Test - Dragon Ball: Sparking! Zero : Test: Das Rundum-Sorglos-Paket für Fans
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Einhunderteinundachtzig. 181. So viele Charaktere bietet Dragon Ball: Sparking! Zero und überflügelt mit dieser Auswahl mal eben einen Großteil des Fighting-Game-Genres. Masse ist aber nur bei Buffets gleichbedeutend mit Klasse, stellt sich also die Frage: Was hat der vierte Teil der altehrwürdigen Budokai-Tenkaichi-Reihe spielerisch auf der Pfanne? Immerhin zogen seit dem letzten Ableger satte 17 Jahre ins Land.
Bei Dragon Ball Z gehören Superlative zum guten Ton. Kaum ein anderer Anime bietet größere Explosionen, lauter ausgerufene Attackennamen oder länger gezogene Kämpfe. Denken wir nur mal zurück an Son-Goku gegen Freezer.
All diese Zutaten eignen sich perfekt für flotte Fighting Games, die mit wenig Aufwand beeindruckende Szenen auf den Bildschirm zaubern. Mit den drei Teilen von Budokai Tenkaichi perfektionierten Bandai Namco und Spike Chunsoft das Dragon-Ball-Videospielerlebnis auf der Playstation 2 für viele Fans. Schnelle Action, zahlreiche Charaktere und jede Menge Arcs aus der Vorlage sowie leicht zu erlernende und schwer zu meisternde Mechaniken begeisterten eine ganze Generation.
Nach Budokai Tenkaichi 3 aus dem Jahr 2007 herrschte jedoch Funkstille. Lange Funkstille. 17 Jahre Funkstille, um genau zu sein. Denn erst 2023 kündigte Bandai Namco einen neuen Teil der Reihe an, der final auf den Namen Dragon Ball: Sparking! Zero getauft werden sollte, diesen Titel trägt die Serie bereits seit jeher in Japan. Nun stellt sich aber die Frage: Kann die gleiche Magie noch einmal hervorgerufen werden oder wäre Budokai Tenkaichi lieber in der Nostalgie-Mottenkiste geblieben?
Damals Profi, heute Profi
Die gute Nachricht: Habt ihr bereits irgendeinen Teil von Budokai Tenkaichi gespielt, findet ihr euch in Dragon Ball: Sparking! Zero direkt zurecht. Denn das Kampfsystem hat sich im Kern nicht verändert, lediglich ein paar frische Elemente spendierten die Entwicklerinnen und Entwickler dem neuen Ableger. So gibt es den Sparking-Modus, den ihr durch Überladung eurer Ki-Leiste aktiviert. In diesem haut ihr härter und schneller zu, außerdem stehen ikonische Attacken wie eine Genkidama oder eine Super-Kamehameha zur Verfügung. Lassen wir einfach mal außen vor, dass es Lore-technisch absolut keinen Sinn ergibt, mehrere Super-Manöver in einem Kampf auszuführen. Ein paar mehr Konter und Attacken runden die Auseinandersetzungen angenehm ab.
Abermals laufen die Kämpfe sehr vertikal ab, schließlich sind nahezu sämtliche Figuren des Dragon-Ball-Universums des Fliegens mächtig. Entsprechend offen fallen die Arenen aus, ihr verfolgt das Geschehen aus einer klassischen Über-die-Schulter-Sicht, dasht am laufenden Band vor feindlichen Attacken weg, blockt und kontert Standard-Angriffe, teleportiert euch durch die Gegend und sucht zwischendrin Gelegenheiten, um eure Ki-Energie aufzuladen. Die ist schließlich nötig, um Kamehamehas, Kiku-Kanonen oder Todesspiralen auszufüllen. Im Kampf wechselt ihr zudem fließend zwischen Transformationsstufen und Charakteren.
Während alle Fans sich an den Neuerungen erfreuen und das immens hohe Tempo abermals genießen dürften, überfordert Dragon Ball: Sparking! Zero Neueinsteiger ohne Frage maßlos. Alles läuft extrem schnell und chaotisch ab, letztlich gewinnt aber doch zumeist der Z-Fighter, der die schnellere Sparking-Attacke raushaut. Glücklicherweise gibt euch das Entwicklungsstudio Spike Chunsoft mit dem Super-Training ein mächtiges Tool an die Hand. Hier bringt euch das Spiel jede noch so kleine Mechanik in mundgerechten Lektionen näher, und ich rate euch dringend, sie alle zu durchlaufen. Denn schon der Story-Modus stellt euch gehörig auf die Probe.
Knüppelhart und furztrocken
Hier erlebt ihr bekannte Sagen aus der Sicht diverser Charaktere. Beispielsweise verkloppt ihr als Son-Goku nach und nach Nappa, Vegeta, Freezer, Jiren und mehr. Oder ihr schlüpft in die Haut von Piccolo, Goku Black, Vegeta, Future Trunks und vielen anderen. Ein buntes Potpourri aus Dragon Ball Z, GT und Super, das Fan-Herzen höher schlagen lässt und mit etwa vier bis fünf Stunden pro Charakter auch angemessen lang ausfällt. Zumal es einige „was wäre, wenn“-Entscheidungen gibt, bei denen die klassischen Geschichten etwas abgeändert werden. Allerdings leiden die Story-Episoden unter zwei großen Problemen.
