Test - Chrono Trigger : DS-Remake nach 14 Jahren
- DS(i)
Rollenspiel-Fans dürfen Square-Enix gleich zweimal danken. Zum einen, weil Chrono Trigger nach 14 qualvollen Jahren endlich auch in Europa veröffentlicht wurde. Zum anderen, weil das DS-Remake in seiner ursprünglichen 2D-Form daherkommt.
Bei Regen werde ich spitz auf Rollenspiele. Das mag zwar total kurios klingen, entspricht aber der Wahrheit. Sobald die Tropfen an meine Fensterscheibe klopfen, verspüre ich den Drang, mich in meinen gemütlichen Sessel zu lümmeln und ein Abenteuer epischen Ausmaßes zu genießen. Als ich meine Version von Fallout 3 erhielt, hat es geregnet. Als ich nach rund 50 Stunden den Abspann sah, fielen erneut Tropfen vom Himmel.
Petrus hat anscheinend ein Herz für mich, denn just in dem Moment, als ich die Testversion von Chrono Trigger entgegennahm, öffnete er die Himmelstore und ließ die Regentropfen gen Erde fallen. Jetzt, 100 Spielstunden sowie fünf der 14 möglichen Enden des Spiels später, regnet es wieder. Wüsste ich es nicht besser, könnte man meinen, ich sei in der Zeit zurückgereist. Und genau das ist ironischerweise das Hauptthema in Chrono Trigger.
Im Sog der Zeit
Für die Japaner mag die Ankündigung des Rollenspiels wie für uns Weihnachten und Ostern zusammen gewesen sein. Zwei in Konkurrenz stehende Unternehmen (Squaresoft und Enix) planten gemeinsam ein neues Rollenspiel. Kopf hinter dem Projekt war Final-Fantasy-Erfinder Hironobu Sakaguchi; für das Charakter-Design zeichnete Akira Toriyama verantwortlich. Und als ob es nicht besser kommen könnte, komponierten Yasunori Mitsuda sowie Nobuo Uematsu gemeinsam den Soundtrack des Spiels. Zusammen mit Programmierern beider Unternehmen erschufen sie ein Rollenspiel epischen Ausmaßes, das zu Recht die Bezeichnung „zeitlos" trägt.
Mit den ersten Worten im Spiel kommt gleich die erste und wahrlich auch einzige große Ernüchterung: Chrono Trigger wurde für den hiesigen Markt nicht lokalisiert. So kommen englischkundige Spieler zwar in den Genuss des überarbeiteten und hervorragenden englischen Skripts, jüngeren Spielern entgeht so aber ein Meisterwerk der interaktiven Erzählkunst. Die Geschichte handelt vom schlafmützigen Jungen Crono, der zu Beginn des Spiels den örtlichen Jahrmarkt unsicher macht. Nach bereits wenigen Spielminuten prallt er mit dem jungen Mädchen Marle zusammen. Beide wollen sich noch auf dem Jahrmarkt vergnügen, ehe sie das neue Teleportationsexperiment von Cronos Freundin Luca begutachten.
Letzteres schlägt selbstverständlich fehl, Marle wird durch die Zeit geschleudert, Crono und Luca eilen ihr zur Hilfe. Und als würde das alles für einen Tag nicht genügen, entpuppt sich die neueste Bekanntschaft als Prinzessin. Auf der Flucht erfahren die Gefährten, dass die Welt im Jahr 1999 von einem außerirdischen Parasiten namens Lavos zerstört wird. Der Rest sollte klar sein: Gemeinsam beschließen sie, die Welt zu retten. Das mag zwar anfangs nicht sonderlich spannend klingen, doch glaubt mir: Es wird spannend!
Seiner Zeit voraus
Das alles geschieht innerhalb der ersten zwei Spielstunden. Das zeigt vor allem eines: Chrono Trigger gelingt es wie kaum einem anderen Spiel, Geschichte, Nebenhandlungen sowie Charakterprofile binnen kurzer Zeit zu erzählen, ohne sich in einem Leerlauf zu verfangen. Das Gleiche gilt für das Gameplay selbst. Anstatt langwierige Dungeons zu erkunden, die von außen winzig aussehen, von innen sich aber als zweites Empire State Building entpuppen, dauern solche Einlagen meist nicht länger als 30 Minuten.
Mitverantwortlich hierfür sind die in der Spielumgebung sichtbaren Monster. Wer also möchte, kann Kämpfen einfach aus dem Weg gehen. Nur selten taucht eine Gruppe Gegner aus dem Nichts auf. Stupides Aufleveln ist ebenfalls nicht nötig. Auch wenn ihr euch nur auf jeden zweiten Kampf einlasst, erlangt ihr dennoch genügend Erfahrungspunkte, um mit jedem Endgegner fertig zu werden. Sterbt ihr trotzdem, habt ihr nicht die richtige Taktik angewandt.
Das Kampfsystem ist die aus den Final-Fantasy-Spielen bekannte Active-Time-Battle, welche jeder Figur erlaubt, innerhalb einer bestimmten Zeit einen Angriff zu starten. Auf Wunsch lassen sich die Menüs auf den Touchscreen legen, sodass ihr einen besseren Überblick über das Kampfgeschehen am oberen Bildschirm erhaltet. Zudem könnt ihr so die Kommandos bequem per Stylus erteilen, außerdem wirkt das Menü deutlich aufgeräumter und übersichtlicher. Seid ihr nicht in einem Kampf verwickelt, zeigt der untere Bildschirm eine nützliche Karte an, damit sich Cronos Trupp nicht verläuft - praktisch! Interessant werden die Kämpfe, sobald die eingesetzten Party-Mitglieder (maximal drei) ihre Angriffe miteinander kombinieren können.
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