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Preview - Drum Revolution : Ein Jump’n’Run mit dem Schlagzeug steuern? Sachen gibt’s!

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Musikinstrumente und Videospiele passen gut zusammen. Große Produktionen wie Rock Band oder Rocksmith sowie etliche Mobile Apps wie zum Beispiel Simply Piano oder Yousician beweisen das jeden Tag. Einziger Haken: sie verlangen schnelle Auffassungsgabe und eisernen autodidaktischen Willen. Kinder tun sich damit oft schwer. Nicht so bei Drum Revolution, denn diese kindgerechte Schlagzeug-Software dreht den Spieß um.

Die Idee ist so simpel wie genial. Warum Kindern ein abstraktes System aufzwingen, dessen Spaß sie erst mit der Zeit zu schätzen lernen, wenn man ihnen die Grundlagen des Schlagzeugspielens durch die Hintertür antrainieren kann, indem man sie schlicht ein Videospiel steuern lässt? Es muss doch nicht immer staubtrocken zugehen.

Drum Revolution erreicht sein Ziel, indem es ein elektronisches Schlagzeug in einen Game-Controller verwandelt und euch ein vereinfachtes Jump-and-Run vorsetzt, bei dem die einzige Aufgabe daraus besteht, ein kleines grünes Männchen zum Levelziel zu dirigieren.

Technisch kein Hexenwerk, schließlich verfügen inzwischen alle elektronischen Drum-Sound-Module über einen USB-Anschluss, der ein Midi-Signal an einen PC senden kann. Per Standard-Zuweisung auf General-Midi-Kanal 10 interpretiert Drum Revolution sämtliche Eingaben ähnlich wie ein professionelles DAW, nur dass damit keine Noten festgehalten werden. Ihr wollt einfach nur ein Männchen bewegen.

Blasten nach Farben

Jedem Schlagelement kommt dafür eine vorbestimmte Aufgabe zu - und die gewählte Verteilung ist erstaunlich logisch. Alle zentralen Schlagflächen dienen dem Springen. Haut ihr auf die Snare-Drum, die bei Rechtshändern traditionell zentral links steht, so springt das Männchen nach links. Haut ihr auf die Floor-Tom, die zentral rechts steht, dann springt es nach rechts. Die Bassdrum lässt das Männchen am höchsten hüpfen, wenn auch nur schnurstracks nach oben. Soll die Spielfigur nicht nur springen, sondern sich daraufhin an einer Wand links oder rechts festhalten, dann nutzt ihr dafür die linke oder rechte TomTom.

Für Laufbewegungen bleiben zwei Flächen: Die (geschlossene) Hi-Hat (ganz links) lässt das Männchen nach links laufen und das Ride-Becken (ganz rechts) nach rechts wandern. Das Crash-Becken führt zu einer Bodenrolle.

Da es in den auf etwa 20 Sekunden angelegten Leveln keine Gegner gibt, besteht die Herausforderung einzig und allein im schnellen und korrekten Bewältigen der Levelvorgaben, die jede logische Bewegung der Hauptfigur durch eine Farbcodierung auf den begehbaren Flächen anzeigen. Ist die nächste der gleichmäßig großen Kacheln rot, so sollt ihr auf die Snare-Drum schlagen, Lila steht dagegen für die Floor Tom und eine leere Klammer für die Bassdrum.

Mehr Koordinationsspiel als Rhythmusspiel

Solltet ihr nun vermuten, dass ihr euch zum Takt einer musikalischen Vorgabe bewegt, dann liegt ihr komplett falsch. Ihr dürft selbst entscheiden, wann und in welcher Geschwindigkeit ihr voranschreitet. Das hat den Vorteil, dass ihr euch langsam eingewöhnen und die Farbcodierung der Level verinnerlichen könnt, ohne einem Song hinterher zu hecheln.

Aber: Was bringt euch Drum Revolution in dem Fall überhaupt bei? Die Antwort: Koordination am Instrument, Rhythmusschemata und vor allem das Vorauslesen einer Notation.

Mag die Farb-Notation noch so abstrakt sein, man kann den Machern von Drum Revolution kaum vorwerfen, nichtsdestotrotz ein cleveres System erdacht zu haben, das ganze Takte auf einen Blick ersichtlich macht. Sie erinnert (wohl mit Absicht) stark an die Notation von Harmonix‘ Rock Band, bringt durch die Aufteilung in Jump-and-Run-Hindernisse aber auch eigene Nuancen mit, welche die Lesbarkeit erhöhen.

Der Kniff an der Sache ist, dass man in der ersten halben Stunde gegen die eigene Wahrnehmung kämpft, beim Versuch, die Codierung zu erkennen. Jede Bewegung erscheint mühsam. Kurz darauf das System verinnerlicht man aber das Kontrollschema und spätestens nach der ersten Stunde trommelt man sich flüssig durch die Level, als hätte man einen normalen Gamecontroller in der Hand.

Kinder lernen derweil einige wichtige Rhythmusschemata in Vier-Viertel und Drei-Viertel-Taktvorgaben, die sie selbstständig rhythmisch spielen, um eine flüssige Bewegung der Heldenfigur zu ermöglichen. Auch typische Drumfills und klassische Übungen (Drumroll links, Drumroll rechts, Wechsel-Rhythmus, Discobeat) verwandeln sich durch stetige Wiederholung in Muscle-Memory.

