Test - Aragami : Im Schatten des Todes
- PC
1998 war ein großes Jahr für das Genre der Schleichspiele: Neben Metal Gear Solid und Thief: The Dark Project erschien für die alte PlayStation ein Geheimtipp namens Tenchu, der euch als heimlich mordender Ninja durch das alte Japan hetzte. Aragami von Lince Works schlägt in die gleiche Kerbe und überrascht mit einem pfiffigen Spielelement.
Wenn einem nichts Besseres einfällt, dann ruft man einen Rachegeist: Die junge Yamiko wird vom Clan der ruchlosen Kaiho gefangen gehalten und beschwört in ihrer Not Aragami, der sie befreien soll. Das Ritual ist zwar erfolgreich, jedoch hat die Sache einen Haken: Unser unfreiwilliger Held schöpft seine Lebenskraft aus der Energie der Schatten und erlischt unter hellem Licht innerhalb von Sekunden.
Demnach müsst ihr euch von einer dunklen Ecke zur nächsten fortbewegen, nicht zuletzt um den Blicken der Kaiho zu entgehen. Ihr könnt laufen, schleichen, rennen und buchstäblich von Schatten zu Schatten springen. Sprich: Lässt sich ein solcher anvisieren, der sich innerhalb eurer Reichweite befindet, dann “springt“ ihr sogar durch feste Gittertüren oder herumstehende Gegner.
Schurken begegnen euch im Laufe der dreizehn Kapitel zuhauf, weshalb ihr sie entweder geschickt umgehen oder mit eurem Schwert töten müsst. Dabei reicht jeweils ein Schlag aus der Nähe, allerdings benötigen eure Gegner ebenfalls nur einen Hieb, um euch zu erledigen. Ähnlich problematisch ist die Wachsamkeit der Kaiho, die bei Sichtkontakt oder dem Fund einer Leiche Alarm schlagen. Daraufhin verliert ihr Punkte und solltet euch vor der aufgeschreckten Meute verstecken, bis sie die Suche nach euch aufgibt.
Suchspiel
In den meisten Kapiteln müsst ihr von A nach B gelangen und mehrere Lichtbarrieren ausschalten, indem ihr die damit verknüpften blau leuchtenden Säulen ausfindig macht. Diesbezüglich ist uns eine kleine Inkonsequenz aufgefallen: Ihr könnt euch zwar per Knopfdruck euer nächstes Ziel anzeigen lassen, allerdings deutet die Markierung manchmal auf die Lichtbarriere und manchmal auf die Säule hin. In ersterem Fall müsst ihr euch ohne Hilfe auf die Suche begeben, was zum Glück dank der übersichtlich gehaltenen Umgebung kein allzu großes Problem darstellt.
Ab und an stoßt ihr auf Schriftrollen, die ihr gegen zusätzliche Fähigkeiten eintauscht. Dazu gehören diverse Kräfte, mit denen ihr Gegner von Weitem töten oder euch für ein paar Sekunden unsichtbar macht. Ihr solltet jedoch so früh wie möglich die Fähigkeit zur Beseitigung von Leichen freischalten, weil sie euch das heimliche Vorgehen dramatisch erleichtert.
Die klassische Schule der Design-Kunst
Bereits die hübsche Comicgrafik und der sehr atmosphärische Soundtrack machen Aragami zu einer würdevollen Hommage an Tenchu, doch die eigentliche Überraschung verbirgt sich im sehr ausgeklügelten Level-Design. Die Anordnung der Häuser und Schattenflächen gewährleistet genügend Freiraum für verschiedene Lösungsmöglichkeiten und schränkt euch gleichzeitig gezielt ein, sodass euch kaum Abkürzungen zur Verfügung stehen.
Weniger gelungen ist die KI der Kaiho, die sich allzu leicht austricksen lässt und vor allem viel zu schnell aufgibt, wenn sie nach euch sucht. Zudem mussten wir mehrfach beobachten, wie ein aufgeweckter Gegner stur in eine Richtung blickte und sich trotz Laufanimation nicht von der Stelle bewegte.
Zickige Technik
Allgemein liegt in der Bug-Dichte das größte Problem von Aragami: In der von uns getesteten Review-Version stießen wir auf mehrere Stellen, an denen wir nach einem Schattensprung ohne ersichtlichen Grund gestorben sind. Dies ist aufgrund der rar gesäten Checkpoints umso ärgerlicher.
Besonders schlimm ist jedoch der erste der drei Endgegnerkämpfe: Während die Idee dahinter, wie ihr den Schurken austricksen und besiegen müsst, durchaus gewitzt und fordernd ist, hatten wir massive Probleme, ihm den zweiten von insgesamt drei benötigten Treffern zuzufügen. Dies funktionierte ohne jedwede Erklärung nur mit einem pixelgenau ausgeführten Sprungangriff, was wir erst nach zahlreichen Fehlversuchen herausfanden.
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