Test - Airline Tycoon 2 : Eine Tankladung Spielspaß, bitte.
- PC
Wer beispielsweise neues Personal einstellen möchte, begibt sich ans Ostende des Hangars ins Personalbüro – und muss sich dann erst mühselig durch immer gleiche Dialoge klicken, bevor er ins entsprechende Menü geleitet wird. Allerdings ist damit noch nicht alles getan, denn die neu eingestellten Mitarbeiter werden nicht etwa automatisch einem leeren Flugzeug zugeteilt. Nein, wir müssen erst das Gespräch beenden und den daneben Sitzenden ansprechen, uns erneut durch Dialogzeilen klicken und dann umständlich jeden Mitarbeiter einzeln einem Flugzeug zuordnen. So weit, so umständlich.
Aber das war ja noch längst nicht alles, denn Airline Tycoon 2 wird noch viel umständlicher. Beispielsweise artet das Managen der Flüge bei mehreren Flugzeugen in heilloses Chaos aus. Dabei geht die Übersicht schneller flöten, als man es annehmen möchte, denn anfangs läuft die Koordination noch wie geschmiert. Hat man dann nach einer halben Ewigkeit sämtliche Flugrouten festgelegt und einen ordentlichen Plan auf die Beine gestellt, ist der Klickfluch noch nicht gebrochen, denn eine funktionierende Wiederholfunktion gibt es schlichtweg nicht. Jede Spielwoche müsst ihr sämtliche Flüge neu festlegen und euch erneut in das Chaos stürzen. Die linke Maustaste wird völlig überstrapaziert, der Zeigefinger schmerzt, die Motivation sinkt auf den Nullpunkt. Angeblich soll ein Patch die Bedienprobleme beseitigen, in unserer Testversion war das leider noch nicht der Fall.
Soll das etwa witzig sein?
Was einem ebenfalls bereits nach sehr kurzer Zeit auf den Keks geht, sind die ewig gleichen lächerlichen Gespräche mit den Spielfiguren, bei denen nahezu alle erdenklichen Dialekte verschandelt wurden. Wir haben ja kein Problem damit, wenn eine einzelne Figur Bayrisch spricht – aber spätestens beim obertuntigen Detlev, der uns jedes Mal mit „Oh, du siehst aber toll aus heute!“ begrüßt, fragt man sich, was aus Airline Tycoon geworden ist. Der "Humor" soll witzig sein und zum Lachen anregen, er sorgt aber eher für Fremdschämen. Die Dialoge in Airline Tycoon 2 sind nicht lustig, sondern peinlich. Und sie wiederholen sich mit jeder neu angefangenen Konversation, weil es tatsächlich pro Charakter maximal fünf verschiedene Dialogzeilen gibt. Es ist ein Graus, sich die dämlichen Sprüche jedes Mal anhören zu müssen, wenn man doch nur sein Flugzeug umgestalten will.
Auch inhaltlich hat Airline Tycoon 2 für eine Wirtschaftssimulation überraschend wenig zu bieten. Ein Mehrspielermodus fehlt komplett, Online-Ranglisten oder Ähnliches gibt es nicht; die Kampagne besteht aus sechs mageren Missionen, die eher als Tutorial dienen sollen. Blöd ist allerdings, dass man selbst nach diesen Missionen noch längst nicht jeden Aspekt des Spiels verstanden hat. Somit ist der einzige ernst zu nehmende Spielmodus das freie Spiel, in dem man selbst loslegen kann – Siegbedingungen lassen sich aber auch nicht definieren.
Was die Abwechslung angeht, ist Airline Tycoon 2 ebenfalls eine Enttäuschung. Spätestens nach zwei Stunden Spielzeit wiederholt sich alles und nur noch selten eintretende Zufallsereignisse, wie Papstreisen oder Ascheregen, sorgen kurz für Spannung. Wäre Airline Tycoon 2 eine Fluggesellschaft, würden man vermutlich nur Kurzstreckenflüge buchen können, denn alles, was länger als 120 Minuten dauert, endet in einschläfernder Routine. Es ist uns schleierhaft, wie ein Nachfolger so wenig mit dem Original und dem damaligen Spielspaß zu tun haben kann.
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