Special - Faszination schwere Spiele : Warum sind harte Spiele so beliebt?
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Früher waren Spiele schwerer, oder? Das ist ein Gefühl, das man als Spieleveteran durchaus beim Zocken aktueller Titel verspürt. Doch From Software zeigt seit Jahren, dass die Leute schwere Spiele wollen. Was ist der Reiz dieser virtuellen Herausforderung? Warum sind schwere Games so im Trend? Wir suchen nach Antworten und fragten jemanden, der es wissen muss.
Spaß ist ein dehnbarer Begriff, der von vielen unterschiedlichen Personen auf einzigartige Art erfahren wird. Früher waren Videospiele knackige Bastarde, die euch an den Rand der Verzweiflung brachten (Ja, wir schauen unter anderem auf euch, Mega Man und Battletoads!). Mittlerweile hat sich das Blatt jedoch gewendet: Da Spiele heutzutage nicht mehr nur ausschließlich von lichtscheuen Kellerkindern konsumiert werden, sondern auch von Menschen, die lediglich abends nach der Arbeit etwas abschalten wollen, steht vermehrt die ganzheitliche Spielerfahrung im Vordergrund. Nicht mehr der Weg ist das Ziel, sondern das Ziel ist das Ziel. Klingt natürlich logisch.
Softcore
Scheitert man ein paar Mal in neueren Mario-Spielen, dann bekommt man überpowerte Items oder einen Helfer, der für einen das Level absolviert. Die Kämpfe in Assassin's Creed sind seit jeher so lächerlich einfach, dass man fast nur einen Knopf drücken muss. Ebenso gilt das für ausufernde Kletterpartien. Der Tod in Fable III spielt keine Rolle, da ihr sofort wieder in die Welt gesetzt werdet und nur ein paar jämmerliche Erfahrungspunkte verliert.
Wer sich dann immer noch nicht die Mühe machen möchte, großartig Zeit mit einem Spiel zu verbringen, schaltet einfach gegen einen gewissen Beitrag sämtliche Inhalte frei, ohne auch nur einmal den Analog-Stick zu krümmen, wie zum Beispiel in Mortal Kombat X, Saints Row: The Third, WWE 2K16 oder Battlefield 4. Man kann also die Behauptung aufstellen, dass Spieler heutzutage verweichlicht sind. Na gut, vielleicht nicht alle.
Es gibt diese kleine Bastion der digitalen Gallier. Sie stemmen sich gegen diese Verweichlichung. Angeführt werden sie von Hidetaka Miyazaki. Einst eine kleine Untergrundbewegung, sind schwere Spiele mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
Spricht man den jüngst zum Präsidenten von From Software beförderten Japaner auf den hohen Schwierigkeitsgrad seiner Werke an, sei es Demon's Souls, Dark Souls oder auch Bloodborne, dann fühlt er sich zuerst geschmeichelt. Doch Miyazaki geht es nicht einfach darum, ein möglichst schweres Spiel zu entwickeln: „Wir versuchen, Titel zu erschaffen, die einen machbaren Schwierigkeitsgrad haben und euch nicht einfach nur vor eine unmöglichen Aufgabe stellen. Wenn der Schwierigkeitsgrad schaffbar ist, führt das bei den Spielern zu einer wirklichen Genugtuung.“
Schwer, aber richtig
Damit trifft Miyazaki den Nagel auf den Kopf. Die Leute wollen wieder gefordert werden. Sie brauchen hin und wieder eine Kampfansage. Allerdings ist es nicht damit getan, möglichst schwere Rätsel aus dem Ärmel zu schütteln oder den Gegnern starke Attacken und nahezu unendlich viel Lebensenergie zu geben: „Zwei Punkte sind entscheidend, wenn es um den Schwierigkeitsgrad geht: Einerseits soll der Spieler merken, dass, wenn er gestorben ist, es seine Schuld war. Zum anderen soll er dann daraus etwas lernen, um es bei der nächsten Herausforderung besser zu machen“, so Miyazaki.
„Es stimmt, dass es heutzutage vermehrt Spiele gibt, in denen die Spieler einfacher das Ende erreichen können, aber ich glaube, dass das etwas Gutes ist. Sogar Dark Souls, auch wenn es schwer ist, ist für den Spieler machbar“, erklärt Miyazaki im Interview. Er selbst gibt sogar zu, nicht sonderlich gut zu sein, wenn es ums Zocken geht. Aber er wünscht sich, dass auch weiterhin schwere Spiele entwickelt und veröffentlicht werden.
Diese Titel gibt es zum Glück, auch wenn man sie oft noch mit der Lupe suchen muss: Zuletzt stellte XCOM 2 alle Hobby-Strategen auf eine harte Probe. Mehr Glück hat man da im Indie-Bereich: Werke wie Titan Souls oder Darkest Dungeon brüsten sich mit ihrer fordernden Spielmechanik. Jetzt müssen nur noch die großen Platzhirsche nachziehen – und wenn es nur mit einer weiteren Option vor dem Spielstart ist.
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