Test - Dragon Quest: Die Hand der Himmelsbraut : Ein ganzes Leben voller Geschichten
- DS(i)
Als in den 90er-Jahren noch der Irrglaube bestand, Europäer könnten nichts mit japanischen Rollenspielen anfangen, mussten sich Zocker eine Perle nach der anderen aus den USA importieren. Im Falle von Dragon Quest 5 war es gar noch schlimmer, denn das erschien nie in Amerika und wurde ergo nicht einmal ins Englische übersetzt. Doch dank des Erfolgs von Remakes alter Klassiker für DS und PSP ist dies Vergangenheit: Die Hand der Himmelsbraut füllt die Lücke mit Bravour aus.
Ein ganzes Leben voller Geschichten
Was heißt eigentlich "Rollenspiel"? Unsereins assoziiert sofort Stichwörter wie Forschen, Erfahrungspunkte oder Monster bekämpfen. Doch muss sich die Entwicklung eines Charakters rein auf Zahlenwerte beschränken? Dragon Quest - Die Hand der Himmelsbraut geht einen Schritt weiter: Ihr durchlebt ein ganzes Abenteuer von der Kindheit an bis hin zur Gründung einer Familie.
Es ist von drei Generationen die Rede. In der ersten seid ihr zusammen mit eurem Vater als Jungspund unterwegs, in der zweiten schlagt ihr die Brücke vom Teenager zum Mann und in der letzten werdet ihr von euren beiden Kindern begleitet. Die Story dahinter ist alles andere als tiefgründig, aber unwiderstehlich charmant erzählt.
Niedliche Dialoge und knuddelige Monster bilden einen Kontrast zur meist düster-ernsten Final-Fantasy-Serie, genau wie es bereits bei allen anderen Dragon-Quest-Spielen der Fall war. Die Entscheidungen eures Helden werden von so gut wie niemandem angezweifelt, selbst wenn es um die Wahl eurer zukünftigen Braut geht. Schwere Schicksalsschläge werden erzähltechnisch nur angedeutet oder in Form von großen Zeitsprüngen beschleunigt beziehungsweise übersprungen.
Feinde als Freunde
Am eigentlichen Spielkonzept hat sich kaum etwas geändert: Ihr labert euch durch diverse Städte, erkundet zahlreiche Höhlen und prügelt euch im alt ergrauten Hack'n'Slay-Kampfsystem von Monster zu Monster. Die Variationen der Gegenstände, seien es Heiltränke, Waffen oder Rüstungen, bleiben stets überschaubar. Die Welt ist schön groß und bietet genügend Freiheiten zur Erkundung, ohne dass ihr gleich den roten Faden verliert.
Gegenüber Dragon Quest - Chroniken der Erkorenen, dem Remake des Vorgängers, hat sich spielerisch gesehen eine Sache entscheidet geändert: Ihr könnt nun selbst ein paar der knuffigen Monster rekrutieren und in eure Party stecken. Damit steigt die Vielschichtigkeit eurer Kampftaktiken leicht an, auch wenn die meisten Konfrontationen weiterhin mit stupiden Angriffsbefehlen zu schaffen sind.
Während eines Kampfes dürfen immer nur vier Charaktere zur gleichen Zeit antreten, doch dank eines Wagons könnt ihr sie beliebig gegen bis zu vier Reserveeinheiten austauschen. Dies funktioniert sogar während des Gefechts, was bei einem unerwarteten Ableben einer Einheit mehr als praktisch ist. Alle weiteren Monster, die ihr auf eure Seite zieht, schickt ihr zum Monstergarten, wo ihr sie nach Belieben gegen andere in eurer Party eintauscht.
Kein technischer Quantensprung bei den Remakes
Damals brachte der Sprung von Dragon Quest 4 zu Dragon Quest 5 aufgrund des Hardware-Wechsels vom Nintendo Entertainment System zum Super Nintendo entscheidende Verbesserungen bei Grafik und Sound mit sich. Die jeweiligen DS-Remakes gleichen sich dafür erstaunlich stark, weil das Entwicklerteam die gleiche Engine nutzt.
Der Mischmasch aus 2D und 3D ist immer noch etwas suboptimal, weil der Stil der Grafik dadurch nicht einheitlich wirkt. Dafür funktioniert die simple Steuerung nach wie vor, obwohl verwöhnte Spieler von heute weiterhin über die eingeschränkte Speichermöglichkeit (nur in Kirchengebäuden) motzen werden. Der Soundtrack profitiert von der hervorragenden Klangqualität, allerdings sind die Kompositionen eine Spur schwächer und weniger erinnerungswürdig als bei Chroniken der Erkorenen.
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