Test - Colin McRae: DIRT 2 : Diese Schlammschlacht ging daneben
- Wii
- PSP
Eigentlich sollte man denken, es sei schwer, wenn nicht sogar unmöglich, ein PSP- und ein Wii-Spiel in einem Test abzuhandeln, oder? Allerdings trifft das nicht zu, wenn man Wii-Besitzer mit einer etwas aufgemotzten Version des PSP-Titels abspeist. Unglaublich? Aber wahr!
Abgespeckt
DIRT 2 für Xbox 360 und PS3 konnte in unserem Test einige Lorbeeren einheimsen und rauschte nur knapp am Award vorbei. Höchste Zeit sich anzusehen, was für Nintendos Wii und Sonys PSP geboten wird. Wenn ihr euch nun fragt, warum im Test eine Handheld-Version und die einer „großen" Konsole zusammengeworfen werden, dann ist dies schnell beantwortet: Bis auf Unterschiede bei der Steuerung und der Grafik sind die beiden Titel identisch. Aber warum? Klar, die Wii schafft es nicht ganz, die Power von PS3 und Xbox 360 zu liefern. Man hätte also neu programmieren müssen, was wohl aus Kostengründen nicht in Frage kam. Aber dass man alle Wii-Besitzer gar so billig abfertigen musste, geht uns nicht ganz in den Schädel.
Doch lasst uns ganz sachlich beginnen. Wie bei den großen Brüdern auf Xbox und PlayStation ist eure Basis ein Wohnwagen im Trailer-Park des Rennzirkus. Allerdings erwarten euch dort kein cooler Flair und keine Extremsportler, sondern ein nüchternes Menü mit den Bereichen „Einzelspieler" „Mehrspieler" und „Optionen". Wenn ihr euch in den Einzelspielermodus einklinkt, dürft ihr dort zwischen der „World Tour", dem „Actionmodus" und den „Herausforderungen" wählen. Wie der Name schon verrät, handelt es sich bei der World Tour um eine die Welt umspannende Rennserie mit 16 Veranstaltungen, wobei eine Veranstaltung zwischen einem und vier Rennen hat. Ihr tretet dabei mit Straßenwagen, Offroad-Buggys und Geländewagen (Neudeutsch „SUV") an. Um etwas Anreiz zu schaffen, schaltet ihr mit jeder abgeschlossenen Veranstaltung Body-Kits und neue Wagen frei.
Wo ist Colin McRae?
Das Wii-Lenkrad fest umklammert, brettern wir mit unserem Geländewagen Hummer H3 über die äthiopische Schotterpiste. Seltsam, dass es kaum staubt! Aber dass die Steuerung sich relativ wenig um meine Bewegungen schert, wiegt schwerer. Mal schlägt die Lenkung viel zu sehr ein, mal so gut wie gar nicht. Also schnell die Wiimote aus dem Lenkrad gepickt und den Nunchuk angeschlossen. Nun aber wieder ordentlich Bleifuß, so geht's schon besser! Allerdings fällt sofort auf, dass der Wagen kaum in einen kontrollierten Drift zu bringen ist. Nur mithilfe der Handbremse gelingt dies einigermaßen. Auch mit der Einstellung „Profi-Steuerung" wird es nicht viel besser, der Wagen neigt hier nur etwas mehr zu durchdrehenden Reifen und bricht schneller aus. Ansonsten stellen wir nicht viele Unterschiede fest.
Wir denken gerade darüber nach, ob wir den Wagen vom Mechaniker checken lassen sollten - die Federung klingt wie ein altes Bett, das schon zu viel Matratzensport erlebt hat -, als wir einen Kaktus am Straßenrand ummähen. Als wäre er aus Gummi prallt dieser ab und bleibt irgendwo liegen. Kurz darauf verlieren wir unseren ersten Platz, weil ein fieser Stein unseren Wagen 25 Meter weit in die Luft katapultiert. Halb so wild, denn die Gegner sind nett! Der erste von ihnen wartet schon hinter der nächsten Kurve schön brav darauf, dass wir ihn überholen, und gibt erst dann wieder Gas. Hallo Herausforderung!? Nach einer langen Strecke mit immer gleichen, aneinanderkopierten Felswandtexturen als Begrenzung und einem weiteren misslungenen Drift-Versuch dämmert uns so langsam, warum die DIRT-2-Spiele in Amerika den Colin-McRae-Zusatz nicht mehr im Namen haben: DIRT 2 für PSP und Wii hat nur noch wenig mit den Rallye-Simulationen von früher zu tun.
Arcade-Action auf der Rennstrecke
Nachdem wir die World Tour abgeschlossen haben, versuchen wir uns an den Herausforderungen, die bei Wii und PSP gleich sind. Hier könnt ihr in verschiedenen Schwierigkeitsstufen Rennen mit zusätzlichen Sonderaufgaben fahren. Um nur ein Beispiel zu nennen, müsst ihr bei „Zeit in der Luft" auf der Strecke verteilte Schanzen nutzen, um möglichst viel Zeit im Sprung zu verbringen. Im Sinne des Arcade-Gedankens machen einige der Rennarten richtig Spaß, auf jeden Fall bringen sie Abwechslung ins Rennfahrerleben. Der Actionmodus kann nicht ganz so viel bieten, hier fahrt ihr lediglich selbst konfigurierbare Rennen mit einem freigeschalteten Auto eurer Wahl.
Zusammenfassend bleiben leider beide DIRT-2-Ableger hinter ihren Möglichkeiten, wobei mit der PSP-Version noch ein recht passabler Arcade-Taschenracer abgeliefert wurde. Wer auf arcadelastigen Rennspaß zum Mitnehmen steht, wird über die Mängel hinwegsehen müssen. Dass man Wii-Besitzer mit einer aufgebohrten Version des PSP-Spiels abspeisen will, geht unserer Meinung nach aber ganz und gar nicht in Ordnung. Nintendos Konsole kann grafisch mehr und ist eines der meistverkauften Spielgeräte. Somit wäre doch eher eine abgespeckte X360/PS3-Variante angesagt gewesen als der gebotene, insgesamt billig wirkende Wii-Ableger.
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