Test - Batman: The Telltale Series : Episode 5: City of Light
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Telltale zeigt im großen Finale von Batman: The Telltale Series doch noch einmal, wie’s gemacht wird. Nach der sowohl spielerisch als auch inhaltlich schwachen Hinführung der letzten Episode weckt Episode 5: City of Light sogar Hoffnung auf mehr Konsequenzen für kommende Telltale-Adventures. Auch diesmal warnen wir vor kleineren Spoilern zur Story der ersten vier Episoden. Wer noch nichts von Telltales Batman gesehen hat, der liest am besten zuerst die spoilerfreien Tests zu den ersten drei Episoden von Batman: The Telltale Series.
Lasst uns kurz zusammenfassen, was bisher geschah: Gotham steht kurz vor dem Kollaps, Bürgermeister Harvey Dent vor einem Nervenzusammenbruch und der Pinguin kurz davor, in den Batcomputer einzudringen. Bruce kämpft mit den Enthüllungen über seine Familie, Batman mit Fehlfunktionen seines Batgears und Harvey bekämpft seinen inneren Two Face, während Lady Arkham zusammen mit dem Pinguin gegen die gesamte korrupte Gesellschaft von Gotham vorgehen will.
Episode 4: Guardian of Gotham ließ euch mit einer Menge offener Handlungsstränge zurück und stellte euch zum Schluss vor eine Entscheidung, die Batman, je nachdem wie ihr wählt, an zwei vollkommen unterschiedlichen Punkten in der Gesamtgeschichte zurückließ. Ganz schön viel aufzuarbeiten fürs große Finale also. Publisher Telltale ergriff diesmal jedoch die Gelegenheit und schaffte etwas, worin so viele seiner anderen Adventures versagten: Eure Entscheidungen haben weit reichende Konsequenzen.
Entscheidungen mit Einfluss
Wie wir schon in den Tests der vorherigen Episoden immer wieder positiv hervorhoben, hatten bisher einzelne Entscheidungen tatsächlich immer mal wieder mehr oder weniger Einfluss auf den Verlauf der Geschichte. Bestes Beispiel dafür ist das Ende von Episode 2. Selbst wenn die Konsequenz hier nur optisch ist, zieht sich das entstellte Gesicht von Bürgermeister Dent, je nachdem ob ihr ihn oder Catwoman im finalen Kampf vor den Angreifern gerettet habt, durch das komplette Spiel. Es gibt keine fadenscheinige Wendung in einer Zwischensequenz, die dafür sorgt, dass Dents Gesicht doch noch verbrennt, selbst wenn ihr ihn gerettet habt.
Wer etwa Game of Thrones: A Telltale Game Series gespielt hat, ist da leider anderes gewohnt. Mit der letzten Entscheidung der vierten Episode geht Telltale sogar noch einen Schritt weiter: Sie verändert den gesamten Anfang der darauf folgenden Episode – und zwar nicht nur optisch. Abhängig von eurer Entscheidung am Ende bekommt ihr für die ersten 20 Minuten von Episode 5: City of Light eine andere Sequenz zu spielen. Ihr stellt euch dem wahnsinnigen Bürgermeister und seinem blutigen Pfad zur scheinbaren Rettung Gothams oder dem größenwahnsinnigen Pinguin und seinen dubiosen Machenschaften, die in das Ausrufen der Anarchie münden.
Dabei haben beide Geschichten keinen gemeinsamen Schauplatz, keine ähnlichen Dialoge oder gar die gleichen Kampfsequenzen. Erstmals seit Langem weckt ein Telltale-Spiel wieder das Bedürfnis, die Story zumindest ab einem bestimmten Punkt ein zweites Mal anzugehen. Nicht etwa, weil man mit den Konsequenzen der eigenen Entscheidungen unzufrieden ist, sondern weil die Unterschiede der beiden Geschichten so groß sind, dass der andere Handlungsstrang ebenfalls überaus interessant ist.
Starkes Gameplay, schwaches Finale
Nach diesen rund 20 Minuten werden die beiden Geschichten jedoch wieder zusammengeführt und Batman wird auf eine Schnitzeljagd zu Lady Arkham geschickt. Nicht nur in der Auswirkung der Entscheidungen legt Batman: The Telltell Series hier für kommende Spiele vor, auch in Sachen Gameplay zeigt es, wie man Story-getriebene Spiele fachgerecht inszeniert. Belangloses Dialoggestotter, unterbrochen von schnöden Quick-Time-Sequenzen, ist Schnee von gestern. Ihr erkundet Tatorte mit der in Episode 1 bereits gelobten Detektivmechanik, folgt Lady Arkhams Brotkrumen von einem Versteck zum nächsten, setzt Puzzle-Stücke mithilfe des Batcomputers zusammen und hastet in rasanten Quick-Time-Events durch Arkham Asylum.
Selbstverständlich führt ihr auch bedeutungsschwangere Dialoge mit allen Beteiligten der bisherigen Geschichte. Langeweile oder Frust, weil das Spiel abwechslungsarm immer dasselbe von euch fordern würde, kommt da zu keiner Zeit auf. Neue Charaktere werden zum Schluss glücklicherweise nicht mehr eingeführt, dafür aber so ziemlich alle offenen Handlungsstränge weitgehend zufriedenstellend abgeschlossen. Für Batman-Fans dürfte die Story eine nette Interpretation sein. Ein weltbewegendes Ende mit großem Knall, das euer Bild vom dunklen Ritter grundlegend verändert, solltet ihr jedoch nicht erwarten.
Trotz kleinerer kosmetischer Schwächen gibt es nicht viel an Episode 5 auszusetzen. So eine ausgewogene Mischung aus Handlung und Spiel wünschen wir uns für alle zukünftigen Telltale-Adventures. Denn auch wenn vielleicht nicht jeder mit der Handlung, dem großen Finale und dessen Verlauf zufrieden ist, so schafft es Batman: The Telltale Series in fast allen Episoden, mehr als die meisten anderen Telltale-Spiele, ein gewisses Gefühl von Einfluss auf die Handlung mit einer ausgewogenen Balance zwischen Geschichte und aktivem Spiel zu vereinen. Gerne mehr davon fürs nächste Abenteuer!
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