Test - Champions of Anteria : Das Beinahe-Siedler
- PC
Aus Die Siedler: Königreiche von Anteria wurde Champions of Anteria: Nach einem misslungenen Betatest stellten Ubisoft und Blue Byte ihren einstigen Free-to-play-Ableger vollkommen auf den Kopf. Herausgekommen ist ein Action-Rollenspiel, das den Mittelweg zwischen League of Legends und Diablo 3 sucht, sich aber irgendwo auf halber Strecke verirrt.
Die Fantasy-Welt von Anteria ist in Aufruhr: Monster, Räuber und eine finstere Macht haben das Königreich übernommen. Eure Aufgabe besteht darin, die Landkarte Sektor für Sektor zurückzuerobern. Zu diesem Zweck rekrutiert ihr fünf wackere Helden, mit denen ihr in die Schlacht zieht und gelegentlich auch euer Land verteidigt. Champions of Anteria erzählt seine Story in toll gezeichneten Comic-Zwischensequenzen mit liebevoll und witzig gestalteten Helden sowie sehr gelungener deutscher Sprachausgabe. Durch den schönen Einstieg hat man sofort Lust auf das Action-Rollenspiel.
Fünf Helden in der Schlacht
Leider entpuppt sich der Kampf gegen das Böse schnell als ziemlich mühsame Angelegenheit. Champions of Anteria erinnert an Diablo 3, allerdings ohne dessen Spielfluss. Vor jedem Einsatz wählt ihr drei eurer fünf Helden aus. Alle Figuren im Spiel sind einem bestimmten Element zugeordnet und besitzen somit Stärken und Schwächen gegenüber anderen Elementen. Metallmuskelprotz Vargas beispielsweise setzt Naturwidersachern mächtig zu, ist aber für Feuerschergen anfällig.
So schubst ihr eure Recken mit Maus und Tastatur aus der dreh- und zoombaren Vogelperspektive über die teils recht kleinen Karten, kämpft gegen Monster und erledigt Aufgaben. Ihr baut zum Beispiel Verteidigungsanlagen auf, bekämpft Bosse oder beschützt eine Karawane. Die Missionen sind längst nicht so abwechslungsreich, wie ihr jetzt vielleicht vermutet. Vielmehr wiederholen sich die Ziele leider viel zu schnell und zu häufig. Ständig wehrt man nur irgendwelche Gegnerwellen ab. An diesem Eindruck ändern auch die eingestreuten Zusatzaufgaben wie versteckte Schätze nichts.
Zweite große Schwachstelle stellt das nur in der Theorie ausgebuffte Kampfsystem dar. Zwar klingt das Jonglieren mit den Elementen taktisch fordernd, doch selbst der Pausenmodus verhindert nicht, dass die meisten Schlachten im Chaos versinken. Mit vier Spezialfertigkeiten bieten die Helden zu wenig taktische Möglichkeiten, noch dazu sind die Einheiten-KI und die Steuerung durchwachsen.
Helden suchen sich oftmals extrem lange Routen, stehen sich gegenseitig im Weg oder ignorieren Befehle. Meist läuft es darauf hinaus, einfach einen Widersacher nach dem anderen mit allen drei Helden anzugreifen. Geht euch einmal die Lebensenergie aus, füllt ihr sie mit Heiltränken wieder auf. Braucht ihr Verstärkung, platziert ihr Fallen oder Ballisten. Trotzdem: Champions of Anteria ist weder ein herausragendes Strategie- noch ein packendes Action-Rollenspiel.
Mein Königreich soll wachsen
Im Verlauf der 20- bis 30-stündigen Kampagne absolviert ihr aber nicht nur Missionen, ihr müsst euch auch um den Aufbau eures Königreichs kümmern. Diese Elemente erinnern an die Überreste des ursprünglichen Siedler-Projekts. Allerdings solltet ihr keine Produktionsketten oder gar komplexes Ressourcen-Management erwarten. Der Aufbaupart von Champions of Anteria ist sehr rudimentär und dient einzig dem Produzieren neuer Rohstoffe.
In der Stadtansicht platziert ihr neue Gebäude – vom Wasserträger bis zum Holzfäller. Diese liefern am Ende jedes Spieltags neue Rohstoffe. Ihr müsst lediglich darauf achten, dass ihr die Vorteile der vorhandenen Gebiete ausnutzt. In Bergbauabschnitten bringen Minen beispielsweise mehr Rohstoffe. Sonderlich komplex ist das allerdings nicht. Interessanter sind die Rollenspielgebäude wie die Schmiede oder die Apothekerin.
Sie versorgen eure Helden nämlich mit Heiltränken, Ausrüstungsgegenständen und anderen Hilfsmitteln. Wie in einem Rollenspiel rüstet ihr eure Recken vor dem Einsatz aus. Diese Option motiviert tatsächlich und tröstet über einige Längen im Missionsdesign hinweg. Mit neuen Rüstungen verändert ihr die Kampfeigenschaften und das Aussehen eurer Truppe. Neue Optionen schaltet ihr über die Währung Ansehen auf einem etwas unübersichtlichen Talentbaum frei. Auch hier ist das System nicht unbedingt komplex, aber es ist für einen 30-Euro-Titel durchaus ausreichend. Überhaupt ist der Umfang von Champions of Anteria ordentlich, nur die inneren Werte stimmen leider nicht vollends.
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