Test - ABZÛ : Eine Reise unter Wasser
- PC
Flower und Journey gehörten zu den erfolgreichsten und vor allem schönsten PSN-Store-Hits der PlayStation-3-Ära. Kein Wunder also, wenn das neue Spiel von deren Art Director Matt Nava auf den ersten Blick eine ähnliche Klasse suggeriert. ABZÛ ist genau wie seine beiden Vorbilder ein echter Hingucker, der euch in die Tiefen des Meeres entführt.
Kulisse über alles
Es dauert keine Minute, bis ABZÛ seine Muskeln spielen lässt: Bereits das satte Blau der Wasseroberfläche, auf der ihr euch zu Beginn mit eurem namenlosen Charakter befindet, sieht verboten schön aus. Ihr taucht unter, schwimmt instinktiv von einem optisch auffälligen Ort zum anderen und durchstreift eine farbenfrohe Welt voller Fische und Meerespflanzen. Obwohl die Grafik bei genauerem Hinschauen mit schlichten Texturen und vielen einfarbigen Flächen arbeitet, sorgen die nahezu perfekten Animationen für ein lebendiges Gesamtbild.
Im Hintergrund lauscht ihr Austin Wintorys ruhiger Musik, die dem seichten Abenteuer seine Seele verleiht. Egal, ob ihr zielstrebig zum Finale rauscht oder gemütlich die Gegend nach Steinstatuen oder Muscheln absucht: ABZÛ vermittelt von Anfang bis Ende eine bemerkenswert meditative Atmosphäre, die euch völlig entspannt, und gerade deswegen eure Finger an den Controller fesselt.
Schönheit contra Anspruch
So wunderschön die Grafik und so bezaubernd die Musik auch sind: Das Spieldesign reicht leider nicht an diese Klasse heran. Natürlich benötigt ein Titel wie ABZÛ keine aufwendigen Rätsel, besonders intelligente Gegner oder ein ausgeklügeltes Waffenequipment. Doch während sowohl Flower als auch Journey immer wieder mit Kleinigkeiten überraschten, die der Welt die nötige Abwechslung bescherten, konfrontiert euch ABZÛ in regelmäßigen Abständen mit den immer gleichen Situationen.
Ihr müsst beispielsweise kleine Drohnen aus dem Boden ausbuddeln, um von Algen zugewucherte Durchgänge zu durchbrechen, oder stets exakt zwei Räder drehen, um eine mit Ketten versperrte Tür zu öffnen. Die Ideen sind simpel und die Aufgabe des Spielers stets selbsterklärend, weshalb der Ablauf zur schnöden Routine wird. Gleichwohl die Menge an Wiederholungen nicht so weit überhandnimmt, dass es langweilt oder gar nervt, fühlen sich solche Routinen wie ein Spielzeitstrecker an. Dies ist umso bedenklicher, wenn man sich die kurze Dauer des Abenteuers von knapp anderthalb Stunden vor Augen hält.
Geschichte ohne Herz
Vor allem fehlt es ABZÛ im Gegensatz zu seinen Vorbildern an einer emotionalen Komponente, die über die schicke Kulisse hinausgeht. Ohne etwas von der kaum vorhandenen Handlung verraten zu wollen: An manchen Stellen sollt ihr euch beispielsweise bedroht fühlen oder traurig sein, allerdings wirken all diese Schlüsselszenen platt und erzwungen. Speziell der Antagonist ist an Abstraktheit nicht zu überbieten und stellt einen derart starken Kontrast zur dynamischen Unterwasserwelt dar, weshalb er keinerlei Eindruck schindet.
Der letzte Kritikpunkt kommt erneut durch den Vergleich mit Flower und Journey zustande: Manche Ereignisse erinnern in ihrer Inszenierung fatal an einen der beiden Klassiker, nur, dass die Kulisse eine andere ist. Dafür fehlt es an solch genialen Features wie der tollen Sixaxis-Steuerung des Windes in Flower oder dem heimlich implementierten Multiplayer-Modus in Journey. In ABZÛ könnt ihr euch allenfalls zu einer der Steinstatuen begeben und regelrecht meditieren, während ihr einen der vielen Fischschwärme beobachtet.
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