsbogen aufzubauen und den Spieler an den Bildschirm zu fesseln. Dafür wirkt die Geschichte viel zu sehr wie aus der Second-Hand-Boutique und wie eine zusammengetackerte Abfolge von Missionen, für die es auf Biegen und Brechen ein Grundgerüst geben musste. Ihr watschelt von Arena zu Arena und müsst zum Öffnen der unsichtbaren Mauern alle Gegner im jeweiligen Abschnitt um die Ecke bringen.
Draufhauen und kaputt schlagen
In den folgenden acht Spielstunden scheuchen euch die Entwickler nämlich durch eine Metzelorgie in Reinkultur, wobei der spielerische Aspekt aufgrund des antiquierten Spieldesigns deutlich auf der Strecke bleibt. Das Kampfsystem ist generell simpel gestrickt. Dank zweier Angriffs-Buttons teilt ihr normale und harte Schwerthiebe aus. Kombiniert ihr beide Tasten, verpasst Tyris ihrem Gegenüber einen Tritt in die mittlere Körperregion, was vor allem bei hohem Gegneraufkommen von Vorteil ist und Platz verschafft. Zusätzlich greift ihr auf verschiedene Magiefertigkeiten zurück, für die im Laufe der Handlung frische Upgrades freizuspielen sind.
Erst in Kombination mit dem fordernden Kontersystem kann sich das Kampfsystem jedoch aus der Monotonie herausboxen. Attackiert euch ein Scherge, erscheint entweder ein orangefarbenes oder blaues Leuchten, das zum Ausführen eines der beiden Blockmanöver "Parieren" oder "Ausweichen" auffordert. Schafft ihr es, mit perfektem Timing einen Gegenangriff zu starten, wird das mit einem besonders brutalen Finisher belohnt. Die Rätsel beschränken sich indes auf simples Aktivieren von Schaltern, was kein großes Aufkommen an Gehirnschmalz benötigt.
Anfangs können die Scharmützel durchaus spaßig sein, doch spätestens nach dem Bewältigen der ersten Spielabschnitte fragt man sich als Spieler zu Recht, wo nun eigentlich die tiefer gehenden Gameplay-Feinheiten bleiben. Das Kontersystem ist schön und gut. Sobald man den Dreh aber einmal raus hat, stellen die Kämpfe keine große Hürde mehr dar. Hinzu kommt eine Kamera, die einem öfters die Übersicht raubt und daher manuell nachjustiert werden muss. Das kostet im Kampfgetümmel viel Zeit. Der im Original enthaltene Koop-Modus fiel zudem aus völlig schleierhaften Gründen dem Radiergummi zum Opfer.
Die Schöne und das Biest
Dass der Untertitel Beast Rider nicht von ungefähr kommt, zeigen die Reittiere, die ihr satteln dürft. Solche Viecher finden sich zu gegebenen Zeitpunkten und weisen jeweils unterschiedliche Charakteristika auf. Neben normalen Attacken verfügt jedes Biest über Spezialfertigkeiten, die zu allem Übel an der Lebensenergie des Tiers kratzen.
Ein Lynth ist etwa sehr flott unterwegs und kann sich dank seiner Fähigkeit, sich auf Knopfdruck unsichtbar zu machen, an Selbstschussanlagen vorbeischleichen, während der Krommat Feinde in seiner unmittelbaren Nähe ins Jenseits befördert. Wann immer ihr die Möglichkeit habt, solltet ihr euch auf den Rücken eines Biests schwingen. Doch Vorsicht ist stets geboten. Die Armeen von Death Adder agieren in dieser Hinsicht mehr als gewieft. Sie selbst nutzen die Tiere und kicken euch möglicherweise von eurem Mount herunter.
Das Blut spritzt aus Kübeln
Um nochmals kurz das Thema Brutalität anzusprechen. Wie bereits in der Einleitung erwähnt, war die USK dem Sega-Schnetzler alles andere als wohl gesonnnen. Mit der Darstellung von Gewalt gehen die Entwickler alles andere als zimperlich um. So werden Enthauptungen mit unmittelbaren Blutfontänen am laufenden Band zelebriert, Blutspritzer bleiben am Bildschirm haften und Gliedmaßen fliegen durch den Level. Kein schöner Anblick und daher ein nachvollziehbares Urteil der USK, Tyris Flare keine Aufenthaltsgenehmigung für Deutschland auszustellen.
Was die Optik betrifft, so ließ Sega die Vorfreude mit einigen gut aussehenden Trailern anschwellen. Die Kulisse ist monumental und die Levelausmaße mitsamt ihrer Weitsicht können sich zwar auch im Endprodukt sehen lassen, Erkundungstouren werden aufgrund genannter Linearität aber nicht gestattet. Im Detail zeigt sich die Optik zudem nicht mehr von einer ganz so glorreichen Seite. Die Texturtiefe ist nicht immer das Gelbe vom Ei, nicht zu übersehende Clipping-Fehler und derbe Framerate-Einbrüche vermiesen den Spielspaß zusätzlich.
Im Gegenzug ist Golden Axe ein absolutes Brett, wenn es um die Akustik geht. Während eurer Metzeltour begleiten euch dramaturgische Soundeinspielungen, die in Verbindung mit einer Dolby-Surround-Anlage für Herzklopfen sorgen. Die englische Synchronisation geht, sieht man von asynchronen Lippenbewegungen ab, in Ordnung.
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