Solang es nicht stottert …

So zumindest die Theorie, die etwa dreiviertel der Zeit voll aufgeht, aber im Moment noch einige starke Schwachstellen aufweist. Der größte Knackpunkt kommt durch die Eingabeverzögerung zustande. Es dauert gefühlt etwa eine Viertelsekunde, bis ein Schlag in Bewegung umgesetzt wird. Zudem kommt es gelegentlich zu Lücken in der Umsetzung, bei denen man den gespielten Ton hören kann, die Hautfigur aber trotzdem eine Bewegung verweigert.

Leider ist es schwer abzuschätzen, ob das aufgrund rhythmischer Vorgaben im Animationsablauf zustandekommt oder ob das Spiel schlicht den Ton „überhört“. Sollte ersteres der Fall sein, dann müssen die Macher von Drum Revolution dringend daran arbeiten, ihre Rhythmusregeln zu vermitteln. Wir vermuten allerdings, dass es eher an der Verzögerung der Midi-Interpretation liegt, denn wenn man flüssig am Stück die Vorgaben umsetzt und in einer gewissen Grundgeschwindigkeit spielt, scheinen Unregelmäßigkeiten beim Drummen seltener Auswirkungen zu haben.

Die zweite große Schwäche besteht derzeit im Mangel an überlappenden Elementen. Bei einem Vier-Viertel-Takt spielt man normalerweise die Basisakzente auf der Hi-Hat und den Grundtakt auf die Zähler ein und drei auf Bassdrum und Snare. Bei einer geschlossenen Hi-Hat sind dadurch alle vier Gliedmaßen des Schlagzeugers in Aktion – zwei permanent und zwei im Wechsel.

Bei Drum Revolution sind gleichzeitig vollzogene Aktionen hingegen die Ausnahme. Wenn überhaupt, dann soll man ein Element gleichzeitig mit der Bassdrum verwenden. Etwa die Floor-Tom oder das Ride-Becken. Seltsamerweise nie das Crash-Becken, obwohl sie die naheliegendste Kombination darstellt. Dazu sollte man aber auch wissen, dass sich Drum Revolution noch in der Early-Access-Phase befindet. Ganze Spiel-Typen und Level-Vorgaben sind noch nicht verfügbar.

Wir hätten da ein paar Wünsche

Es wird sich also noch einiges tun, nicht nur beim Spielinhalt, sondern auch bei den Menüs, deren grau gehaltene Schriften so wenig Kontrast haben, dass man sie kaum entziffern kann. Aber dass Drum Revolution das Herz am rechten Fleck trägt, ist schon jetzt ersichtlich.

Von unserer Seite aus gäbe es zudem einige Wünsche, die wir als wichtig erachten. Zum Beispiel wäre von Vorteil, die Farbcodierung eines Levels auch in Notenschrift am oberen Bildschirmrand einblenden lassen zu können. Das Spiel fördert schon jetzt Sight-Reading – warum dann nicht Nägel mit Köpfen machen? Zudem fanden wir es schön, zumindest optional ein Metronom einblenden zu können. Wobei das auch eine Verbesserung der Midi-Auslesung voraussetzen würde, damit man überhaupt punktgenau auf einen Takt spielen kann.

Fazit

Denis Brown - Portraitvon Denis Brown
Tolle Idee, witzige Umsetzung, aber es gibt noch viel zu tun

Da ich schon seit vielen Jahren Schlagzeug spiele, gibt es zum jetzigen Zeitpunkt so gut wie nichts, was mir Drum Revolution beibringen könnte. Trotzdem (oder gerade deswegen) erkenne ich aber auch das Potenzial hinter dem Projekt. Nun ja, ganz ohne Lerneffekt kam auch ich nicht weg. Das Programm zeigte mir in meinen Testrunden, wie schlampig mein Timing ist, wenn ich Ride und Bassdrum gleichzeitig spiele. Ich fühlte mich in meiner Ehre gekränkt und musste sofort konzentrierter rangehen. Mission erfolgreich.

Zudem hat sich meine Koordination an meinem Roland-Set enorm verbessert, weil meine Augen permanent am Bildschirm meines Laptops klebten. Der Aufbau von Muscle-Memory ist das oberste Ziel des Spiels und methodisch gelingt das richtig gut. Gerade weil keine Musik vorgeben wird, halte ich den Ansatz für besonders wertvoll, denn so entwickeln junge Schüler bei der Eingewöhnung ein eigenes Rhythmusgefühl.

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An Steigerungsmöglichkeiten mangelt es wahrlich nicht. Schnelleres Auslesen der Midi-Signale, mehr Vorgaben, die gleichzeitige Verwendung mehrerer Schlagflächen verlangen, zuschaltbare Notation, ein Metronom, mehr typische Rhythmen und viele weitere Spielelemente könnten Drum Revolution in zukünftigen Versionen bereichern. Hoffen wir, dass die Entwickler all diese Faktoren in der Early-Access-Phase berücksichtigen, denn die Idee ist großartig – besonders für Kinder, die in das Thema einsteigen.

Für diese Zielgruppe fehlt es allerdings noch ein wenig an Chichi. Ein Tusch, wenn man das Levelende erreicht, kleine Animationen, sowas eben. Momentan wirkt Drum Revolution trotz seiner witzigen Filzstift-Grafik noch ein wenig zu trocken. Aber das Herz sitzt am richtigen Fleck – und das lässt hoffen.

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