Preview - FIFA 13 : Küsse? Fehlanzeige!
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1 Milliarde Matchs. In FIFA 12 wurden 1 Milliarde Spiele absolviert. Das sind 1000 Millionen Partien. Kein anderes Sportspiel ist weltweit derart erfolgreich und beliebt. Mit den stetigen Verbesserungen seit der 2010-Version hat EA die Lücke zum Konkurrenten PES von Konami immer weiter geschlossen. Letztes Glanzstück der umgekrempelten Serie war besagtes FIFA 12. Unser Test erklärt, warum EA letztes Jahr exzellente Arbeit geleistet hat. Die entscheidende Frage lautet nun: Wie will EA das noch übertreffen? Wie erwartet zeigt der erste Ausblick auf FIFA 13 keine Revolution, sondern eher Verbesserungen im Bereich Feintuning.
EA will FIFA dieses Jahr vor allem noch realistischer machen. Dafür werden diverse Stellschrauben angezogen und an einigen Ecken wird gefeilt.
Küssen verboten
Erinnert ihr euch noch an das witzige YouTube-Video, in dem der Liverpool-Stürmer Andy Carroll nach Zusammenprall mit dem Arsenal-Torwart Lukasz Fabianski in enger Umarmung auf dem Rasen liegt und dem Keeper scheinbar einen innigen Schmatzer verpasst? Solche zwar extrem ulkigen, aber absurden Situationen gehören der Vergangenheit an. Die Player Impact Engine wurde so überarbeitet, dass sich Spieler nicht mehr ineinander verhaken oder bei Remplern mit scheinbar ausgerenkten Gliedmaßen herumrennen. Rasseln jetzt zwei Spieler ineinander, gehen beide zu Boden und rollen sich dann zur Seite ab, um wieder aufzustehen und weiterzuspielen. Das ist zwar immer noch besser als „ineinandersteckende“ Gegenspieler, hört sich für uns aber auch nicht gerade realistisch an. Wann habt ihr zuletzt gesehen, dass sich Spieler in einem echten Match erst auf dem Boden abrollen, um dann aufzustehen?
Wichtiger für den Spielfluss wird der Umstand, dass die Schiris nun sehr viel mehr auf Zack sind und vor allem Vorteilssituationen besser erkennen. In FIFA 12 kam es immer wieder vor, dass Blutgrätschen im eigenen 16-Meter-Raum ohne Folgen blieben, leichte Berührungen im Mittelfeld aber sofort zum Pfiff führten. Nun sollen die Herren in Schwarz realistischer urteilen und leichte Zupfer und Schubser durchgehen lassen, sofern der Stürmer keinen Nachteil erleidet. Somit muss man sich als Spieler in der Verteidigung bei jedem Schiri fragen, ob man den Rempler riskieren oder Messi doch ohne Körperkontakt passieren lassen soll. Apropos Rempler: Die Staturen der Kicker sollen in FIFA 13 noch stärker berücksichtigt werden. Bedeutet: Spieler Marke Schrank, wie etwa Boateng, wird anders verteidigen als ein eher eleganter Ballkünstler der Kategorie Sergio Ramos.
Kampf um den Ball
Und nicht zuletzt die stärker berücksichtige Statur der Fußballer sorgt für mehr Abwechslung beim Kampf um die Pille. So stört ihr bei FIFA 13 den Gegenspieler schon vor dessen Ballannahme, um ihm das Leben schwer zu machen. Um zum vorherigen Beispiel zurückzukommen: Der groß gewachsene Boateng wird versuchen, dem Stürmer den Weg zum Ball zu versperren und ihn einfach mit dem Körper abzublocken. Kleine Verteidiger wie Sergio Ramos werden eher versuchen, den Ball abzulaufen oder den Stürmer mit kleinen Zupfern an der Ballannahme zu hindern. Dies soll zu einem realistischeren Geschehen auf dem Rasen führen. Zweikämpfe bekommen neue Aspekte, in der Verteidigung stehen mehr Möglichkeiten zur Verfügung, um dem Gegner die Kulle abzunehmen.
