Test - Fantasy Life : Zelda light mit Job-Overkill
- 3DS
Worum geht es in The Legend of Zelda? Richtig: Welten erforschen, Monster schnetzeln und Rätsel lösen. Seither haben viele Spiele das etablierte Action-Rollenspiel-Konzept kopiert, doch nur wenige wagen den Blick über den Tellerrand. Fantasy Life ist anders: Dank verschiedener Jobs übernehmt ihr nicht nur die Rolle des klassischen Helden, sondern könnt darüber hinaus auch eure Wohnung einrichten, Waffen schmieden oder Kleidung schneidern.
Das Land Reveria gleicht einer typischen, verträumten Märchenwelt. Die Bewohner leben harmonisch miteinander und sogar die angriffslustigen Monster, die sich auf Steppen, in Wäldern oder in dunklen Höhlen tummeln, schauen eher putzig denn gefährlich aus. Gleichwohl droht Reveria großes Unheil, seit pechschwarze Steine vom Himmel fallen und selbst friedliebende Kreaturen in wilde Biester verwandeln. König Erik bittet euch deshalb, euch der Sache anzunehmen und die Welt zu retten.
Such dir 'nen Job!
Doch bevor ihr überhaupt auf Abenteuerreise gehen könnt, müsst ihr euch für ein “Leben“ entscheiden. Genau genommen stehen euch zwölf verschiedene Jobs zur Verfügung, wenn ihr die Gilde im Zentrum der Stadt Kastell besucht. Und nur vier davon erinnern an die Fertigkeiten gewöhnlicher Rollenspiele, wie das Meistern von Schwert, Bogen oder Zauberstab. Die anderen hingegen trainieren euch beispielsweise im Schürfen von Kristallen, Angeln oder Kochen von Mahlzeiten.
Jeder Job ist gekoppelt an einen Lehrmeister, der euch in die zugehörige Kunst einführt und die grundlegenden Werkzeuge zur Verfügung stellt. Danach müsst ihr seine Herausforderungen meistern, sei es das Töten von bestimmten Tieren, das Sammeln gewisser Objekte oder das Erstellen spezifischer Dinge. Zur Belohnung erhaltet ihr Sterne, die wiederum euren Job-Level steigern und somit neue Aufgaben ermöglichen. Netterweise dürft ihr jederzeit zwischen den Jobs wechseln und behaltet dabei sämtliche eurer bereits erarbeiteten Fähigkeiten.
Neben den Lehrmeistern begegnet ihr zahlreichen Stadtbewohnern, die euch um Hilfe bitten. Oft handelt es sich um simple Botengänge, in denen ihr für euren Auftraggeber etwas besorgen sollt. Danach habt ihr die Wahl: Wollt ihr beispielsweise die gewünschten Holzscheite teuer im Laden erstehen oder geht ihr als Holzfäller selbst in den Wald, um ein paar Bäume zu fällen? Zur Belohnung erhaltet ihr primär Geld, mit dem ihr unter anderem Einrichtungsgegenstände für eure Wohnung kaufen könnt. Sogar an eine kleine Sims-Komponente haben die Entwickler von Fantasy Life gedacht.
Seichte Geschichten
Um der eigentlichen Story zu folgen, müsst ihr euch mit Flatterling auseinandersetzen, einem weiblichen Schmetterling. Sie erteilt euch ebenfalls ein paar Aufgaben, die euch zum Abklappern zentraler Orte und Personen zwingen. Habt ihr alles erledigt, dann könnt ihr das nächste von insgesamt sieben Kapiteln starten.
Leider ist deren Gehalt äußerst dünn: Ihr durchstreift ein paar neue Gebiete, schnetzelt eine Handvoll zahmer Kreaturen und zerstört zwischendurch einen der pechschwarzen Verdammnissteine. Ansonsten redet ihr mit unzähligen Charakteren, deren Naivität und übertriebene Liebenswürdigkeit für einen Erwachsenen nur schwer zu ertragen ist. Der Anspruch richtet sich jedenfalls eher an Kinder, sowohl was den Handlungsablauf als auch das Spiel-Design anbelangt.
Überhaupt ist Fantasy Life recht simpel gestrickt. Rätsel sind sehr rar und die Spielmechaniken einzelner Jobs ähneln sich derart stark, dass es kaum einen Unterschied macht, ob ihr beispielsweise schneidert, zimmert oder schmiedet. Die meisten Gegner sind selbst mit einem schwach aufgelevelten Schwertkämpfer schnell besiegt. Sogar wenn ihr auf einen härteren Brocken stoßt, könnt ihr ihn dank der immer gleichen KI-Routine mit etwas Geduld genauso leicht besiegen.
Letztlich läuft jeder Gegner direkt auf euch zu und versucht euch anzugreifen, sobald er euch erreicht. Solch einem Angriff könnt ihr ganz einfach durch Rückwärtslaufen ausweichen und ihn anschließend für ein paar Sekunden gefahrlos kontern. Zudem kehren die meistern Kreaturen bereits nach wenigen Metern zu ihrer Ausgangsposition zurück, weshalb ihr problemlos durch ein feindverseuchtes Gebiet rennen könnt. Nur ganz selten versperren Hindernisse euren Weg, die erst nach dem Erledigen der Monster vor Ort verpuffen.
Für Leute mit fitten Turnschuhen gedacht
Womit wir beim nächsten Problem wären: Ihr müsst in Fantasy Life verdammt viel laufen. Das fällt besonders bei den Job-Einführungen auf, wo ihr mehrmals von A nach B und wieder zurück marschieren sollt, ohne dass zwischendurch etwas Aufregendes passiert. Zwar sind die einzelnen Gebiete nicht allzu groß und im späteren Spielverlauf könnt ihr dank Pferd oder Luftschiff größere Strecken flotter überwinden. Aber unterm Strich reichen diese Komfortzugeständnisse nicht aus, um langweilige Leerlaufphasen zu verhindern.
Grafisch erinnert das Spiel an Dragon Quest, was aufgrund des japanischen Publishers Level-5 wenig verwundert. Während die Optik ganz nett ist, ist der Soundtrack von Nobuo Uematsu ein zweischneidiges Schwert. Manche Stücke gefallen, wie die ruhige Melodie beim Durchforsten der Grasebene oder die atmosphärische Musik während eines nächtlichen Streifzuges durch die Stadt Puerto. Andere hingegen stören auf Dauer, weil sie viel zu oft zu hören sind. Ganz schlimm ist eine Art Fanfare, die bei fast jedem neu getriggerten Story- oder Questelement nervtötend aus dem Lautsprecher quakt.
Euch dürfen übrigens bis zu zwei NPC-Charaktere begleiten, die euch im Kampf zur Seite stehen. Alternativ könnt ihr auch lokal oder per Internet zwei menschliche Spieler einladen, die ebenfalls Fantasy Life zocken. Die müssen jedoch auf eurer Freundesliste sein. Globale Server-Listen oder dergleichen gibt es keine.
Kommentarezum Artikel