Preview - Assassin's Creed: Syndicate : Zu Besuch bei Ubisoft Quebec
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Assassin's Creed: Unity war nicht der erhoffte große Wurf. Na gut: Die Meinungen gehen, was Arnos Abenteuer in Paris betrifft, ziemlich weit auseinander. Dass der vergangene Ableger jedoch gerade in den ersten Monaten nach der Veröffentlichung technisch in etwa so fertig war, wie eine Pizza, die man statt in den Ofen für eine halbe Stunde auf der Fensterbank in die Sonne legt, lässt sich nur schwer bestreiten. Trotzdem erscheint im Oktober der nächste Streich in der fast schon traditionsreichen Open-World-Assassinen-Schleich-Schnetzel-Reihe: Assassin's Creed: Syndicate. Erstmals hat Ubisoft Quebec für die Entwicklung die Kapuze auf. Ob sie aus den Fehlern der Vergangenheit lernen? Wir schauten ihnen bei der Entwicklung über die Schulter!
London. Fish-&-Chips-Pubs-Rote-Busse-beschissenes-Wetter-Mary-fucking-Poppins-London*. Wobei, auf rote Busse müsst ihr im neuen Assassin’s-Creed-Werk aus dem Hause Ubisoft Quebec verzichten. Gefahren wird dieses Mal aber trotzdem. Laut Game Director Scott Phillips erweitern die brandneuen Kutschen, Züge und Schiffe die Meuchelmörderwelt um eine weitere fundamentale Säule und reihen sich direkt neben der Schleicherei, der Erkundung und der Fäusteschwingerei ein. Die ist übrigens im neuen Teil derbe und brutal, was dem Setting zuzuschreiben ist. Statt wilde Pirouetten suchen die oberen Extremitäten (selbstverständlich mindestens mit einem Schlagring ausgestattet) den direktesten Weg ins Ziel.
Hüüüüah!
Alles soll Hand in Hand gehen. Ihr könnt die Kutschen nutzen, um euch zu verstecken, schnell von A nach B zu kommen oder auf den Dächern bösen Schergen Saures geben. Schon jetzt freuen sich die Entwickler auf etwaige lustige YouTube-Videos von aufreibenden Verfolgungsjagden, die aufgrund des physikbasierten Fahrverhaltens unberechenbare Formen annehmen können. Im Gegensatz zu einem Auto besteht eine Kutsche aus mehreren Einheiten, also Pferd und Kutsche, die einzeln berechnet werden. Ach ja: Natürlich wird das Reittier mit einer eigenen künstlichen Intelligenz gesegnet.
Gar nicht mal so unpraktisch, so müsst ihr keine unnötigen Gedanken damit verschwenden, wohin ihr gerade kutschiert, während euch Leute mit scharfen Klingen oder tödlichen Revolvern ans Leder wollen. Das Pferd sprintet weiter seelenruhig den eingeschlagenen Weg entlang. Bis es erschossen wird. Dann ist die wilde Fahrt vorbei. Aber der Transfer auf andere Kutschen geht leicht von der Hand. Im Zweifelsfall kann man auf Züge umsatteln, die mit ihrem festen Zeitplan sicherlich pünktlicher London umrunden, als die Deutsche Bahn. Müsst ihr mal flott die Themse überqueren, hüpft ihr von Schiff zu Schiff.
London wie es leibt und lebt
Es ist schon jetzt beachtlich, wie lebendig das viktorianische London auf dem Bildschirm wirkt. Ein Großteil ist dem Verkehr zu verdanken, aber auch Straßenmusikern oder Kindern, die durch die Hinterhöfe toben. Damit die Weltmetropole so authentisch wie möglich eingefangen wird, auch was die entsprechende Epoche betrifft, setzte Ubisoft auf den Rat des Historikers Jean-Vincent Roy. Die umfangreichen Ausflüge in die britische Hauptstadt machen sich bezahlt. Natürlich bekommt ihr ein London serviert, das in seiner Form und im Umfang zusammengestaucht wurde.
Doch haben alle sieben im Spiel präsentierten Viertel ihre ganz besondere Atmosphäre und Charakteristik. In Westminster lauft ihr diversen ikonischen Gebäuden wie dem gleichnamigen Parlament oder dem Big Ben über den Weg. Southwark ist mit den ganzen Brauereien und den Schornsteinen ein harter Kontrast. Egal wohin ihr geht, sei es City of London, Lambeth, Whitechapel oder The Strand: Jeder Schauplatz hat seine Struktur. Das geht sogar so weit, dass jeder Bezirk seine eigene Melodie hat, die sich sachte durch jeden spielerischen Aspekt zieht.
Eine musikalische Stadt
So offenbart Lydia Andrew, Audio Director von Assassin’s Creed: Syndicate, dass London im 19. Jahrhundert eine äußerst musikalische Stadt war und sie das mit ihrem Team unbedingt einfangen wollte. Deswegen vermischen sich in der musikalischen Untermalung bekanntes Liedwerk der Geschichte Londons mit Werken, die speziell für das Open-World-Abenteuer geschrieben wurden. Auch je nach Tageszeit, Fortschritt im Spiel und dem aktuellen Geschehen ändert sich die Musik.
Nach wichtigen Missionen hört ihr die Leute in den Pubs von euren Errungenschaften singen oder sie musizieren über den Tod einer wichtigen Persönlichkeit. Seid ihr in City of London unterwegs, mischt sich das Lied namens Champagne Charlie in den Hintergrund. Immer recht subtil. Marschiert ihr dann zufällig an Straßenmusikern vorbei, steigen sie in die Melodie ein. Ein toller Kniff. Die beiden Hauptcharaktere Jakob und Evie besitzen ihre ganz eigenen Instrumente im Soundtrack, die je nachdem wen ihr gerade spielt, die klangliche Oberhand haben. Gerade Freunde klassischer Musik sollten auf ihre Kosten kommen.
Käfer in London?
Trotzdem merkt man die Nervosität in Quebec. Immer wieder versichern die Programmierer und Entwickler, dass etwaige Bugs noch ausgemerzt werden und die präsentierte Version alles andere als fertig ist. Marc-Alexis Côté, Creative Director von Assassin's Creed: Syndicate, ist sich bewusst, dass sie in diesem Jahr unter ganz besonderer Beobachtung stehen und verspricht, dass der kommende Ableger durch die umfangreichste Testphase geht, die ein Spiel aus der Assassin's-Creed-Reihe jemals gesehen hat. Man darf gespannt sein.
*Zitat aus „Snatch: Schweine und Diamanten“. Toller Film.
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