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Test - Civilization IV: Colonization : Die Eroberung der Neuen Welt

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Arbeiter und Waren

Der wesentliche Faktor im Vorwärtskommen ist aber der gut ausbalancierte Einsatz eurer Ressourcen. Zum einen solltet ihr eure neuen Städte natürlich auf möglichst effektiv nutzbarem Land bauen, was gar nicht so einfach ist, da die Karte von euren Gegnern, aber besonders von den Einheimischen schon eng besetzt ist. Dann solltet ihr selbstverständlich genug Ressourcen für die eigene Versorgung besitzen, um nicht allzu sehr vom Mutterland abhängig zu sein. Auf der anderen Seite sind auch Handelsgüter wie Tabak oder Zuckerrohr wichtig, um gute Geschäfte machen zu können. Leider ist die Automatisierung des Handels arg rudimentär gehalten. Zwar könnt ihr innerhalb eurer Kolonie automatische Handelsrouten anlegen, alle anderen Geschäfte müsst ihr aber von Hand tätigen.

Hier kommt euch entgegen, dass eure Kolonisten vielseitig einsetzbar sind. Prinzipiell könnt ihr jeden Kolonisten als Fischer, der für die Nahrung sorgt, als Staatsmann, der euch Punkte für die Unabhängigkeit bringt, oder als Missionar, der Einheimische bekehrt, einsetzen. Häufig wird es auch nötig sein, den einzelnen Kolonisten neue Aufgaben zuzuteilen, je nachdem was für kurzfristige Ziele ihr anvisiert. Eine besondere Rolle spielen hierbei die Spezialisten, die für Boni in ihren Aufgabengebieten sorgen. Diese könnt ihr in eurem Heimatland anheuern. Aber da letztendlich nie genug Kolonisten vorhanden sind, ist beim Einsatz Feingefühl angesagt.

Eine interessante Zusatzmöglichkeit, an billige Arbeitskräfte zu kommen, ist die Konvertierung von Ureinwohnern. Dazu müsst ihr natürlich ein gutes Verhältnis zu den euch umgebenden Stämmen haben. Allzu martialisches Auftreten ist hier also nicht angesagt. Gut nachbarschaftliche Verhältnisse sind sowieso wichtig, denn wenn eure europäischen Konkurrenten die Ureinwohner auf ihre Seite ziehen, sind die Freunde eurer Feinde dummerweise auch gleich eure Feinde. Zudem sind ein Wegerecht für die Ausweitung der Kolonie und ab und an auch kleinere Goldgeschenke eurer Verbündeten ebenfalls nicht zu verachten. Nur in den Krieg ziehen werden eure Freunde nicht mit euch.

Krieg und Unabhängigkeit

Und das ist sehr schade, denn der Krieg wird kommen. Habt ihr genug Freiheitspunkte angesammelt, könnt ihr eure Unabhängigkeit erklären. Dazu solltet ihr aber ausreichend Soldaten und Schiffe besitzen, denn mit den Truppen und der Flotte eures alten Heimatlandes, das eure Unabhängigkeit mit militärischen Mitteln verhindern will, ist nicht zu spaßen. Gute Vorbereitung ist hier fast alles, inklusive eines identischen Technologielevels.

Wesentlicher ist nur noch der richtige Zeitpunkt: Revoltiert ihr früh, wird eure schöne Kolonie dem Erdboden gleichgemacht. Seid ihr zu spät dran, werdet ihr es nicht in den vorgegebenen 300 Runden schaffen, die geballte militärische Macht eures Gegners zu besiegen. Welche Ausrichtung euer neuer Staat haben soll, hat hier übrigens auch Auswirkungen - eine der letzten Entscheidungen, die ihr trefft, bevor ihr alles auf eine Karte setzt und die Freiheitsglocken läutet.

Das alles klingt so anders als die „normale" Civilization-IV-Partie, sodass sich die Frage stellt, wieso man das Spiel eigentlich Civilization IV: Colonization nennt. Von Marketing-Überlegungen des Publishers mal abgesehen, gibt es tatsächlich einen triftigen Grund dafür: Der Neuauflage von Colonization liegt die Engine von Civilization IV zugrunde. Das erklärt natürlich, warum sich die Titel so ähnlich sehen, auch wenn sie nicht auf dem aktuellen Stand der Technik sind.

Aber auch in vielen anderen Bereichen stand der große Bruder Pate. Die Menüführung sieht in ihrer Komplexität erst einmal kompliziert aus, ist aber im Großen und Ganzen gut gelöst. Und natürlich gibt es auch wieder Hilfen, die auch Neu- und Quereinsteiger nicht im Regen stehen lassen: ein Tutorial, das zwar etwas zugänglicher sein könnte, und eine ausufernde, aber gut gegliederte und verständliche Enzyklopädie.

Wie bei jedem Sid-Meier-Strategietitel müsst ihr natürlich nicht allein vor eurem Computer versauern. Wie kaum ein anderes Spiel (das gilt natürlich für die ganze Civ-Reihe) bringt Civilization IV: Colonization geradezu erstaunlich viele Optionen für das Spiel mit Freunden mit. Ob nun im Netzwerk, übers Internet, im Hotseat-Modus an einem Rechner oder sogar - eine eher exotische Möglichkeit - das Spielen über E-Mail, der Multiplayer-Bereich lässt so schnell keine Langweile aufkommen. Nur etwas mehr Karten hätten es sein dürfen, aber zum Glück gibt es ja eine fleißige Community.

Fazit

Stephan Fassmer - Portraitvon Stephan Fassmer
Viele Spieler des Originals werden auf dieses Remake gewartet haben und zum Glück werden sie nicht enttäuscht. Im Grunde ist alles beim Alten geblieben, was sich bei einem 14 Jahre alten Spielprinzip vielleicht erst einmal garstig anhört, aber nicht nur Traditionalisten freuen kann. Denn wie schon 1994 macht Civilization IV: Colonization auch heute noch genauso süchtig. Die Einschränkung auf eine begrenzte Epoche und ein klares Spielziel bringt im Verhältnis zum großen Bruder ganz neue Herausforderungen mit sich. Von einigen kleinen Macken abgesehen, wie dem Fehlen von globalen Handelsrouten und der nicht mehr ganz taufrischen Grafik, gibt es an diesem Spiel nichts auszusetzen. Alte Colonization-Fans und Civilization-IV-Spieler, die mal etwas Neues probieren wollen, können bedenkenlos zuschlagen. Neulinge, die die Herausforderung lieben und denen das Thema liegt, finden hier vielleicht einen Einstieg in die Civilization-Welt.

Überblick

Pro

  • gelungenes Remake
  • immer noch tolles Gameplay
  • unglaubliche Spieltiefe
  • sehr abwechslungsreich
  • ernsthafte Herausforderungen
  • gute Menüführung
  • komplexe Abläufe
  • umfangreiche Multiplayer-Möglichkeiten

Contra

  • keine globalen automatisierten Handelsfunktionen
  • Grafik nicht ganz aktuell

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