Test - F1 2015 : Mit angezogener Handbremse
- PS4
Nach dem zwar guten aber doch irgendwie etwas enttäuschenden Auftritt von F1 2014 im vergangenen Jahr will Codemasters mit dem offiziellen Nachfolger wieder höher hinaus. Vor allem die Präsentation soll eine nie zuvor erreichte Qualität erreichen. Nach unseren Testrunden auf der virtuellen Rennstrecke können wir euch jetzt sagen, ob das Vorhaben gelungen ist.
Im vergangenen Jahr hatten wir durchaus viel Spaß mit dem Rennspiel F1 2014. Gleichzeitig haben wir jedoch den geringen Fortschritt gegenüber dem Vorgänger kritisiert – so recht begeistern konnte uns die 2014er-Version des Formel-1-Zugpferdes nicht. Umso höher war die Erwartungshaltung, als wir endlich das Testmuster von F1 2015 in die Konsole steckten. Immerhin versprach Codemasters im Vorfeld einige Neuerungen und Veränderungen.
Auf den ersten Blick bietet sich uns zunächst das gewohnte beziehungsweise das erwartete Bild. Dank der offiziellen Lizenz stehen sämtliche Original-Teams sowie deren Fahrer aus der aktuellen 2015er-Saison zur Verfügung. Sprich: Sebastian Vettel fährt mittlerweile Ferrari, während der russische Fahrer Daniil Kwjat dessen Cockpit bei Red Bull Racing übernommen hat. Auch die aktuellen Strecken sind allesamt mit dabei, so dass es dem Spiel an Authentizität definitiv nicht mangelt. Diesbezüglich ist auch F1 2015 wieder der unumstrittene Platzhirsch. Alternativ steht auch noch die 2014er-Saison zur Auswahl – ein netter Service.
PS-Boliden ohne Karriereleiter
Doch bereits der zweite Blick ruft in uns ein gewisses Gefühl der Ernüchterung hervor. Neben der kooperativen Multiplayer-Meisterschaft haben die Entwickler von Codemasters unverständlicherweise auch den Karrieremodus ersatzlos gestrichen. Vorbei sind also die Zeiten, in denen wir uns mit einem zunächst noch unerfahrenen F1-Piloten an die Weltspitze gekämpft haben. Auch wenn dieser Modus zuvor nicht perfekt war, hatte er einen gewissen Reiz und bot zudem viel Motivation zum Spielen. Doch damit ist es jetzt vorbei.
Neben den Standardvarianten wie Einzelrennen, Zeitfahrten und der Meisterschaft ist lediglich der ProSeason-Modus die einzige Neuerung in diesem Segment. Hierbei handelt es sich um einen besonders kniffligen Modus, der sich vor allem an geübte Spieler richtet. Hierbei sind nämlich sämtliche Fahrhilfen und HUD-Elemente deaktiviert. Außerdem ist die Kameraperspektive fest vorgegeben und ihr müsst stets die gesamte Renndistanz absolvieren. Sprich: ein Modus für F1-Puristen. Einerseits ist das eine nette Idee. Andererseits lässt sich der Großteil davon auch mithilfe der allgemeinen Spieleinstellungen regeln, so dass es eigentlich keinen separaten ProSeason-Modus gebraucht hätte.
Die umfangreichste und wohl auch spannendste Spielvariante in F1 2015 bleibt somit die Meisterschaft. Hier könnt ihr unter anderem die Länge der jeweiligen Rennwochenenden einstellen. Allerdings gibt es nur drei vorgegebene Wahlmöglichkeiten, was die Individualisierung ziemlich einschränkt. Dennoch macht die Meisterschaft wieder viel Spaß, was unter anderem an der verbesserten Präsentation inklusive Bilder aus der Boxengasse und jubelnder Fahrer auf dem Siegerpodest liegt. Das kommt der Atmosphäre sehr zugute, ist aber von einer echten TV-Übertragung noch immer recht weit entfernt.
Auch auf der Rennstrecke hat sich etwas getan: Das Spielgeschehen, welches nach wie vor irgendwo zwischen Arcade und Simulation pendelt, fühlt sich etwas „griffiger“ an. Die Autos lassen sich einen Tick besser kontrollieren als noch im Vorjahr, wobei es aber keinen Grund zur Sorglosigkeit gibt. Wer zu schnell aus den Kurven beschleunigt, hat mit einem leicht ausbrechenden Heck seines Autos zu kämpfen. Zudem gibt es jetzt mehr Kommunikation mit dem Boxen-Team sowie die Möglichkeit, Gegner bei ihren Aufwärmrunden zu beobachten. Das alles sind für sich gesehen zwar nur kleine Extras, wirken sich in ihrer Gesamtheit aber positiv auf das Spielgeschehen aus.
Ich hab doch gar nix gemacht!
Allerdings kommt der Spielspaßmotor dann doch einige Male etwas ins Stottern. Das fängt bereits mit der etwas unausgeglichenen Fahrer-KI an. An sich agiert diese oftmals recht clever, setzt zu gekonnten Überholmanövern an oder nutzt geschickt den Windschatten des Vordermanns aus. Doch gerade bei den Starts fahren sie wie an einer Perlenschnur gezogen davon, was die eigentliche Brisanz dieser Rennphase nicht ansatzweise rüberbringt.
Zudem agieren sie oftmals recht aggressiv und rauschen nicht selten in den Wagen des Spielers rein – und kommen damit auch noch ungestraft davon. Ja, richtig gelesen: Aus einem unerfindlichen Grund hat Codemasters das Strafensystem von F1 2015 ziemlich verpatzt. Kommt es zu einem solchen Auffahrunfall, erhält oftmals nicht der Verursacher, sondern der Geschädigte die Strafe. Andererseits drücken die Rennrichter beim Abkürzen in Kurven viel zu oft die Augen zu. Das ist nicht nur fehlerhaft, sondern auch extrem frustrierend. Zudem gibt es kein Safety-Car mehr, das eigentlich ein wichtiger Bestandteil der Formel 1 ist.
Optisch hat F1 2015 wohl den größten Schritt gegenüber dem Vorgänger gemacht. Unter der Haube arbeitet jetzt die EGO-Engine 4.0 von Codemasters, die vor allem detaillierte Autos und tolle Effekte auf den Bildschirm bringt. Lediglich die direkte Umgebung der Rennstrecken wirkt insgesamt etwas steril und somit leblos. Hier hätten die Entwickler gerne noch etwas mehr Zeit investieren können. Die Sound-Kulisse ist gut gelungen, wenn auch die Kommentatoren Heiko Wasser und Stefan Römer alles andere als mitreißend agieren.
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