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Test - Civilization V: Brave New World : Kulturschock

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Man kann Firaxis nicht vorwerfen, sich auf die faule Haut zu legen oder nicht auf die Fans zu hören. Schon die erste Erweiterung des wunderbaren Civilization V brachte mit Religion und Spionage zwei begehrte Elemente ins Spiel, um dessen Komplexität zu erhöhen. Doch mit dem zweiten Extrapaket namens Brave New World legt der Titel nochmals ordentlich zu und bringt euch vor allem in der Neuzeit eine Menge neuer Möglichkeiten.

Beginnt man mit frisch installiertem Brave New World, springt einem gar nicht so viel direkt ins Auge. Okay, da sind einige neue Zivilisationen, neun an der Zahl, deren Volksboni bereits erste Hinweise darauf geben, was die Schwerpunkte der Erweiterung sind: Handel, Kultur und Einfluss. Und zwei frische Szenarien reihen sich ins Angebot ein: der amerikanische Bürgerkrieg und der Kampf um die Vorherrschaft in Afrika. Doch bis man die ersten spielerischen Neuerungen entdeckt, vergeht etwas Zeit.

Der erste Aspekt findet sich ab einem gewissen Fortschritt im Einheitenmenü, denn dort erscheint die Karawane, später gefolgt von Frachtschiffen. Hiermit ist es möglich, Handelsrouten zu den Städten anderer Zivilisationen und Stadtstaaten zu schaffen. Je nach Spielfortschritt und Volk können eine ganze Menge solcher Routen eingerichtet werden, um Gold, Wissenschaft, Nahrung oder Produktion ins eigene Land zu bringen. Das sollte allerdings mit Bedacht eingesetzt werden, um andere Nationen nicht zu sehr zu stärken. Auch Religionen können auf diesem Weg weiterverbreitet werden, was eine schöne Ergänzung zu den Neuerungen aus Gods & Kings darstellt. Einen Haken gibt es allerdings: Karawanen und Frachtschiffe können von Barbaren oder feindlich gesonnenen Nationen überfallen und geplündert werden.

Kulturexport

Das ist aber nur ein kleiner Aspekt, viel wichtiger ist die neue Rolle der Kultur. Die gab es schon vorher, allerdings nur in einer Nebenrolle. Mit Brave New World wird Kultur zu einer möglichen Siegbedingung, denn ihr könnt nun über eure kulturellen Errungenschaften so großen Einfluss ausüben, dass ihr dadurch die Vorherrschaft erlangt. Dabei dient der Tourismus quasi als Offensive, die eigene Kultur als Defensive. Eure großen Persönlichkeiten erschaffen Meisterwerke der Musik, Literatur und Kunst. Die wiederum werden in euren Gebäuden und Weltwundern gebunkert, Musiker gehen sogar auf Tournee und erhöhen so euren kulturellen Einfluss. Außerdem könnt ihr ab einem gewissen Zeitpunkt Archäologen aussenden, die Ruinen früherer Ereignisse nach Artefakten für eure Museen durchwühlen oder eure Ausgrabungen zu Landmarken machen. Fein, dass Firaxis sogar so weit geht, eure früheren Aktionen dafür zu nutzen, wie beispielsweise früher zerstörte Barbarenlager.

Civilization V: Brave New World - Launch Trailer
Zum Addon Brave New World zu Civilization V ist nun dieser Launch-Trailer erschienen.

So aufgepimpt wächst euer kultureller Einfluss auf andere Nationen. Die vollgepackten Kulturgebäude locken bei offenen Grenzen Touristen an, die diesen Einfluss in ihr eigenes Land mitnehmen. Zu sehen sind die Touristen nicht, das gäbe wohl etwas viel Gedrängel auf der Karte. Natürlich kann der Tourismus eurer Bürger auch eure Zivilisation beeinflussen, doch eure eigene Kultur ist die beste Verteidigung dagegen. Neben der Religion also ein neuer Aspekt, wie man ohne physische Gewalt andere Staaten besiegen kann.