Zum einen enttäuscht die Präsentation gnadenlos. Die wenigen animierten Szenen schauen ganz nett aus, allerdings dominieren öde Standbilder das Gesamtbild. Da reißen auch die sehr guten japanischen Original-Sprecher und -Sprecherinnen nur bedingt was raus, zumal die deutsche Truppe den Nostalgie-Faktor noch einmal erhöht hätte. Außerdem verlässt sich Dragon Ball: Sparking! Zero zu sehr darauf, dass ihr das Ausgangsmaterial kennt. Durch viele Arcs hetzt euch das Spiel regelrecht, wodurch haufenweise Hintergrundinformationen fehlen und ihr dementsprechend kaum kapiert, was gerade passiert. Das schmerzt.
Auch die sonstige Grafik überzeugt nur bedingt. Animationen und hochauflösende Charaktermodelle vermitteln einen schicken, aber nicht großartigen Ersteindruck, und auch die teils bildschirmfüllenden Explosionen begeistern auch nach mehreren Stunden noch, trotz des ewigen Vorlaufes. Alles schön und gut, bis der Blick über die Umgebungen schweift. Matschige Texturen und wenige Details saugen nicht gerade ins Geschehen, was auch die zerstörbaren Umgebungen nur bedingt ausgleichen – wenngleich es durchaus befriedigend ist zu sehen, wie eine Arena nach einem intensiven Kampf in Schutt und Asche liegt. Das Wettersystem wirkt sich ebenfalls kaum aus, letztlich dunkeln sich die Arenen einfach etwas ab.
Beim zweiten großen Problem der Story-Episoden handelt es sich bis zu einem gewissen Grad um ein subjektives. Der Schwierigkeitsgrad fällt teilweise regelrecht brutal aus. Manche Kämpfe gewinnt ihr vermutlich problemlos, doch immer wieder stehen euch Feinde gegenüber, die dermaßen schnell und hart zuschlagen, dass ihr selbst bei heruntergeschraubtem Schwierigkeitsgrad kaum eine Chance habt. Natürlich gehört bei Kameraden wie Radditz eine gewisse Herausforderung dazu, aber die Grenze zum Frust liegt bedenklich nahe.
Ich bin der Lore-Meister!
Habt ihr alle vorgefertigten Story-Arcs abgeschlossen oder einfach keinen Bock auf alten Wein in altbackenen Schläuchen, bietet euch Dragon Ball: Sparking! Zero eine interessante Alternative. In einem speziellen Modus dürft ihr eure eigenen Storys und Matches erstellen. Ihr definiert Anfangs-Screens aus vorgefertigten Bildern und Textbausteinen, legt die Kämpfer und Kämpferinnen sowie Arenen fest, passt Modifikatoren an und vieles mehr. Piccolo betrügt Son-Gohan, um sich mit Freezer zusammenzuschließen? Logisch. Trunks wendet sich gegen Papa Vegeta? Warum nicht.
Durch das Baustein-System erwarten euch keine kinoreifen eigenen Matches, aber die Kernidee birgt jede Menge Potenzial. Zumal ihr eure Ideen hochladen und mit anderen Fans teilen dürft. Es bleibt also spannend, was die Community sich überlegt und zur Verfügung stellt. Damit die Kämpfe fair bleiben, müsst ihr sie in bester Mario-Maker-Manier selbst gewinnen, bevor ihr sie auf den Server schiebt.
Um ein möglichst umfangreiches Charakterfeld zu haben, müsst ihr durch Story-Episoden neue Figuren freischalten oder sie mit durch Herausforderungen verdienter Ingame-Währung kaufen. Bei 181 Charakteren gibt es natürlich haufenweise Varianten derselben Figur, dargereicht in diversen Transformationsstufen. Zum Spielstart stehen euch etwa 120 Kämpferinnen und Kämpfer zur Verfügung, also schon mehr als genug für ausladende Fights. Sollte euch doch jemand im Roster fehlen, findet er sich vermutlich im Season Pass.
Freundschaftliche Backpfeifen
Wirklich erfreulich ist der Umstand, dass Dragon Ball: Sparking! Zero einen lokalen Mehrspielermodus bietet, in dem ihr euch zu zweit gegenseitig auf die Glocke haut. Blöderweise bietet das Spiel nur eine Arena, was den Spaß etwas dämpft.
Online fährt Dragon Ball: Sparking! Zero die übliche Auswahl aus schnellen Matches auf und sogar eine Ranked-Variante. Zum Testzeitpunkt waren die Server noch nicht sonderlich gut gefüllt, kam ich aber mal in ein Match, lief es in den meisten Fällen angenehm rund. Das Matchmaking könnte aber etwas besser ausfallen. Oftmals sah ich kein Land gegen meine Kontrahenten. Vermutlich pendelt sich dieser Umstand aber ein, sobald die Server anständig gefüllt sind.
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