Preview - Child of Light : Kinderspiel

„Hier wirkt Magie!“ Das dachten wir zumindest, als wir ein weiteres Mal Child of Light spielen konnten. Das Zusammenspiel aus klassischer Musik, künstlerischem Wagemut, eingängigem Rollenspielsystem und Rätseleinlagen zog uns in einen Strudel aus Spaß und Faszination. Der Creative Director von Far Cry 3 hat all seine Wünsche als Herzensprojekt in digitale Form gepresst. Vielleicht ist Child of Light keine Magie, aber es ist die Vision und der Traum eines Mannes. Damit hat es vielen Spielen etwas voraus – und das merkt man.

Child of Light ist besonders und damit gleichzeitig auch äußerst vielversprechend. Das fängt bei der verträumten, märchenhaften Präsentation an und hört bei dem gut durchdachten rundenbasierten Kampfsystem auf. Hier kommt ein Spiel auf euch zu, das trotz verschiedener Genre-Einflüsse ein homogenes Ganzes zu ergeben scheint. Ihr bewältigt Sprungeinlagen, löst klassische Rätsel à la Zelda und liefert euch kurze Scharmützel im Stile alter Final-Fantasy-Ableger. Das liest sich wie ein kruder Mix. Als würde euch jemand einen Hauptgang servieren, der aus einer Vielzahl von wohlschmeckenden Zutaten besteht, die in dieser Zusammenstellung jedoch nicht ihr ganzes Aroma entfalten können.

Doch weit gefehlt. In unseren ersten Spielstunden blieb das Aroma voll erhalten und gewann durch die Kombination eine neue, noch unbekannte Facette. Der Übergang zwischen den einzelnen Abschnitten ist fließend und wirkte zu keinem Zeitpunkt aufgezwungen oder unangebracht. Unsere ersten Gehversuche mit Protagonistin Aurora sind überschaubar und beschränken sich auf simple Sprungeinlagen und Schieberätsel. Langsam wird man an die grundlegende Mechanik und den Ablauf des Kampfes herangeführt. Nach einigen wenigen Spielminuten treffen wir auf ein sprechendes Glühwürmchen, das Aurora fortan mit seinen Kräften unterstützt.

Gleißendes Licht

So unscheinbar dieses Glühwürmchen auch wirkt, es ist nicht nur integraler Bestandteil der Spielerfahrung, sondern erweitert Child of Light um eine dynamische Komponente, die dazu beiträgt, dass der Titel solch eine Kurzweil entwickelt, wie sie nur wenige Rollenspiele entfalten. Mit dem zweiten Analog-Stick steuert ihr euren treuen Begleiter völlig unabhängig von Aurora. Durch einen Knopfdruck bringt ihr ihn zum Leuchten und erhellt nicht nur dunkle Höhlen, sondern blendet auch Gegner. Das führt zum einen dazu, dass ihr einen Angriffsvorteil vor einem Kampf erhaltet, zum anderen lässt sich ein Widersacher auch während des Kampfes blenden, wodurch sein Angriffszug verzögert wird. Eine Energieleiste beschränkt diese Fähigkeit jedoch. Geht die Energie zur Neige, könnt ihr mithilfe eures unauffälligen Mitstreiters während des Kampfes leuchtende Stellen untersuchen, um wieder an Kräften zu gewinnen.

So wird das statische Kampfgeschehen aufgelockert es versprüht dank dieser Interaktionsmöglichkeit viel mehr Dynamik. Auch der schnelle Spielfortschritt trägt zu diesem Eindruck bei. Nach nur wenigen Kämpfen steigt ihr im Level auf und schaltet neue aktive und passive Fähigkeiten frei. Ihr findet unentwegt Juwelen, mit denen ihr eurer Ausrüstung neue Spezialeffekte verleiht. Nahezu jede Spielminute werdet ihr durch diese kleinen Details motiviert. Hinzu kommt der unaufdringliche Wechsel zwischen Erkundung, Rätseln und Geschicklichkeitseinlagen.

Fazit

von David Kepler

Child of Light soll ein spielbares Märchen werden. Nach mehr als einer Stunde mit dem Titel scheint diese Versprechung nicht aus der Luft gegriffen zu sein. Das Spiel entführt mich wie die Werke der Gebrüder Grimm in eine andere Welt, die ich nur ungern verlassen möchte, ehe nicht alles erkundet und alle Geheimnisse offengelegt wurden. Dieser Spielfluss, der sich reißend seinen Weg bahnt und mich erfasst, diese stete Abwechslung im Spiel-Design und die audiovisuelle Präsentation machen Child of Light zu solch einem außerordentlich interessanten Spiel, dass jede noch so große AAA-Produktion urplötzlich an Reiz verliert. Ich will es haben. Und zwar jetzt.