Das große Treffen

Ebenfalls neu dabei ist der Weltkongress. Der tritt das erste Mal zusammen, wenn die Presse erfunden wurde und ein Staat alle anderen Zivilisationen getroffen hat. Dann geht der Kampf um die Vormachtstellung los. Jede Zivilisation hat Stimmen im Kongress, abhängig von ihren diplomatischen Beziehungen zu anderen Zivilisationen und Stadtstaaten und anderen Errungenschaften. Der Kongress tritt alle 30 Runden zusammen und sowohl der Gastgeber als auch das Land mit den meisten Stimmen können Resolutionen einreichen. Die sind vielfältig und umfassen beispielsweise Embargos, Förderung bestimmter Aspekte, Nuklearwaffenverbote und vieles mehr. Was ihr vorschlagt oder für welche Resolution ihr stimmt, kann allerdings empfindliche Auswirkungen auf die Beziehungen zu anderen Zivilisationen mit sich bringen.

Unter anderem werden im Weltkongress gemeinsame Aktionen veranstaltet, wie eine Weltausstellung oder das Gegenstück zu den Olympischen Spielen. Hier könnt ihr reichlich Punkte in nahezu allen Gebieten sammeln, vorausgesetzt, ihr beteiligt euch kräftig. Das wiederum geht aber zulasten eurer heimischen Produktion und Fortentwicklung. Ganz nebenher haben die Spione eine erweiterte Rolle bekommen, denn ihr dürft sie als Diplomaten einsetzen, die mittels Propaganda euren Tourismus aufwerten oder aber Einfluss auf andere Mächte im Weltkongress nehmen können. Der gesamte Aspekt Weltkongress wertet die diplomatischen Beziehungen ungemein auf, auch die zu den Stadtstaaten. Und als wäre das noch nicht genug, kommt ab einem bestimmten Zeitpunkt die Schaffung einer Ideologie hinzu. Was ebenfalls Auswirkungen hat, denn Zivilisationen mit gleicher Ideologie stimmen eher für eingebrachte Resolutionen als andere.

Fazit

Andreas Philipp - Portraitvon Andreas Philipp

Es dauert ein wenig, bis man die Möglichkeiten von Brave New World so richtig zu schätzen lernt, denn abgesehen von den Karawanen kommen viele Bestandteile erst im späteren Spiel zum Tragen und man muss zuweilen kräftig umdenken. Dann aber ergeben sich Unmengen an neuen strategischen Möglichkeiten. Die Aufwertung der Kultur als spielerisches Element und mögliche Siegeskomponente rundet den Titel nahezu perfekt ab. Hinzu kommt, dass einige bisher noch etwas vernachlässigte Aspekte, wie Stadtstaaten und Spione, ganz neue Glanzzeiten erleben. Allein das Ringen um die Vormachtstellung im Weltkongress macht schon extrem viel Laune. Das sorgt dafür, dass jeder, der ein Herz für Civilization V hat, erneut lange Nächte erleben darf. Mit knapp 30 Euro ist Brave New World nicht ganz billig, in Sachen Inhalt und Spielspaß ist es aber jeden Cent wert, denn es macht aus Civilization V ein ganz neues Spielerlebnis.

Überblick

Pro

  • viele sinnvolle Ergänzungen
  • Spione mit mehr Einfluss
  • Handelsrouten bieten neue Möglichkeiten, auch für Religion
  • komplexes und interessantes Kultursystem
  • Stadtstaaten werden enorm aufgewertet
  • Weltkongress bietet eine ganz neue strategische Ebene
  • diplomatische Beziehungen deutlich aufgewertet

Contra

  • viele Neuerungen greifen erst im späteren Spiel
  • kultureller Einfluss nicht immer gut ersichtlich

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