Test - Elite Dangerous: Horizons : Der Weltraum ist nicht genug
- PC
Weltraumsimulationen sind nicht nur plötzlich wieder “in“, sondern auch höchst ambitioniert. Gleich drei Spiele versprechen den Traum von einer allumfassenden Galaxie, die ihr nach Belieben erforschen dürft. Der bodenständigste Vertreter ist Elite Dangerous und bereits seit einem Jahr erhältlich. Nun folgt mit Horizons Nachschub, von dem niemand so recht weiß, was er eigentlich sein möchte.
Normalerweise sind die Grenzen klar abgesteckt, ob ein neuer Titel ein eigenständiges Spiel, ein DLC oder eine auf mehrere Episoden ausgelegte Staffel ist. Doch Elite Dangerous: Horizons sorgt diesbezüglich für einige Fragezeichen. Laut offizieller Pressemitteilung ist es eine Erweiterung, demnach würde es in die Kategorie der Add-ons oder DLCs passen. Jedoch spricht der Verkaufspreis eine andere Sprache: Frontier Developments verlangt mehr als 50 Euro, auf die Besitzer des Originals gerade mal 15 Euro Rabatt erhalten – und das auch nur, wenn es auf der offiziellen Website erworben wird.
Des Weiteren ist Elite Dangerous: Horizons ein eigenständiges Spiel, das ohne den Vorläufer funktioniert beziehungsweise diesen komplett enthält. Endgültig komplett ist die Verwirrung, wenn ihr euch das Spiel auf Steam anschaut: Dort wird es nämlich als Early Access bezeichnet ...
Alles Alte dabei
Auf den ersten Blick hat sich jedenfalls nichts geändert: Ihr erhaltet zu Beginn ein kleines Raumschiff, mit dem ihr beliebig den Weltraum erforschen dürft. Auf Stationen stehen euch zufallsgenerierte Aufträge zur Verfügung, ihr könnt mit Waren handeln oder das Kopfgeld eines abgeschossenen Piraten kassieren. Nach und nach erarbeitet ihr euch einen Rang als Händler, Kämpfer sowie Erforscher und leistet euch mit eurem erbeuteten Reichtum fleißig neues Equipment.
Auch bei der komplexen Steuerung hat sich eigentlich nichts getan: Um von einem Ort zum anderen zu reisen, müsst ihr zwischen drei unterschiedlichen Flugmodi hantieren, die jeweils für unterschiedliche Distanzbereiche gedacht sind. Dabei fühlt sich das gesamte Spiel sehr behäbig und gleichzeitig sehr episch an. Es dauert zwar gut eine Viertelstunde, bis ihr ein gewünschtes Ziel erreicht. Aber dafür sorgen die technisch beeindruckende Grafik und die fantastische Musik für eine unvergleichliche Atmosphäre.
Land ahoi!
Die große Neuerung von Horizons sind die Planetenoberflächen, auf denen ihr landen könnt. Hierfür führt das Spiel zwei weitere Flugmodi ein, die den Verlauf vom Weltraum bis zur Landung überbrücken. Habt ihr zudem ein SRV-Fahrzeug im Frachtraum, dann könnt ihr damit über den Planeten fahren. Das Interessante hierbei ist das Geschwindigkeitsgefühl: Obwohl der SRV bedeutend langsamer ist als euer Raumschiff, fühlt sich das Herumdüsen über eine Landoberfläche dramatisch schneller an. Der Kontrast unterstreicht nur noch mehr, wie episch sich Elite Dangerous anfühlt.
Was sich wie ein Traum für alle Fans von Weltraumsimulationen anhört, entpuppt sich auf den zweiten Blick als ein halbgares Features. Den ersten Dämpfer bekommt ihr bei der Auswahl der Planeten, die ihr bislang besuchen dürft: Sie haben allesamt keine Atmosphäre und erinnern entsprechend an graue Mond- oder beige Marsszenarien. Vereinzelte Stationen sorgen für wenig Abwechslung, nicht zuletzt weil sie sich vom Aufbau her ähneln und optisch bei Weitem nicht mit dem Inneren eines Hangars mithalten können.
Neue Auftragsarten, dank denen ihr Datensonden von Stationen hackt oder Materialien mit einem Minen-Laser abbaut, bescheinigen den Planeten eine spielerische Existenzberechtigung. Aber genau wie beim ursprünglichen Elite Dangerous sollte euch die Austauschbarkeit hinter den Missionen bewusst sein. Schließlich sind die nach wie vor zufallsgeneriert und dank der sehr dünnen Anleitung wird euch das Ziel oft sehr schwammig erklärt.
Bislang zu wenig für zu viel Geld
Wie oben erwähnt wird Elite Dangerous: Horizons von offizieller Seite als Erweiterung bezeichnet. Gleichzeitig spricht Frontier Developments von einer zweiten Saison, die im Laufe des Jahres um weitere Features erweitert werden soll. Am vielversprechendsten klingt die Idee, dass mehrere Spieler ein Schiff bemannen und unterschiedliche Rollen einnehmen.
Allerdings ist das Zukunftsmusik, die bisweilen nur auf dem Papier existiert. Derzeit beschränken sich die Neuerungen im Großen und Ganzen auf die Planetenlandungen. Während das Feature gut mit dem Rest des Spiels funktioniert, raten wir insbesondere Besitzern von Elite Dangerous vorerst von einem weiteren Kauf ab. Selbst wenn wir das Verkaufsmodell mit einem Season Pass vergleichen, bei dem ebenfalls noch nicht entwickelter Content vermarktet wird, so sind der Preis und das damit verbundene Risiko, dass die restlichen Features nicht das halten, was Frontier Developments verspricht, einfach zu hoch.
Aus diesem Grund behandeln wir die derzeit veröffentlichte Version von Elite Dangerous: Horizons wie eine einzelne Episode einer Staffel (vergleichbar mit King's Quest oder Dreamfall Chapters) und verzichten auf eine Wertung.
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