Test - Far Cry 4: Flucht aus dem Durgesh-Gefängnis : Die Uhr tickt
- PS4
- One
Eigentlich hätte man annehmen können, dass Flucht aus dem Durgesh-Gefängnis Ajays wildem Kyrat-Trip eine weitere Facette beschert. Dass es sozusagen die Handlung weiterstrickt, einige offenen Fragen beantwortet oder Löcher in der Story stopft - also in irgendeiner Form das Universum expandiert, wenn auch nur um Nuancen. Stattdessen brechen die Entwickler das Spielkonzept herunter, verpacken das Gameplay in eine Art Time-Trial-Modus und setzen euch enorm unter Druck. Im Koop mag die Idee aufgehen, Solisten fliegen jedoch deftig auf die Nase.
Um in den Genuss der aktuellen Erweiterung zu kommen, müsst ihr im Hauptmenü den entsprechenden Punkt anwählen. Euch wird also keine neue Episode aus dem Leiden des Ajay Ghale präsentiert, sondern eher eine Abwandlung der Spielerfahrung an sich. Ihr wacht in Yumas Gefängnis auf, genauer gesagt in einem Turm, wie sie in Kyrat an jeder Ecke zu sehen sind, und versucht, innerhalb von 30 Minuten zu einem Abholpunkt zu kommen. Ihr besitzt anfangs weder Waffen noch Fähigkeiten.
Theoretisch könnt ihr direkt zum besagten Punkt X marschieren und auf den rettenden Helikopter warten, doch müsst ihr in jedem Fall zehn Minuten lang Wellen von Yumas Armee bekämpfen. Es ist also ratsam, sich im Vorfeld gut auszurüsten und Missionen zu erledigen. Letztere bescheren euch nicht nur Erfahrungspunkte, sondern geben euch außerdem Boni bei der großen Finalschlacht, beispielsweise in Form von unterstützenden Soldaten oder sogar Raubtieren. Geht ihr jedoch drauf, dann war es das mit der Flucht. Eure Leistungen werden addiert und ihr findet euch auf einer Rangliste wieder. Anschließend geht der „Spaß“ wieder von vorne los.
Eine halbe Stunde ist nicht viel Zeit. Glücklicherweise könnt ihr den Zeitdruck entschärfen. Jede erfolgreiche Tat, ob Karma-Ereignis, das Abreißen eines Propagandaposters oder eben die Erfüllung von Missionen, gewährt euch einen Zeitbonus. Ihr merkt schon: Flucht aus dem Durgesh-Gefängnis zielt auf Speedrunner und solche Spieler, die gerne ihren Namen in Ranglisten ganz weit oben sehen. Tatsächlich hätte dieser Coup von Ubisoft aufgehen können, doch der Schuss geht nach hinten los.
Das hat folgende Gründe: Zum einen ist der Schwierigkeitsgrad enorm hoch. Zumindest wenn ihr alleine spielt, werdet ihr kaum Erfolge feiern und sehr schnell verzweifeln. Schon die vermeintlich als „leicht“ betitelten Aufgaben sind ohne Koop-Partner nur mit viel Glück zu schaffen. Aber das hätte man wissen müssen, denn sogar im offiziellen Walkthrough-Video von Ubisoft, das kürzlich veröffentlicht wurde, sagen die Damen aus dem Off, dass ihr sehr oft sterben werdet. Motivation sieht anders aus.
Der zweite große Schnitzer ist die Tatsache, dass es abgesehen von den neuen Parametern nichts Neues gibt. Selbst der Schauplatz ist Far-Cry-4-Spielern schon bekannt. Statt aus einem richtigen Gefängnis zu fliehen oder überhaupt aus einer neuen feindlichen Umgebung, rennt ihr munter durch den nördlichen Teil Kyrats. Selbst Krieger des Goldenen Pfads spazieren herum und greifen euch unter die Arme. Die Flucht aus einem richtigen Gefängnis wäre spannend gewesen, aber vielleicht versteckt sich hinter dem Titel des DLCs eine tiefere Metapher, die sich erst nach dem x-ten Versuch erschließt.
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