Auch die Ballannahme selbst wird überarbeitet. Wo in FIFA 12 die Pille auch nach einem ungenauen 50-Meter-Pass wie von einem Magneten angezogen am Fuß klebt, hängt die Qualität der Ballannahme in FIFA 13 von mehreren Faktoren ab. Sei es das Wetter, seien es die Fähigkeiten des Passempfängers, die Wucht oder die Höhe des gespielten Passes: Der Ball prallt nun realistisch vom Fuß ab und verspringt im schlimmsten Fall auch mal komplett. Auch hier geht EA einen weiteren Schritt in Richtung Realismus. Härtere, mit ordentlich Schmackes gespielte Pässe sind nun auch wieder möglich. Diese können aber nur echte Ballvirtuosen wie Ronaldo so annehmen, dass der Spielfluss nicht leidet. EA führt diese Änderungen unter dem Oberbegriff „First Touch Control“ ein, um die Zweikämpfe um freie Bälle zu forcieren. Weitere Gründe sind die Herausstellung von Star-Kickern und eine bessere Balance zwischen Angriff und Verteidigung.
Stärkerer Sturm
Vielleicht denkt sich jetzt die eine oder andere FIFA-12-Tormaschine unter euch: „Moment mal! Die Abwehr bekommt so tolles neue Handwerkszeug! Und der Sturm geht leer aus, oder wie?“ EA zeigt aber auch ein Herz für Stürmer. Vor allem in Sachen Mitspieler-KI bessern die Entwickler nach. So laufen jetzt die Team-Kameraden keine Zickzackkurse mehr, weil sie sich nicht für einen Laufweg entscheiden können. In FIFA 13 „denkt“ euer Mitspieler zwei Schritte weiter und positioniert sich schon in dem Moment, in dem ihr den Pass zu eurem nächsten Kollegen spielt. Bei Abseitsgefahr macht der Stürmer wie die realen Vorbilder kleine Trippelschritte und verlangsamt das Tempo, um nicht den guten Angriff mit einer doofen Abseitsposition zu versauen. Dadurch wird der Spielfluss aufrechterhalten und die Kreativität unterstützt. Laut EA war das intelligentere Lesen des Spiels der KI-Kicker der Community-Wunsch Nummer eins.
Wenn ihr statt abzuspielen lieber egoistisch ins Dribbling gehen wollt, werdet ihr ebenfalls einige Änderungen bemerken. So dreht sich ab sofort der Spieler nicht mehr unbedingt komplett zum Ball. Dadurch seid ihr viel beweglicher und kommt schneller in das Eins-gegen-Eins. Eine Sache, die sich das FIFA-Team bei den Kollegen vom FIFA-Street-Team abgeschaut hat: Es ist möglich, in Richtung Tor zu blicken und sich dabei seitwärts zu bewegen, um heranrauschende Verteidiger stilvoll aussteigen zu lassen. Und das alles ohne komplizierte Trickmanöver. Wie beim aktuellen FIFA Street braucht ihr lediglich den linken Analog-Stick, um diverse Finten und Finessen vom Stapel zu lassen. Auch das Abschirmen der Kulle vor aggressiven Verteidigern ist somit besser möglich.
Zu guter Letzt gelobte EA Besserung in Sachen Standardsituationen. Ab sofort stehen immer jeweils drei Mannschaftskollegen am ruhenden Ball, um den Gegner zu foppen. Es ist nun möglich, mit dem ersten und zweiten Spieler den Schuss anzutäuschen, um die Mauer zu einer verfrühten Aktion zu bewegen. Wartet ihr allerdings zu lange, formiert sich das Bollwerk wieder neu und blockt euren verspäteten Schuss. Risikofreudige Spieler tippeln mit der Mauer zentimeterweise nach vorn, um sich einen illegalen Vorteil zu verschaffen. Während Schiri-Schnarchnasen das nicht ahnden, kann es sein, dass härtere Pfeifenträger dafür die gelbe Karte zücken. Auch hier: mehr Realismus. So will EA die Freistoßsituation zu einem (Katz-&-Maus-)Spiel im Spiel machen, das den Erfindungsreichtum fördert. Mit Trainingsfleiß entwickelt ihr euch so zu einem ausgefuchsten Freistoßspezialisten, vor dem die Gegner weiche Knie bekommen.
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