Test - Age of Pirates 2: City of Abandoned Ships : Ne Buddel voll Rum tut bitter Not
- PC
Als Kinder haben wir doch fast alle davon geträumt, ein gefürchteter Pirat zu sein. Diesen Traum könnt ihr ab sofort in Age of Pirates 2: City of Abandoned Ships leben - wenn ihr überhaupt so lange durchhaltet.
Oha, einige Soldaten mit Gewehren im Anschlag stürmen gerade durch die Tür hinein und die dahinterliegende Treppe hinauf. Der einzige Fluchtweg wäre ein Sprung vom Balkon, der würde aber mit Sicherheit den Tod durch Genickbruch bedeuten. Glücklicherweise steht an der Brüstung jedoch eine Kiste, in deren Innern sich ein Schwert befindet. Damit kann man den Soldaten wie ein echter Pirat entgegentre... äh ... wo ist, bitte sehr, der verdammte Schlüssel für die Kiste? Der muss doch hier irgendwo se... argh ... die Soldaten ...*peng* *röchel *
Nein, keine Angst, ihr habt hier nicht etwa das miese Drehbuch eines drittklassigen Actionfilms vor euch liegen. Vielmehr handelt es sich dabei um eine von vielen misslungenen Szenen aus dem Rollenspiel Age of Pirates 2, die symptomatisch für das gesamte Spielgeschehen ist. Warum? In den meisten Fällen wisst ihr schlicht und einfach nicht, was ihr als Nächstes tun müsst. Oder viel schlimmer: Ihr wisst, was zu tun ist, erhaltet jedoch nicht den geringsten Hinweis darauf, wie ihr es in die Tat umsetzen könnt. Das Spiel setzt auf eine größtenteils offene Welt mit viel Handlungsfreiraum. An sich eine löbliche Idee und die Aktionsmöglichkeiten sind in der Tat vielfältig. Doch wenn man sich selbst bei einfachsten Aufgaben ständig ratlos am Kopf kratzt und das Spiel einen im Stich lässt, kommt selbst bei hartgesottenen Seebären Frust auf.
Da hilft nur noch 'ne Buddel voll Rum
Eigentlich hat das Team von Akella in Age of Pirates 2 vieles richtig gemacht. Ihr wählt zu Beginn des Spiels eine von drei Karrieren (Abenteurer, Freibeuter oder Händler), schließt euch einer von insgesamt vier Nationen an und beginnt mit einem winzigen Schiff eure Karriere als unerfahrener Seemann. Je nach Berufswahl widmet ihr euch anderen Aufgaben. So könnt ihr als Händler Waren von einem Hafen zum anderen schippern und gegen möglichst viel Profit verkaufen. Das klappt dank des guten Wirtschaftssystems auch hervorragend.
Freibeuter hingegen beschränken sich auf das Entern von Schiffen oder Plündern von Städten. Abenteurer zieht es in die Ferne und lüften Geheimnisse oder suchen nach Schätzen - Quests gibt es zur Genüge. Selbst an Seeschlachten, Säbelkämpfe und Erkundungsgänge aus der Schulterperspektive haben die Entwickler gedacht. Zudem dürft ihr euch mit steigendem Charakterlevel auf bestimmte Fertigkeiten, wie zum Beispiel den Säbelkampf und die Schiffsführung, spezialisieren.
Klingt alles toll, erleidet jedoch aufgrund zahlreicher Mängel Schiffbruch. Da wäre zum einen die ziemlich umständliche Steuerung, die euch mehr als einmal zum Wahnsinn treiben wird. Warum werden Aktionstasten sowohl auf Maus als auch Tastatur verteilt und nicht konsequent auf ein Eingabemedium gelegt? Warum müssen die Menüs stellenweise so überladen sein, dass man die Übersicht verliert? Wieso werden selbst simple Aktionen, wie das Auslaufen aus dem Hafen oder die Flucht vor einem Seegefecht, durch Bugs verhindert? Fragen dieser Art könnten wir noch einige stellen. Hinzu kommt die bereits erwähnte Orientierungslosigkeit, die sich durch das gesamte Spiel zieht. Es gibt keinerlei Hilfen oder Hinweise, die euch bei eurem Leben als virtueller Pirat unter die Arme greifen. Zugänglichkeit sieht anders aus.
Umso schlimmer ist es, dass Age of Pirates 2 nicht mal in technischer Hinsicht zu überzeugen weiß. Das russische Team von Akella hat einfach die Engine des Vorgängers übernommen, leicht aufgebohrt, und das war es dann auch schon. Das Ergebnis sieht schlimmer aus als die Unterhose eines schmuddeligen Deckmatrosen: schwammige Texturen, leblose Landschaften und detailarme Figuren. Die Soundkulisse ist ebenfalls recht dürftig ausgefallen. Zwar sind einige der Musikstücke recht nett anzuhören, doch die mäßige Sprachausgabe und die etwas dünn klingenden Effekte (etwa bei den Seeschlachten) locken keinen Piraten aus seiner Koje raus.
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