Test - Alpha Polaris : Ionensturm über Grönland
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Das kommt davon, wenn man als erklärter Öko in einer auf Profit ausgelegten Öl-Forschungsstation arbeitet: Plötzlich träumt sich die gesamte Crew in den Wahnsinn und die ersten Mitarbeiter bringen sich um. Kann Rune Knudsen weiteres Unheil verhindern und durch das Lösen von Point-&-Click-Adventure-Rätseln sein eigenes Leben retten?
Ein Norweger auf Grönland
Rune ist Student und er mag Eisbären. So schießt er sie nicht gleich tot, sondern versucht, sie zu betäuben. Derzeit sitzt er in einer Forschungsstation, die mitten in Grönland neue Ölquellen erschließen will. Das gefällt Rune als Umweltliebhaber ganz und gar nicht, aber außer immer wieder Diskussionen über die Wichtigkeit des ökologischen Gleichgewichts anzustoßen, ist er machtlos.
Natürlich wird der junge Norweger zwangsläufig zum Helden, als plötzlich nach einem Ionensturm die Crew unter ganz schlimmen Träumen leidet, die wiederum im echten Leben zu Wahnvorstellungen und unkontrollierbaren Aggressionen führen. Es liegt an Rune herauszufinden, ob dahinter eine übernatürliche Kraft steckt oder die Besatzung einfach nur unter einem kollektiven Lagerkoller leidet.
Tipp mal wieder
Alpha Polaris ist ein Point-&-Click-Adventure - so weit, so gewöhnlich. Doch anstatt rein auf vertraute Werte zu bauen, versuchen Turmoil Games, das Rätseln auf eine knackigere Ebene zu hieven. So werdet ihr an mehreren Punkten dazu genötigt, zur Tastatur zu greifen und diverse kryptische Symbole mit einem Namen zu versehen. Diese Idee hört sich fast schon innovativ an, aber im Kern stammt sie aus einer Zeit der Adventure-Spiele, die gut die Hälfte unserer Leser aufgrund ihres jungen Lebensalters nicht miterlebt haben dürften.
Texteingaben waren früher nichts Ungewöhnliches und so nett solche Retro-Nuancen auch sind: In diesem Fall gibt es einen ganz entscheidenden Punkt, warum sie heute nicht mehr praktiziert werden. Das Erraten von Wörtern macht dann Probleme, wenn der Spieler ein korrektes Synonym für ein Symbol herausfindet, an das die Entwickler jedoch selbst nicht gedacht haben. So etwas kann schnell zu Frust führen, wenn man nämlich bei einem prinzipiell richtigen Ansatz trotzdem gesagt bekommt, er sei falsch.
Ein anderes Konzeptelement fordert euch auf, in bestimmten Situationen mehr als zwei Objekte miteinander zu kombinieren. Diese Idee gefällt auf Anhieb recht gut, weil sie stupides Trial & Error erschwert und somit den Spieler mehr zum Nachdenken zwingt. Doch letztlich enttäuscht das Feature, weil es viel zu selten zum Einsatz kommt.
Schnell vorbei
Allgemein ist Alpha Polaris kein Leichtgewicht und lässt den Spieler beim Lösen der Rätsel häufig alleine. Sprich: Hinweise sind rar gesät. Seid ihr hingegen ein alter Hase unter den Adventure-Liebhabern, dann benötigt ihr keine fünf Stunden bis zum Ende, selbst wenn ihr euch brav durch alle Dialogoptionen klickt und die Synchronsprecher jeden Satz fertig aussprechen lasst. Entsprechend unbefriedigend ist die eigentliche Geschichte, die viel zu hastig von einem Ereignis zum anderen springt und urplötzlich endet. Dies ist umso bedauerlicher, weil die Charaktere an sich Interesse wecken und mehr als nur Schwarz-Weiß-Abziehbilder darstellen.
Dass die Entwickler nicht viel Geld für ihr Spiel hatten, merkt der Kenner sofort an der mittelmäßigen Grafik. Die glänzt nur ganz zaghaft bei einigen Hintergrundbildern sowie ein paar hübschen Comic-Zeichnungen und erschreckt umso mehr bei den scheußlich gerenderten Zwischensequenzen. Ähnlich wankelmütig gibt sich die Sprachausgabe, die an einer Stelle das Verhalten der Crew gut zur Geltung kommen lässt und an anderer Stelle gerade mal so viel Emotionen zeigt wie die Stimme eines Bordcomputers.
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