Test - Ceville : Es ist so schön, gemein zu sein
- PC
Der mit Schweizer Dialekt sprechende Druide, der sich ärgerlicherweise neutral verhält, ist dabei ebenso witzig und glaubhaft wie der athletische Paladin, der sich mehr für seine Frisur interessiert als für heldenhafte Auftritte (mit denen er selbstverständlich trotzdem prahlt). Auch die ökologisch engagierte Elfe, die tumbe Palastwache und die überkandidelte Schauspielerin H.Lo fügen sich hervorragend in das Ensemble dieses herrlich erzählten Schurkenstreichs ein. Nur der Erzbösewicht Basilius kommt etwas blass daher, was angesichts des nicht minder boshaften Helden Ceville aber auch kein Wunder ist.
Ein besonderes Highlight sind die schon erwähnten Anspielungen, von denen es im Spiel nur so wimmelt. Viele sind natürlich eher offensichtlich, wie die Mitglieder der Anonymen Bösewichter: ein gehörnter Dämon, der gern ein eigenes Dungeon hätte, ein Zombie-Pirat und ein röchelnder Ritter in schwarzer Rüstung. Für Kenner sind aber auch so nette Dinge dabei wie eine herabtropfende Flüssigkeit, die eine Kochmütze in Flammen aufgehen lässt, oder der an die Wand gefesselte Gefangene, den Ceville zum Lösen des Rätsels (und zum eigenen Vergnügen) auf den Kopf drehen muss. Doch auch die Entwickler verstehen Spaß, wenn sie euch während des Ladevorgangs in einem Text mitteilen, dass dieser euch von den langen Ladezeiten ablenken soll.
Kopfnüsse mit Hilfsfunktion
Was nützen aber einem Adventure die beste Geschichte und die tollsten Charaktere, wenn die Rätsel nicht mithalten können. Doch auch hier lässt euch Ceville nicht im Regen stehen. Zwar sind alle Rätsel Standardkost, von einigen zeitkritischen Aufgaben mal abgesehen. Es erwarten euch nur Kombinationsaufgaben, also keine Schiebe- oder Schalterrätsel (obwohl auch schon einmal ein Schalter umgelegt werden muss). Das ist aber nicht als Kritik zu verstehen, denn alle Rätsel sind logisch und, wenn auch manchmal etwas arg um die Ecke gedacht werden muss, letztendlich auch lösbar.
Der Schwierigkeitsgrad der Rätsel nimmt dabei im Laufe des Spiels spürbar zu. Vor allem im dritten Akt, in dem ihr ständig Gegenstände zwischen den drei Charakteren Ceville, Lilly und dem Paladin Ambrosius hin- und herschieben müsst, kommen die grauen Zellen ganz schön ins Schwitzen. Doch zum Glück haben die Entwickler einige Hilfen eingebaut, die euch das Rätseln etwas erleichtern. Mit Klick auf die Leertaste werden euch alle Hotspots angezeigt und farblich markiert, je nachdem, ob ihr sie nur betrachten oder auch mit ihnen interagieren könnt. Zudem verfärbt sich auch noch die Beschreibung eines Objekts, wenn ihr mit einem Inventargegenstand über ihn fahrt und eine Kombination möglich ist (diese Funktion lässt sich aber auch deaktivieren).
Mit der Maus nach Faeryanis
Die Bedienung des Spiels ist auch ansonsten von der eingängigsten Sorte. Neben hilfreichen Funktionen, wie dem Umschalten zwischen den spielbaren Charakteren und dem Ein- und Ausblenden der Untertitel per Tastendruck, ist alles Weitere Point-&-Click-Standard. Bewegt werden die Figuren per Mausklick. Ein Linksklick interagiert mit einem Objekt oder einer Person, ein Rechtsklick liefert Informationen. Per Doppelklick läuft der Charakter oder wechselt sofort zur angeklickten Location. Eine Weltkarte lässt euch weiter entfernte Regionen in Nullkommanichts erreichen.
Locations gibt es reichlich: die Stadt mit Gefängnis, Theater und Ratshalle. Einen Zwergenstollen, einen Friedhof, einen druidischen Steinkreis, den Wald, in dem sich die Öko-Elfe an einen Baum gekettet hat, um die Zwerge am Abholzen zu hindern, und ein Urlaubsparadies unter Palmen dürft ihr auch noch besuchen. So gut wie alle Schauplätze sind dabei eher klein und übersichtlich gehalten und nur selten sind Objekte in unterschiedlichen Locations versteckt. Grafisch vielleicht nicht ganz so ausgefeilt wie in anderen Spielen, wimmelt es doch von vielen witzigen Details und dieses kleine Manko wird durch die liebevoll animierten Charaktere voll und ganz wettgemacht.
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